Allgemein Newsletter Tierrechte

Newsletter Tierrechte 18/20 vom 18.09.2020

Liebe Leserinnen und Leser,

die gefürchtete Afrikanische Schweinepest (ASP) ist in Deutschland angekommen. Südkorea und China, der wichtigste Abnehmer, verhängten Importverbote. Erwartungsgemäß fordern jetzt Bauern- und Jagdverbände, die Wildschweine noch stärker zu „bejagen“. Dabei wird sich das Problem dadurch nicht lösen lassen – im Gegenteil. Eine verstärkte Bejagung könnte die Ausbreitung der ASP noch befeuern. Sie zerstört zudem die Sozialstruktur der Rotten, was zu einer stärkeren Vermehrung und zu einer Abwanderung führt. Und es kann noch schlimmer kommen: Wenn das Virus in Schweinemastbetriebe gelangt, werden tausende von Schweinen getötet. Dabei ist es unwahrscheinlich, dass Wildschweine die Überträger sind, da sie mit Hausschweinen in der Regel nicht in Kontakt kommen. Die meisten vegetieren in hermetisch abgeriegelten Mastanlagen. Wie sehr die Tiere dort leiden, belegen die aktuellen Aufnahmen unseres Mitgliedsvereins ARIWA. Die Seuche wird stattdessen durch den Menschen selbst verbreitet, beispielsweise durch weggeworfene kontaminierte Fleischprodukte oder durch Virus-Träger, die sich im Wald aufhalten. Der Ausbruch der ASP zeigt einmal wieder, dass wir weg müssen von der industrialisierten Tierhaltung. Es sind die hohen Tierbestände auf engstem Raum, die massive Konzentration in der Schweinehaltung und die Tiertransporte über Landesgrenzen hinweg, die das Virus so gefährlich machen. Statt die Wildschweine als die Schuldigen auszumachen, ist es höchste Zeit, die agrarindustriellen Strukturen und die einseitige Ausrichtung auf den Export aufzugeben. Mehr dazu auf: www.tierrechte.de


Bundesjagdgesetz: Offener Brief an Julia Klöckner
Im Rahmen der derzeitigen Novellierung des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) hat sich der Bundesverband Anfang der Woche, gemeinsam mit 14 anderen Tier- und Artenschutzorganisationen, in Form eines Offenen Briefes an Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) gewandt. In diesem fordern die Vereine Klöckner auf, die Novelle des BJagdG zu nutzen, um die ökologisch überholten, traditionellen Strukturen des Jagdrechts an die im Grundgesetz verankerten Grundsätze des Umwelt- und des Tierschutzes anzupassen. Bei der vorliegenden Novelle wurden die Staatsziele Tierschutz und Umweltschutz bisher jedoch nicht ausreichend berücksichtigt. Stattdessen haben sich die großen Waldbesitzer mit ihrer Devise „Wald vor Wild“ durchgesetzt. Tierschutzvertreter waren bei der Novellierung nicht eingebunden.
Lesen Sie hier die ausführliche Pressemitteilung.


Kein Mythos: Ausstiegsplan der Niederlande
Im Jahr 2016 beauftragte der damalige niederländische Agrarminister das „Nationalkomitee zum Schutz von Versuchstieren in der Wissenschaft“ (NCad) mit der Erarbeitung einer Empfehlung, wie ein strukturierter Ausstieg aus dem Tierversuch gelingen könnte. Dies war und ist bis heute ein revolutionärer Vorstoß in Richtung eines Paradigmenwechsels. Der Bundesverband nimmt diese Empfehlung seitdem als Vorbild für die Erarbeitung einer Ausstiegsstrategie. Im August 2020 veröffentlichte die Initiative „Tierversuche verstehen“ (TVV) das Hintergrundpapier „Vorbild für Europa? Tierversuchs-Ausstieg in den Niederlanden – Mythos und Wirklichkeit“. Ziel der TVV ist es, mehr Verständnis für Tierversuche zu erreichen, indem sie Öffentlichkeitsarbeit pro Tierversuch betreibt. Auf Basis des TVV-Papiers erschien zudem der Artikel „Alternativmethoden werden Tierversuche nie ganz ersetzen“ auf Spiegel-Online. Der  Bundesverband hat beide Texte analysiert. Das Fazit: Beide sind einseitig. Vor allem der Spiegel-Artikel lässt eine gründliche Recherche vermissen. Außerdem werden Informationen nicht vollständig dargestellt, was zu einer Verzerrung der Fakten führt. Ziel scheint es zu sein, den Ausstiegsplan der Niederlande zu entwerten und die Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen, die sich darauf beziehen, als Traumtänzer darzustellen. Der Bundesverband hat sich mit einem Leserbrief an die Spiegel-Redaktion gewandt und mehr journalistische Sorgfaltspflicht eingefordert. Er und die anderen Tierschutzorganisationen werden sich von solchen Manövern nicht aufhalten lassen, sich weiter für einen Ausstiegsplan einzusetzen.
Eine ausführliche Stellungnahme lesen Sie hier: www.tierrechte.de


