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Newsletter Tierrechte 17/20 vom 04.09.2020

Liebe Leserinnen und Leser,

bis Dienstag dieser Woche verhandelten die EU-Agrarminister in Koblenz u.a. über die Neuverteilung der EU-Agrarsubventionen und über die Einführung eines EU-weiten Tierwohlkennzeichens. Während der derzeitigen deutschen EU-Präsidentschaft will Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) die Reform der EU-Agrarpolitik vorantreiben. Doch Klöckner konnte nach allem, was bisher bekannt wurde, keinen Konsens mit ihrem Amtskollegen erzielen, es gab allenfalls vage Absichtserklärungen. Bei den Verhandlungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) geht es konkret darum, wer zukünftig die 55 Milliarden Euro EU-Subventionen im Jahr bekommen soll. Der Bundesverband setzt sich angesichts der drängenden Probleme wie Klimawandel, Massentierhaltung, Artensterben, Umwelt- und Wasserverschmutzung und der Gefahr weiterer Pandemien für eine Agrarwende ein. Doch bisher hält Klöckner an den pauschalen Flächensubventionen fest. Diese werden einfach auf die Hektare verteilt und weitgehend unabhängig davon gezahlt wie die Flächen bewirtschaftet werden. Damit begünstigen sie einseitig die industrielle Tierhaltung sowie Monokulturen und den Einsatz von Mineraldüngern und Pestiziden. Stattdessen fordern wir und andere NGOs, dass die EU ihre Subventionen zwingend an Leistungen für den Tier-, Umwelt- und Klimaschutz koppelt. Dafür werden wir uns weiter einsetzen.


Tierhaltung: Nachbesserungen an Borchert-Plänen gefordert
Anlässlich der Sonderkonferenz der Agrarminister am 27. August sprachen die Minister über mögliche Instrumente zur Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung, beispielsweise eine Steuer auf Fleisch und andere Tierprodukte. Sie folgten damit den Empfehlungen der sogenannten Borchert-Kommission. Deren Vorschläge sollen die Basis für den Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Deutschland bilden. Anlässlich der Sonder-AMK hatten sieben Tierschutz- und Tierrechtsverbände, darunter auch der Bundesverband, die Agrarminister angeschrieben und Ihnen zahlreiche tierschutzfachliche Kritikpunkte an den Borchert- Empfehlungen mitgeteilt. Mehr dazu lesen Sie unter: www.tierrechte.de


Tierprodukte: Regierungsberater fordern Klimalabel
Derweil kommen gleich zwei aktuelle Studien zu dem Ergebnis, dass Tierprodukte viel mehr kosten müssten, wenn man die mit der Produktion verbundenen Umweltschäden einpreist. Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik fordert in seinem neuesten Gutachten die Einführung eines Klimalabels für Lebensmittel sowie ein verpflichtendes Siegel auf EU-Ebene.
Eine Studie der Universität Augsburg kommt parallel zu dem Ergebnis, dass Fleisch aus konventioneller Aufzucht bei Berücksichtigung der versteckten Kosten – wie die bei der Produktion entstehenden Treibhausgase, die Folgen der Überdüngung oder der hohe Energiebedarf – um satte 173 Prozent steigen. Umgerechnet würden danach 500 Gramm gemischtes Hackfleisch aus konventioneller Herstellung nicht 2,79 Euro sondern 7,62 Euro kosten. Die Forscher fordern die hohen Umweltfolgekosten schrittweise auf die Lebensmittelpreise aufzuschlagen – etwa durch eine Besteuerung der CO2-Emissionen in der Landwirtschaft. Dies zeigt, wie richtig der Bundesverband mit seinem Forderungskatalog für eine Agrar- und Ernährungswende liegt. Bitte unterzeichnen und teilen Sie unsere Petition unter: www.change.org


Repräsentative Umfrage: Drei Viertel der EU-Bürger für Ausstieg aus dem Tierversuch
Nach einer aktuellen EU-weiten Umfrage sprechen sich fast drei Viertel der EU-Bürger für einen Ausstiegsplan aus dem Tierversuch aus. 76 Prozent der Deutschen wünschen zudem, dass die EU mehr Forschungsgelder in die Entwicklung von tierversuchsfreien Verfahren investiert. Die Ergebnisse der Umfrage stützen die Forderungen unserer Kampagne „Ausstieg aus dem Tierversuch. JETZT!“, mit der sich ein breites Bündnis aus 15 deutschen Tierschutzorganisationen für einen Masterplan für den Ausstieg aus dem Tierversuch einsetzt.


Foto: SOKO Tierschutz

Tierversuche: LPT– die wirkliche Lösung ist ein systematischer Ausstiegsplan
Kürzlich wurde bekannt, dass das Hamburger Tierversuchslabor LPT ab Ende August wieder Versuche an Tieren durchführen darf. Wir halten diese Entscheidung für unverantwortlich und forderten die Bundesländer in der aktuellen Pressemitteilung dazu auf, sich im Bundesrat neben Verbesserungen im Tierversuchsrecht für eine Gesamtstrategie zum Ausstieg aus dem Tierversuch einzusetzen. Nachdem die erneute Betriebserlaubnis des Skandal Labors für viel negatives Echo gesorgt hatte, will Hamburg jetzt eine Bundesrats-Initiative für mehr Tierschutz in Laboren starten. Angesichts der aktuellen Ereignisse wirkt dies etwas inkonsequent, wir begrüßen dennoch jeden Vorstoß, der letztendlich zu weniger Tierleid führt. Unter anderem sollen Kontrollen verschärft und die Labore verpflichtet werden, selbst an Alternativen zu forschen. Labore, die nicht dazu in der Lage sind, sollen in eine Art Fonds einzahlen, der solche Forschungsprojekte fördert. Die Initiative des Hamburger Senats soll nächste Woche in den Bundesrat gehen. Mehr dazu lesen Sie auf ndr.de


Beenden: Tierleid bei Schlachtung und Transport
Die letzten Wochen zeigen wieder eindringlich, dass die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln unweigerlich mit Tierleid verbunden ist. Trotz der Meldung im Juli, dass Tiertransporte nach Russland vorerst ausgesetzt wurden, sind im August in Brandenburg immer noch entsprechende Transporte abgefertigt worden. Die Verantwortung dafür wird hin und her geschoben. Auf den Strecken werden noch nicht einmal die ohnehin niedrigen EU-Tierschutzstandards eingehalten.
Währenddessen steht seit Wochen der Mega-Schlachtbetrieb Tönnies in der Kritik. Völlig übersehen werden dabei die kleinen Schlachtbetriebe. Die Zustände dort sind aber oft katastrophal, wie neue Aufnahmen zeigen. In dem betroffenen Schlachtbetrieb sollen Gegenmaßnahmen ergriffen worden sein. Es ist dennoch unfassbar, dass solche Bilder unter Aufsicht von Tierärzten entstehen können. Wir fordern strenge gesetzliche Regelungen, um dieses furchtbare Tierleid abzumildern. Unser erklärtes Zeil ist jedoch das Ende der qualvollen „Nutztier“-Haltung. Deswegen setzen wir uns für eine Agrarwende hin zur pflanzlichen Eiweißproduktion ein.


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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren des Jahres“ sowie das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

 

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