Allgemein Newsletter Tierrechte

Tierhaltungskennzeichnung / neue Bundestierschutzbeauftragte / Novelle Tierschutzgesetz

Newsletter Tierrechte vom 16. Juni 2023

Inhalt

  • Neue Tierhaltungskennzeichnung schreibt Tierleid fest
  • Licht und Schatten: Bundestierschutzbeauftragte und Tierschutzgesetz
  • Ukraine: Tierleid nach Staudamm-Zerstörung
  • Tiertransporte: Gemeinsam für ein Verbot
  • Stimmen für Ausstieg aus dem Tierversuch
  • Versuchstier des Jahres 2023: Englische Version jetzt verfügbar
  • Über 1,5 Millionen für ein Pelzfreies Europa
  • Medientipps
  • Termine

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

heute stimmte der Bundestag für die umstrittene neue Tierhaltungskennzeichnung. Menschen für Tierrechte und andere Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen hatten zuvor dazu aufgerufen, die Haltungskennzeichnung nicht in dieser Form zu beschließen – vergeblich. Die Kennzeichnung, die schon in ihrer ursprünglichen Fassung von Tierschutzseite geschlossen abgelehnt wurde, war nach Verhandlungen innerhalb der Ampel nochmals verschlechtert worden. Beispielswiese soll Schweinen in der 2. Stufe (Stall+Platz) nur noch 12,5 Prozent mehr Platz zugestanden werden – ein Etikettenschwindel, der diese tierquälerische Haltung salonfähig macht. In dieser Form wird die Kennzeichnung nicht die gewünschte Lenkungswirkung hin zu einer besseren Tierhaltung bewirken. Im Gegenteil: Eine Kennzeichnung, die Tierleid weiterhin festschreibt und sogar auszeichnet, nützt der Fleischindustrie. Wir brauchen genau das Gegenteil: Statt das System der Tierausbeutung zu zementieren, brauchen wir endlich eine echte Ernährungswende weg von der Tierhaltung, hin zu pflanzlichen Eiweißträgern.


Licht und Schatten: Bundestierschutzbeauftragte und Tierschutzgesetz
Die vergangene Woche war aus Tierschutzsicht ein Wechselbad. Ein positiver Lichtblick war der Amtsantritt der ersten deutschen Bundestierschutzbeauftragten Ariane Kari. Der Bundesverband begrüßte dieses wichtiges Signal, gratulierte und bot Ariane Kari Fachexpertise und Unterstützung an. Am nächsten Tag wurde bekannt, dass der Referentenentwurf des Tierschutzgesetzes auf Druck der Agrarlobby deutlich verschlechtert worden sei. Ursprünglich war unter §1 ein Zusatz geplant, wonach wirtschaftliches Interesse keinen vernünftigen Grund für eine Beeinträchtigung von Leben und Wohlbefinden eines Tieres darstellen dürfe. Doch dieser Satz wurde bei der Ressortabstimmung gestrichen. Für den Bundesverband ist das Herausstreichen des Satzes ein inakzeptabler Kotau vor der Agrarindustrie und sinnbildlich für das grundsätzliche Problem: Der Tierschutz wird wirtschaftlichen Interessen untergeordnet, das geltende Recht ignoriert. Wie notwendig eine Verschärfung des Tierschutzgesetzes ist, zeigte sich in der ebenfalls diese Woche veröffentlichten Datensammlung „Tierschutz-Skandale: Karte der Tierquälerei“. Die erdrückende Sammlung der dokumentierten Tierschutzskandale seit 2016 macht deutlich, dass sich nichts ändert, obwohl immer wieder grausamste Tierquälereien dokumentiert werden.


Ukraine: Tierleid nach Staudamm-Zerstörung
Die Flut nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms ist für Menschen, Umwelt und Tiere in der Südukraine eine Katastrophe. Bei Katastrophen wird meistens vor allem über die menschlichen Opfer berichtet und wenig von den Tieren. Dabei sind gerade sie besonders betroffen. Wildtiere, „Weidetiere“, aber auch Tiere in Zoos, Ställen und Häusern werden von den Wassermassen überrascht. Manche können sich retten, viele ertrinken. Tiere, die in Häusern, Käfigen und Ställen eingeschlossen sind, haben keine Chance. Um so viele Tiere wie möglich zu retten oder um zumindest ihr Leid zu lindern, startete der Bundesverband schon kurz nach Kriegsbeginn eine Spendensammlung. Mithilfe unserer Partnervereine vor Ort konnten Tiere in Zoos, Tierheime, Streuner und Tiere von Flüchtlingen mit Futter und Hilfsgütern versorgt werden. Außerdem wurden Flüchtlinge mit ihren Tieren aus der Ukraine evakuiert. Sie können gerne weiterhin für die Tiere in der Ukraine spenden. Nutzen Sie dazu unser Spendenformular. Unter „Projekt“ wählen Sie bitte „Ukraine“ aus. Vielen Dank!


