Allgemein Newsletter Tierrechte

Newsletter Tierrechte 01/22: Überfällig: Neuausrichtung der Agrarpolitik

21.01.2022

Inhalt

  • Überfällig: Neuausrichtung der Agrarpolitik
  • Tiertransporte: Kein Ende in Sicht
  • Kälbertransporte: Übergangsfrist nicht verlängern
  • Xenotransplantation: Schweine als „Ersatzteillager“
  • Wegweisendes Urteil verbietet Taubentötungen
  • Berlin: Tierschutz im Koalitionsvertrag
  • EU-Konsultation zum Tierschutz: Heute noch Mitmachen
  • Mithelfen: Aktuelle EU-Bürgerinitiativen
  • Termine

Liebe Leserinnen und Leser,

Auf einem virtuellen Kongress haben am Dienstag Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) und die grüne Bundesumweltministerin Steffi Lemke ihre Pläne für eine nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft vorgestellt.
Sie versprachen einen „neuen Aufbruch“ in der Landwirtschaft. Die Neuausrichtung der Agrarpolitik müsse Umwelt, Natur, Klimaschutz und Landwirt:innen zugutekommen. Bezüglich des Tierschutzes verwiesen sie auf die geplante verbindliche Tierhaltungskennzeichnung.
Dies sind positive Signale: zum einen zeigt dies, dass das Thema Agrarwende für beide Minister:innen von großer Bedeutung ist. Zum anderen eröffnet der Schulterschluss der beiden Schlüssel-Ministerien neue Chancen. Lemke nannte dies, die neue strategische Allianz zwischen Umwelt und Landwirtschaft. Das Gegenteil war unter Agrarministerin Klöckner (CDU) der Fall. Hier war keine Zusammenarbeit mit dem SPD-geführten Umweltministerium möglich.
Doch trotz allem Optimismus, sind die Herausforderungen übergroß. Seit Jahrzenten wurden notwendige Reformen etwa in den Bereichen Klima-, Wasser-, Arten- und Tierschutz verschleppt. Dies muss sich dringend ändern. Die milliardenschweren EU-Agrarsubventionen müssen endlich in eine nachhaltige, umwelt- und tierfreundliche kleinbäuerliche Landwirtschaft fließen, statt in Agrarfabriken. Hier kann das grüne Duo Spielräume nutzen.
Die Politik wird aber auch nicht an Gesetzesverschärfungen und Verboten vorbeikommen, um die Auswüchse der industriellen Landwirtschaft in den Griff zu bekommen. Und letztlich müssen auch die Konsumenten mitmachen. Eine tier-, klima- und umweltfreundliche Landwirtschaft ist nicht zum Nulltarif zu haben. Der Bundesverband wird sich weiter für eine Wende hin zu pflanzlichen Eiweißträgern einsetzen. Lesen Sie mehr dazu auf süddeutsche.de.


Tiertransporte: Immer noch kein Ende in Sicht
Gestern wurde der Bericht des EU-Sonderausschusses „Tiertransporte“ (ANIT) verabschiedet. Er bringt zwar einige Verbesserungen für die Tiere, doch ein wirkliches Ende der grausamen Tiertransporte soll es nicht geben. Transporte in Hochrisiko-Staaten, wie die Türkei, Libyen oder den Nahen Osten sollen weiter stattfinden dürfen, sofern sie nach EU-Recht abgewickelt werden. Dabei wurde immer wieder belegt, dass auf diesen Transporten massive Missstände herrschen. In einem Offenen Brief hatten zahlreiche Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen, darunter auch Menschen für Tierrechte, die EU-Abgeordneten zuvor aufgefordert, Lebendtiertransporten in Hochrisiko-Staaten zu beenden. Mehr dazu auf tageschau.de.


Kälbertransporte: Übergangsfrist nicht verlängern
Knapp sieben Monate, nachdem der Bundesrat beschlossen hat, dass Kälber ab 1. Januar 2023 erst in einem Alter von 28 Tagen und nicht wie bisher mit 14 Tagen transportiert werden dürfen, fordert Niedersachsen nun eine Übergangsfrist bis 2025. In den Augen vieler NGOs ein Versuch, die gerade erst in Kraft getretene novellierte Tierschutztransportverordnung aufzuweichen. In einem Offenen Brief an die Mitglieder des Ausschusses für Agrarpolitik und Verbraucherschutz, weisen zahlreiche Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen aus dem Tierschutznetzwerk Kräfte bündeln auf die Rechtswidrigkeit einer Fristverlängerung hin und fordern die Ablehnung des Antrags. Lesen Sie hier die ausführliche Pressemitteilung sowie den Brief an Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir.


