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30. September 2020: Notwendig: Hohe Standards für EU-Tierschutzkennzeichnung

Derzeit setzt sich Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) für eine EU-weite Tierschutzkennzeichnung ein. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte sieht in der geplanten Kennzeichnung jedoch auch Risiken. Um zu vermeiden, dass die Kennzeichnung zu einer PR-Aktion für Tierqualprodukte wird, hat der Verband Klöckner jetzt aufgefordert, sich für strenge und umfassende Vorgaben einzusetzen.

Derzeit setzt sich Deutschland im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft für eine EU-weite Tierschutzkennzeichnung ein. Die EU-Kommission richtete zu diesem Zweck im Juni eine Arbeitsgruppe als Teil der Tierschutzplattform ein. Im November sollen die Schlussfolgerungen zur Tierschutzkennzeichnung vorgelegt werden. Vor diesem Hintergrund hat der Bundesverband Menschen für Tierrechte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner aufgefordert, sich für eine strenge Kennzeichnung mit hohen Tierschutzstandards einzusetzen.

„Grundsätzlich begrüßen wir die Initiative von Ministerin Julia Klöckner. Doch die geplante Kennzeichnung bietet neben Chancen auch Risiken. Es muss unbedingt vermieden werden, dass am Ende der Verhandlungen ein schwaches Label übrigbleibt, denn dieses gaukelt dem Verbraucher eine tierschonende Erzeugung nur vor, obwohl das Produkt aus der industriellen Tierhaltung kommt. Die Kennzeichnung darf nicht zu einer PR-Aktion für Tierqualprodukte werden“, gibt Christina Ledermann, Vorsitzende von Menschen für Tierrechte, zu bedenken.

Der Tierrechtsverband hat sich deswegen mit konkreten Forderungen an Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner gewandt. Er fordert, dass die geplante Tierschutz-Kennzeichnung – ähnlich wie bei der Kennzeichnung von Hühnereiern – unbedingt die Produktionsmethode ausweisen muss. Zudem müssen die zugrundeliegenden Tierschutzstandards deutlich über dem gesetzlichen Mindestniveau liegen und wissenschaftlich belastbar sein. Ferner muss die Kennzeichnung die gesamte Produktionskette abdecken, für alle tierischen Produkte gelten und für alle Erzeuger verpflichtend sein.

Damit die Verbraucher auf einen Blick erkennen können, wie ein Produkt erzeugt wurde, muss die EU-Tierschutzkennzeichnung zudem einfach, übersichtlich und für jeden verständlich sein. Außerdem setzt sich der Verband dafür ein, dass die Kennzeichnung in die geplante Nachhaltigkeits-Kennzeichnung im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie (F2F) integriert wird und ein unabhängiges Kontrollsystem die Einhaltung der Vorgaben überwacht.

„Als Tierrechtsverband verfolgen wir nicht primär eine Verbesserung der Tierhaltung, sondern eine grundlegende Agrar- und Ernährungswende. Wir wollen weg von der tierischen, hin zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Nur so können wir das Leid der Tiere wirklich beenden und den Klimawandel aufhalten. Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, dass ein Umstieg auf pflanzliche Eiweißträger maßgeblich zur Rettung unseres Klimas beitragen würde (1). Deswegen haben wir Ministerin Klöckner auch aufgefordert, pflanzliche Eiweiß-Quellen für die menschliche Ernährung zu fördern. Die Zukunft der Ernährung ist pflanzlich“, schließt Ledermann.

(1) The carbon opportunity cost of animal-sourced food production on land

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Pressestelle:
Christina Ledermann
Tel.: 05840/99 99 790
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de

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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10, Internet: www.tierrechte.de

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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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