Allgemein Newsletter Tierrechte

Newsletter Tierrechte 19/2020 vom 09. Oktober 2020

Liebe Leserinnen und Leser,

Am 4. Oktober war Welttierschutztag. Wir nahmen dies zum Anlass um mit einer Protestaktion vor dem Bundestag in Berlin abermals auf unsere Forderungen für einen Ausstiegsplan aus dem Tierversuch aufmerksam zu machen. Gemeinsam mit 14 weiteren Vereinen fordern wir in unserer Gemeinschaftskampagne Ausstieg aus dem Tierversuch. JETZT! von der Bundesregierung die Ausarbeitung und Umsetzung einer Gesamtstrategie für einen systematischen Ausstieg aus dem Tierversuch zugunsten einer modernen, humanrelevanten Wissenschaft. Ausführliches zu den Forderungen und Vorschlägen für die Gestaltung einer solchen Strategie lesen Sie hier. In Europa waren die Niederlande 2016 die ersten, die eine konkrete Empfehlung für einen systematischen Ausstieg aus dem Tierversuch haben ausarbeiten lassen. Mittlerweile setzt sich auch der Norwegische Nationale Ausschuss für einen Ausstiegsplan aus dem System Tierversuch ein. In einer Erklärung empfiehlt der Ausschuss für Versuchstiere, eine Initiative für eine öffentliche norwegische Studie zu ergreifen, die das Potenzial für einen Übergang zu einer Forschung ohne Versuchstiere aufzeigt, klare Ziele formuliert und einen konkreten Plan für den Übergang vorlegen kann. Wiedermal hinkt unser Land hinterher und das, obwohl Deutschland im Rahmen der am 1. Juli begonnenen EU-Ratspräsidentschaft nun die Möglichkeit hat, diesen Prozess auch auf EU-Ebene voranzubringen. Ein systematischer Ausstieg aus dem Tierversuch ist ein EU-weites Anliegen, da sich nach aktuellen Erhebungen fast drei Viertel der EU-Bürger verbindliche Ziele und Fristen für die Abschaffung von Tierversuchen wünschen. Zum 22. September wurde die EU „Versuchstierrichtlinie“ 63/2010 10 Jahre alt. Mit einem Twitter-Storm haben wir sowie Vereine aus ganz Europa an diesem Tag einen Systemwandel hin zu einer tierleidfreien, humanbasierten Forschung gefordert. In der Richtlinie EU/63/2010 wurde schon in den Erwägungsgründen festgehalten, dass das letztendliche Ziel sein soll „Verfahren mit lebenden Tieren für wissenschaftliche Zwe­cke und Bildungszwecke vollständig zu ersetzen, sobald dies wissenschaftlich möglich ist.“ Zehn Jahre sind nun vergangen und es wird Zeit für mehr Engagement, um Worten auch Taten folgen zu lassen. Wir bleiben dran und kämpfen weiter für eine moderne Forschung, für die kein Tier mehr Leid ertragen muss.


Notwendig: Hohe Standards für EU-Tierschutzkennzeichnung
Derzeit setzt sich Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) für eine EU-weite Tierschutzkennzeichnung ein. Der Bundesverband sieht in der geplanten Kennzeichnung jedoch auch Risiken. Um zu vermeiden, dass die Kennzeichnung zu einer PR-Aktion für Tierqualprodukte wird, haben wir Ministerin Klöckner jetzt aufgefordert, sich für strenge und umfassende Vorgaben einzusetzen. Als Tierrechtsverband verfolgen wir nicht primär eine Verbesserung der Tierhaltung, sondern eine grundlegende Agrar- und Ernährungswende, weg von der tierischen, hin zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Nur so können wir das Leid der Tiere wirklich beenden und den Klimawandel aufhalten. Deswegen haben wir Ministerin Klöckner auch aufgefordert, pflanzliche Eiweiß-Quellen für die menschliche Ernährung zu fördern. Lesen Sie die ausführliche Pressemitteilung auf tierrechte.de.


Foto: alessandro0770/stock.adobe.com

Tiertransporte: strengere Regeln gefordert
Verstöße gegen den Tierschutz bei Transporten in Drittstaaten und an den EU-Außengrenzen stehen auf der Tagesordnung. „Wir sehen, dass das Elend für Tiere bei Langstreckentransporten insbesondere in Drittstaaten kein Ende nimmt“, meinte der Tierarzt und langjährige Tiertransportkontrolleur Alexander Rabitsch. Er habe Schafe gesehen, die vier Tage ohne Futter und Wasser aushalten mussten. Auch würden Vorgaben bezüglich der Ruhepausen sowie der höchstzulässigen Beförderungstemperatur oft nicht eingehalten werden. Im EU-Parlament herrscht weitgehend Konsens, dass Missstände im Tiertransportwesen existieren. Mehr als 600 der 705 Abgeordneten unterstützten die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, sagte der in eben diesem Untersuchungsausschuss vertretene EU-Abgeordnete Thomas Waitz (Grüne). „Wir wissen, dass die Verordnung veraltet ist und kaum eingehalten wird. Unser Ziel ist die Tiertransportverordnung auf einen modernen Stand zu bringen“, erklärte Waitz. So sollen Transportunternehmen, die sich an die Regeln halten, geschützt werden und Amtstierärzte klare Vorgaben und Rahmenbedingungen erhalten.