Xenotransplantation: Schweine als „Ersatzteillager“
In den USA wurde erstmal das Herz eines Schweines in einen menschlichen Patienten transplantiert. Bislang wurde das Organ noch nicht abgestoßen. Um solche Abstoßungsreaktionen auf ein Minimum zu reduzieren, wurde das Schwein genetisch modifiziert. Das Thema Xenotransplantation birgt großes ethisches Konfliktpotenzial. Ist es vertretbar, Tiere einfach als Organ-Ersatzteillager zu missbrauchen? Der dazugehörigen Forschung sind schon unzählige Tiere zum Opfer gefallen. Allein die „Herstellung“ von Tieren, die genetisch so stark modifiziert sind, dass deren Organe vom Menschen nicht als fremd erkannt werden, kostet viele Tiere das Leben. Die Versuche dazu laufen schon Jahre, beispielsweise auch in München. Dort wird mit Schweineherzen und Pavianen experimentiert. Die Abstoßungsreaktionen sind gravierend, mit großen Leid und in den meisten Fällen dem Tod der Empfängertiere verbunden.
Um dem Spenderorganmangel entgegenzutreten, wären eine Fokussierung auf Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie eine verstärkte Förderung von Forschungsprojekten zur Zucht von künstlichen Organen aus Stammzellen ein ethisch vertretbarer Weg.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf geo.de „Schweineherz-Transplantation: „Meilenstein“ mit gemischten Gefühlen“ und Margrits Kolumne „Hand aufs Herz“.


Wegweisendes Urteil verbietet Taubentötungen
Das Stuttgarter Verwaltungsgericht hat kürzlich eine behördlich erlaubte Tötung von Tauben im Ostalbkreis untersagt. Die Tiere wurden in einer Firma zum Problemfall, weil sie Maschinen verschmutzten. Das Landratsamt in Aalen ging von einer konkreten Gesundheitsgefährdung aus und stufte die Tauben als Schädlinge ein. Nach der Amtstierärztin ließe sich das Problem nur durch eine Tötung der Tiere mittels Genickbruch lösen. Der Landesverband des Tierschutzbundes klagte, da es mildere Mittel als die Tötung gibt und bot an, die Tiere unterzubringen.
Nach dem Gerichtsurteil habe das Landratsamt nicht hinreichend geprüft, ob die Maßnahme geeignet, erforderlich und angemessen war. Das Gericht verwies auf den in der Verfassung verankerten Tierschutz. Es entschied, dass Behörden keine Erlaubnis zur Tötung von Tauben als Schädlinge erteilen dürfen, wenn es Möglichkeiten gibt, die Tiere einzufangen und anderweitig unterzubringen. Dieses wegweisende Urteil ist das erste, das so konkret das Tötungsverbot für Stadttauben anwendet. Es ist eine Anweisung an Veterinärämter, anstelle von Taubentötungen zielstrebig nach milderen Maßnahmen zu suchen. Taubentötungen sind ohnehin langfristig uneffektiv und nicht erforderlich, da es tierschutzkonforme und nachhaltige Methoden zur Regulierung von Stadttauben gibt. Mehr dazu lesen Sie hier: www.stuttgarter-nachrichten.de


Berlin: Tierschutz im Koalitionsvertrag
Nachdem seit Ende November feststeht, das Berlin aus einer rot-grün-roten Koalition regiert wird, hat der Bundesverband die grüne Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz Bettina Jarasch kontaktiert und die Tierschutzpläne im Berliner Koalitionsvertrag bewertet. Positiv ist, das die Koalition mehr tierfreie Speisen in öffentlichen Kantinen anbieten will. Hier empfahl der Bundesverband die Einführung einer Strategie für tier- und klimafreundliche Ernährungsformen, die auch eine breit angelegte Informations- und Bildungskampagne sowie mehr Forschungsförderung für pflanzliche Alternativen umfassen sollte. Der Bundesverband begrüßte dass sich Berlin auf Bundesebene für höhere Standards bei der Haltung von „Heim- und Nutztieren“ sowie für eine Reduzierung der Massentierhaltung einsetzen will. Dazu sei es unerlässlich, die Tierbestände zu reduzieren sowie eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung einzuführen, die alle tierischen Lebensmittel umfasst und Transport und Schlachtung miteinbezieht. Bezüglich der angekündigten Zeitpläne zur Reduzierung und Beendigung von Tierversuchen in bestimmten Bereichen, bot der Bundesverband an, seine Fachexpertise in diesem Prozess einzubringen. Hier lesen Sie den Brief als PDF.


EU-Konsultation zum Tierschutz: Heute noch Mitmachen
Heute ist der letzte Tag, um an der Befragung der EU-Kommission zur EU-Tierschutzgesetzgebung teilzunehmen. Es gibt einen Fragebogen zu unterschiedlichen Themenbereichen der Tierschutzgesetzgebung, welcher von allen EU-Bürger:innen ausgefüllt werden kann, noch bis Mitternacht! Es ist wichtig, dass sich möglichst viele Bürger:innen und Organisationen für eine strengere Gesetzgebung einsetzen und höhere Standards fordern. Auf tierrechte.de finden Sie Antwortbeispiele für den Fragebogen sowie Themenvorschläge für das Freitextfeld. Vielen Dank


Unterschreiben Sie die EU-Bürgerinitiativen

  • Save Cruelty Free Cosmetics
    Für ein Europa ohne Tierversuche!
    Alle Infos auf tierrechte.de

 

  • Stop Finning – nur noch 10 Tage!!
    Der Handel mit Haiflossen aus Europa muss beendet werden! Bitte unterzeichnen und teilen Sie diese wichtige Initiative!
    Mehr auf: stop-finning.com

Termine


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Alle Spenden sind steuerlich abzugsfähig

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren des Jahres“ sowie das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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