Tiertransporte: Gemeinsam für ein Verbot
Seit Jahren wird um ein Verbot von Tiertransporten in Drittstaaten gerungen. Die Bundesregierung setzt sich zwar für Verbesserungen ein, ein nationales Verbot von Tiertransporten in Drittstaaten schließt sie jedoch aktuell aus. Zu Unrecht, findet der Bundesverband und forderte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir anlässlich des Internationalen Tages gegen Tiertransporte am 14. Juni auf, sich für ein bundes- und EU-weites Verbot von Tiertransporten in Drittstaaten stark zu machen. Gemeinsam mit Organisationen des Tierschutznetzwerks „Kräfte bündeln“ sowie des Bündnisses für Tierschutzpolitik setzten wir am Mittwoch ein Zeichen. Mit einer großen Aktion am Brandenburger Tor machten wir gemeinsam auf das Leid der Tiere auf den langen Transporten aufmerksam. Mehr dazu unter: tierrechte.de


Stimmen für Ausstieg aus dem Tierversuch
Während sich die Industrie im Bereich Landwirtschaft gegen mehr Tierschutz wehrt, haben die Pharmakonzerne großes Interesse an tierversuchsfreien Verfahren. Kürzlich sprach sich die Chefin von Merck dafür aus, die Zahl der Tierversuche zur Entwicklung und Produktsicherung von Arzneien und Chemikalien in den kommenden Jahren deutlich senken zu wollen. Auch Roche will mehr tierfreie Verfahren einsetzen und die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) sprach sich dafür aus, Tierversuche weiter zu reduzieren. Die USA gehen hier voran: Ende letzten Jahres beschloss die US-Regierung den sogenannten Modernization Act der FDA. Dieser erlaubt, neue Medikamente auch auf Basis tierversuchsfreier Verfahren zuzulassen. Schon 2019 hatte die US-Umweltbehörde EPA festgelegt, dass toxikologische Versuche an Säugetieren ab 2035 verboten sind. Ab 2025 werden die Fördergelder für Tierversuche in diesem Bereich um 30 Prozent gekürzt und ab 2035 ganz gestrichen. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich dafür ein, dass auch die EU die tierversuchsfreie Zulassung von Medikamenten ermöglicht.


Versuchstier des Jahres: Englische Version
In diesem Jahr hatte der Bundesverband die Maus in der Autismusforschung zum „Versuchstier des Jahres“ ernannt. Aus gutem Grund, denn obwohl wissenschaftlich umstritten ist, welche Phänomene zum Spektrum der Autismus-Störungen gehören, wird der Autismus an gentechnisch veränderten „humanisierten“ Mäusen erforscht. Und dies, obwohl die Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse höchst fragwürdig und die genetische Manipulation mit großem Tierleid verbunden ist. Die ausführliche Broschüre gibt es jetzt als PDF auch in englischer Sprache unter tierrechte.de. Weitere Infos zum „Versuchstier des Jahres“ finden Sie hier.


Über 1,5 Millionen Unterschriften für ein Pelzfreies Europa
Wir haben es geschafft! Die Bürger:innen-Initiative „Fur Free Europe“ hat ihren Validierungsprozess auf Ebene der Mitgliedstaaten mit insgesamt 1.502.319 Unterschriften abgeschlossen! Fur Free Europe ist damit die erfolgreichste europäische Bürger:innen-Initiative für Tierschutz und die dritterfolgreichste überhaupt. Die Unterschriften sind nun offiziell bei der EU-Kommission eingereicht und wir fordern die EU auf, die Pelzzucht und das Inverkehrbringen gezüchteter Pelzprodukte ein für alle Mal zu verbieten. Die Kommission muss vor Jahresende öffentlich auf die Initiative reagieren.
Mehr zur Initiative finden Sie hier.


Medientipps


Termine


Impressum:

Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
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Tel. 02252 – 830 12 10
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Web: www.tierrechte.de
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Alle Spenden sind steuerlich abzugsfähig

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Um Landwirt:innen Alternativen aufzeigen, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können, betreibt Menschen für Tierrechte die Webseite ausstieg-aus-der-tierhaltung. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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