Pressemitteilungen Stadttauben

24. Juli 2024: Tierschutz: Berlin bricht Koalitions-Versprechen

Menschen für Tierrechte kritisiert Ausbremsen des Stadttaubenkonzeptes und Angriff auf Tierschutzbeauftragte

Obwohl die große Koalition erst vor einem Jahr angekündigt hatte, ein tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagement in Berlin einzuführen, will sie jetzt unwirksame und möglicherweise tierschutzwidrige Mittel einsetzen. Die Verbreitung von fragwürdigen Informationen eignet sich auch zur Demontage der Landestierschutzbeauftragten.

In dem im April 2023 veröffentlichten Berliner Koalitionsvertrag von CDU und SPD heißt es: „Für mehr Sauberkeit in der Stadt wollen wir ein Taubenmanagement etablieren mit dem Ziel, die Taubenpopulation zu reduzieren.“ Kurz darauf legte die Berliner Landestierschutzbeauftragte Dr. Kathrin Herrmann ein umfangreiches Konzept für ein tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagementkonzept in Berlin vor. Doch in einem heute veröffentlichten Beitrag im Rundfunk Berlin-Brandenburg wird die Umsetzung des bewährten Stadttaubenkonzeptes in Frage gestellt. Die Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz sei dabei, das Konzept zu überprüfen. Dabei gehe es auch um Maßnahmen wie „Tierarzneimittel oder die Ansiedlung von natürlichen Fressfeinden“. Die Bezirke Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg fürchteten, dass durch betreute Taubenschläge die „Anzahl der Tiere ansteigen würde“ und verweisen auf Erkenntnisse des niedersächsischen Tierschutzbeirats. Tatsache ist, dass Niedersachsen das Konzept geprüft hat und es den Kommunen offiziell empfiehlt!

Die Ankündigung der Senatsverwaltung und die Aussagen der Bezirke kommentiert Christina Ledermann, Vorsitzende vom Bundesverband Menschen für Tierrechte:

„Die große Koalition in Berlin ist gerade dabei, ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag zu brechen. Die Begründungen dafür sind absurd. Es scheint, als würden Falschinformationen verbreitet, um das Stadttaubenkonzept in Berlin nicht – wie versprochen – umsetzen und finanzieren zu müssen. Gleichzeitig soll so anscheinend auch die Landestierschutzbeauftragte demontiert werden. Stattdessen will die Stadt jetzt unwirksame und möglichweise tierschutzwidrige Mittel einsetzen. Tatsache ist, dass Niedersachsen das Konzept geprüft hat und es den Kommunen offiziell empfiehlt. Außerdem hat unsere bundesweite Umfrage zur Effektivität von Stadttaubenkonzepten ergeben, dass viele deutsche Städte erfolgreich Stadttaubenprojekte durchführen. Was hier gerade passiert, ist gezielte Meinungsmache gegen das bewährte Stadttaubenkonzept und gegen die Landestierschutzbeauftragte. Dies passt leider voll in das traurige Bild der Tierschutzpolitik der Hauptstadt: Seid die CDU an der Macht ist, wird der Tierschutz abgewickelt und ausgebremst. Man sucht nach Gründen, um keinen Tierschutz machen zu müssen. Wo bleibt der konstruktive Ansatz, Berlin?“

Die bundesweite Umfrage hatte 2021 ergeben, dass betreute Taubenschläge das Mittel sind, um die Tiere artgerecht zu versorgen und ihre Population mittels Ei-Austausch zu kontrollieren, wenn das Gesamtkonzept konsequent umgesetzt wird. Anfang Juli hatte der Bundesrat kürzlich in seinen Empfehlungen auf die Umfrage verwiesen. Was erfahrungsgemäß nicht funktioniert, ist der Einsatz von Greifvögeln gegen Tauben. Auch die Gabe von Tierarzneimitteln, wie der Taubenpille Ovistop, ist nach Ansicht des Tierrechtsverbandes höchst fragwürdig.

Hier lesen Sie weitere Pressemitteilungen zur Situation in Berlin und zum tierschutzgerechten Stadttaubenkonzept:
21. Juni 2024: Tierschutz in Berlin nicht kaputtsparen 
15. März 2024: Offener Brief: Unabhängigkeit der Landestierschutzbeauftragten sicherstellen
Stadttauben: Umfrage bestätigt Effektivität des Gesamtkonzeptes
Taubenpille Ovistop: Kaum erforscht, schwere Nebenwirkungen möglich, teuer


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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.