Allgemein Newsletter Tierrechte

Newsletter Tierrechte 16/20 vom 21.08.2020

Liebe Leserinnen und Leser,

die Zahl der genetisch veränderten Tiere wächst seit Jahren. Haupttreiber dieses regelrechten Gentechnik-Booms sind technische Fortschritte bei der Veränderung des Erbguts. Besonders die sogenannte Crispr/Cas-Methodik, mit der Genabschnitte eingefügt, entfernt, verändert oder ausgeschaltet werden, führt dazu, dass immer mehr sogenannte Tiermodelle für die biomedizinische Forschung geschaffen werden. Nun belegt eine neue Studie die möglichen Risiken dieses sogenannten Genome-Editings. Wir nehmen dies zum Anlass um erneut auf das millionenfache Tierleid im Zusammenhang mit der genetischen Manipulation von Tieren aufmerksam zu machen und fordern eine Fokussierung auf tierleidfreie, human-spezifische Krankheitsmodelle. In den richtigen Händen kann die moderne Gentechnik zur Entwicklung neuer, tierfreier, humanrelevanter Modelle eingesetzt werden und so einerseits die biomedizinische Forschung verbessern und gleichzeitig Tierversuche ersetzen. Lesen Sie mehr in unserer Pressemitteilung.


Borchert Kommission: Tierschutzorganisationen fordern Nachbesserungen
Am 27. August findet eine Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK) statt, bei der die Ergebnisse des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung diskutiert werden sollen. Die Vorschläge des Netzwerks, auch Borchert-Kommission genannt, sollen die Grundlage für den Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Deutschland bilden. Anlässlich der Sonder-AMK haben sieben Tierschutz- und Tierrechtsverbände, darunter auch Menschen für Tierrechte, die Agrarminister*innen angeschrieben und Ihnen zahlreiche tierschutzfachliche Kritikpunkte an den Borchert- Empfehlungen mitgeteilt. Dies sind u.a. absolut unzureichende Zielbilder für die Tierhaltung, die sich an den Kriterien des geplanten staatlichen Tierwohlkennzeichens und der Haltungsform des Lebensmitteleinzelhandels orientieren. Diese Standards würden es den Tieren nicht einmal erlauben, arteigenes Verhalten auszuleben. Nach Ansicht der Verbände führt zudem nur eine verbindliche Tierschutzkennzeichnung zu vollkommener Transparenz für die Verbraucher*innen. Nur sie ist geeignet, alle unterschiedlichen Haltungsformen sowie weitere Kriterien kenntlich und unterscheidbar zu machen. Zudem dürfen öffentliche Gelder nur in Haltungsformen fließen, die deutlich über den gesetzlichen Standard hinausgehen.  Grundsätzlich fordern die Vereine, dass die Tierhaltung in Deutschland sich strukturell verändern muss. Wir brauchen eine Abkehr der starken Exportorientierung und eine deutliche Reduktion der Tierbestände. Ausdrücklich begrüßen die Verbände das vorgeschlagene Finanzierungsmodell, das eine zweckgebundene Sonderabgabe auf tierische Produkte vorsieht.


Erfolg: EU Kommission untersucht Käfighaltung
Die EU-Kommission hat nun offiziell den Bericht zu den Auswirkungen der Käfighaltung bei der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) in Auftrag gegeben. Im Detail wird es um die Stressbelastung durch die Haltung im Käfig und Empfehlungen für eine zukünftige Gesetzgebung gehen. Die Kommission hat dabei die Europäische Bürgerinitiative gegen Käfighaltung „End the Cage Age“ auch konkret als Auslöser für die Anforderung des Berichts genannt. Die bis dahin überhaupt größte Bürgerbewegung für Tiere hatte bis zum Stichtag im September 2019 über 1,5 Millionen Unterstützer gezählt. Wir hatten die Initiative ebenfalls unterstützt und mit Ihrer Hilfe auch für Deutschland genug Unterschriften zusammen bekommen.

Das offizielle Statement der Kampagnen-Initiatoren und mehr zur „End the Cage Age“-Kampagne lesen Sie hier (Englisch).

Foto: pixabay

Tübingen: Kommission paritätisch bestetzt
Um Tierversuche durchführen zu dürfen, müssen Forscher einen Antrag auf Bewilligung bei der zuständigen Behörde einreichen. Diese werden bei ihrer Arbeit von einem Fachgremium (der sogenannten Kommission zur Unterstützung der zuständigen Behörden) beraten, an denen auch der Tierschutz beteiligt ist. Abgesehen davon, dass die Kommission keine Entscheidungsbefugnis hat, sind die Tierschützer in der Regel in der Minderheit. Bei der Neubesetzung einer solchen Kommission in Tübingen gab es nach lauten Protesten nun etwas Neues: Die Kommission ist nun gleichermaßen mit Forschern und Tierschützern besetzt worden. Allerdings hat auch dieser Erfolg einen leicht bitteren Beigeschmack. Es wurde damit zwar die formale Forderung nach Parität erfüllt, allerdings nicht in der gewünschten Weise. Von den aus dem Tierschutz vorgeschlagenen Kandidaten ist nur ein einziger als ordentliches Mitglied berufen worden. Seit der Revision des deutschen Tierschutzgesetzes im Jahr 2013 gibt es zusätzlich das gravierende Problem, dass den zuständigen Behörden ihr eigenständiges unabhängiges Prüfrecht genommen wurde. Lesen Sie mehr zu dem absurden System der Genehmigunsverfahren auf tierrechte.de.


Neuer Report: Nahrungsmittel und Pandemien
Der Konsum von Tieren ist das höchste vom Menschen ausgehende Risiko für die Entstehung von Pandemien. Zu diesem Ergebnis kommt auch ProVeg im kürzlich erschienenen „Report: Nahrungsmittel und Pandemien“. Fazit ist: Wir müssen den hohen Anteil an tierischen Produkten in unserem Ernährungssystem schnellstmöglich reduzieren. Die weltweise Krise zeigt uns, dass sich die Ausbeutung der Natur letztlich gegen uns selbst richtet. Und es ist nicht nur Corona, das Gleiche vollzieht sich beim Klimawandel, dem Artensterben oder der Bildung von Antibiotikaresistenzen.  Mehr zu den Zusammenhängen zwischen der Ausbeutung von Tieren und Pandemien wie der Corona-Krise können Sie auch in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins tierrechte lesen.


Kampagne verlängert: Stop Finning!
Gute Neuigkeiten: Die Europäische Kommission hat eine Verlängerung der Bürgerinitiative Stop Finning! um 6 Monate angekündigt.
Damit bleibt nun bis zum 31. Juli 2021 Zeit, um 1 Million Stimmen von europäischen Bürgerinnen und Bürgern zu sammeln. Wir unterstützen das Vorhaben natürlich und rufen deshalb auf: Mitzeichnen und Weitersagen!


Medientipps

 


 

 

 

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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren des Jahres“ sowie das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

 

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