End the Cage Age: Unterschriftenübergabe
Am 2. Oktober war es endlich soweit: Die knapp 1,4 Millionen Unterschriften der europäischen Bürgerinitiative gegen die Käfighaltung von Nutztieren wurden der Europäischen Kommission überreicht. Wir hatten die Initiative unterstützt und mit Ihrer Hilfe auch die nötigen Stimmen aus Deutschland gesammelt. Wir danken Ihnen für Ihr Engagement!! Die EU-Kommission kündigte an, sich mit den Organisatoren zu treffen, um die Initiative im Detail zu besprechen. Auf der Website der Kommission können Sie den Status der Initiative verfolgen und genau sehen, wie viele Unterschriften in welchem Land gesammelt wurden. Mehr dazu auf mdr.de.


Skandal in Rottweil: Beziehungen schützten Schweinemäster
Der in die Schlagzeilen geratene Schweinemastbetrieb nahe Rottweil wurde nun geschlossen. Recherchen des ARD-Politikmagazins Report Mainz hatten die unhaltbaren Zustände aufgedeckt. Monatelang waren Missstände wohl den Behörden schon bekannt. Ein Anwohner hatte sie gemeldet, aber Maßnahmen wurden nur zögerlich ergriffen, vermutlich, da der Landwirt politisch zu „gut vernetzt“ ist. Das ist absolut inakzeptabel. Mittlerweile müsste klar sein, dass solche Zustände keine wirkliche Ausnahme mehr darstellen. Der Fehler liegt im System, deshalb muss auch das System sich ändern. Mehr dazu lesen Sie auf swr.de.


Schweiz: Grundrechte für Affen

Im Schweizer Kanton Basel-Stadt kann bald die Bevölkerung entscheiden, ob neben dem Menschen auch andere Primaten Grundrechte haben sollen. Konkret geht es um ein „Recht von nichtmenschlichen Primaten auf Leben sowie auf körperliche und geistige Unversehrtheit“. Lesen Sie mehr Details auf taz.de. In Deutschland gibt es eine ähnliche Initiative. So hatte Peta im November 2019 Verfassungsbeschwerde im Namen der Ferkel erhoben mit dem Ziel die Abschaffung der betäubungslosen Kastration zu beschleunigen. Unser Bundesverband hat diese Klage unterstützt. Die Klage im Namen der Ferkel geht über die Basler Initiative hinaus. Wenn auch für Schweine, Kühe und Hühner das Recht auf Leben und Freiheit gälte, wären Fleischverzehr, Tierhaltung und Schlachtung nur noch schwer zu rechtfertigen. Bislang hat das Bundesverfassungsgericht noch nicht über die Peta-Klage entschieden.


Welthundetag: Kampf dem Welpenhandel
Morgen ist Welt-Hundetag! Eigentlich sollten die tierischen Begleiter gefeiert und verwöhnt werden, doch seit Corona den Alltag bestimmt, boomt auch der illegale Welpenhandel auf Internetportalen wie nie zuvor. Das betrifft besonders auch solche Rassen, die als Qualzuchten gelten. Hunde, deren Gesichtszüge immer niedlicher werden sollen, mit flachen Nasen und großen Kulleraugen. Dabei bedeutet das für diese armen Tiere eine lebenslange Qual mit Atembeschwerden oder anderen schweren Erkrankungen. Ein wichtiger Schritt ist also nun die neue Regelung von ebay-Kleinanzeigen, wo nun der Verkauf von Qualzuchten verboten ist. Strenge Regeln und Kontrollen sind essentiell, um dem Treiben Einhalt zu gebieten.


Medientipps


Buchtipps


Jobbörse
Unser Mitgliedsverband Menschen für Tierrechte – Baden-Württemberg e.V. sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt für das Büro in Stuttgart eine*n wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in als Elternzeitvertretung (zunächst befristet bis 28.02.2022) in Teilzeit (20-25h/Woche). Aufgabengebiete und gewünschte Kenntnisse entnehmen Sie der ausführlichen Stellenbeschreibung. Bewerbungen bitte per E-Mail an info@tierrechte-bw.de.


Termine

  • 17. Oktober 2020: ARIWA-Demo „Circle for all animals“, Lüneburg
  • 27. November 2020: Vortragsabend „Ausstieg aus dem Tierversuch“, Hannover
  • 16. Januar 2021: Demo „Wir haben es satt“, Berlin

 

 

Impressum:

Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren des Jahres“ sowie das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

 

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