Küken-Tötung: Trotz Verbot geht das Leid weiter
Fünf Jahre nach der ersten Ankündigung das millionenfache Küken-Töten zu verbieten, hat Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner am 9. September ein Verbot ab 2022 angekündigt. Der Zentralverband der Geflügelwirtschaft fordert bereits eine Übergangsfrist bis Ende 2023. Es ist zu befürchten, dass die Geflügellobby diese Übergangsfreit bekommen wird, denn es wird höchstwahrscheinlich nicht gelingen, das angekündigte Gesetz noch vor Ablauf dieser Legislatur zu verabschieden. Zudem ist fraglich, ob die bekannten Verfahren zur Geschlechtsbestimmung das Leid der männlichen Küken tatsächlich mildern. Denn Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Embryonen spätestens ab dem siebten Tag Schmerz empfinden können. Die existierenden Verfahren können das Geschlecht jedoch erst ab dem neunten beziehungsweise 14. Bruttag sicher bestimmen. Hinzu kommt, dass die Geschlechtsbestimmung im Ei grundsätzlich nichts am Leid der Hennen ändert. Im Gegenteil, sie könnte das bestehende Ausbeutungssystem sogar zementierten. Denn, wenn die Legeleistung der Hennen nach circa einem Jahr abnimmt, weil sie durch das ständige Eierlegen völlig ausgezehrt sind, werden sie als „Suppenhühner“ geschlachtet. Und auch wenn die männlichen Küken als Bruderhühner oder „Zweinutzungshühner“ gemästet werden, stellt sich die Frage, ob dies tatsächlich besser ist. Denn es drängt sich der zynische Gedanke auf, ob es für einen Hahn erstrebenswert ist, nach mehreren Wochen Turbomästung bei vollem Bewusstsein kopfüber am Schlachtband zu landen und mit etwas Pech ohne Betäubung den Kopf abgeschnitten zu bekommen. Denn genau das wäre die Lebensaussicht eines männlichen Kükens.


Neue Studie: Pflanzliche Ernährung rettet Klima, Umwelt und Artenvielfalt
Was würde passieren, wenn Menschen auf Fleisch verzichten würden und ihren Eiweißbedarf durch Pflanzen decken würden? Die Forscher der Studie „The carbon opportunity cost of animal-sourced food production on land” haben errechnet, dass wir so höchstwahrscheinlich unser Klima retten könnten. Die Wiederherstellung der einheimischen Vegetation auf ertragsarmen landwirtschaftlichen Flächen sei derzeit die sicherste Möglichkeit zur Bindung von CO2 und viel einfacher als aufwendige Technologien. Eine geringere Fleischproduktion wäre auch für die Wasserqualität und -quantität, den Lebensraum der Wildtiere und die Artenvielfalt von Vorteil. Außerdem würde dies dazu beitragen, weitere Pandemien zu verhindern. Dies zeigt, wie wichtig unsere Forderung für eine Agrar- und Ernährungswende ist. Bitte unterschreiben Sie unsere Petition unter: www.change.org
Mehr zu dieser Studie lesen Sie unter: www.mdr.de


Artenschwund: jetzt Notbremse ziehen
Der weltweite Tierbestand ist laut dem Living Planet Report 2020 um fast 70 Prozent gesunken. Um gegenzusteuern, bräuchten wir mehr Schutzgebiete, eine verträglichere Landnutzung und das Aufhalten des Klimawandels, der als neue Belastung dazukommt. Dies deckt sich mit dem fünften UN-Bericht zur Vielfalt an Arten, Genen und Ökosystemen, dem „Global Biodiversity Outlook“. Dieser zeigt, dass weltweit viel zu wenig für den Erhalt der Arten getan wurde. Kein einziges der zwanzig Ziele der Biodiversitätskonvention wurde voll erreicht. Mehr dazu lesen Sie auf zeit.de und taz.de


Medientipps


Termine

  • 19. September 2020: Aktionstag gegen Tierversuche, Nürnberg
  • 19. September 2020: Animal Rights March, Köln
  • 25. September 2020: Bundesweiter Klimastreik
  • 27. November 2020: Vortragsabend „Ausstieg aus dem Tierversuch“, Hannover

 

 

Impressum:

Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
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53909 Zülpich
Tel. 02252 – 830 12 10
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Web: www.tierrechte.de
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Alle Spenden sind steuerlich abzugsfähig

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren des Jahres“ sowie das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

 

Wir sind Mitglied u.a. bei: