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28. April 2023: Berlin veröffentlicht vorbildliches Stadttaubenkonzept

Am 26. April veröffentlichte die Berliner Landestierschutzbeauftragte Dr. Kathrin Herrmann ein Konzept für ein tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagementkonzept. Durch ein Bündel von Maßnahmen sollen die Mensch-Tier-Konflikte reduziert und die Tiere besser geschützt werden. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte begrüßt das Konzept und hofft, dass Berlin zum Vorbild für andere Großstädte wird.

Zu den Maßnahmen des Berliner Konzepts (1) gehören die Information der Bürger:innen über einen tierschutzgerechten Umgang mit Stadttauben, die Benennung bezirklicher Ansprechpartner:innen („Stadttaubenbeauftragte“), die Errichtung und Betreuung von Taubenschlägen unter Beteiligung von Tierschutzvereinen und -initiativen, tierschutzkonformes Vergrämen sowie tierschutzkonformes Bauen. Das Land Berlin soll die finanziellen Voraussetzungen schaffen. Für die Anschubfinanzierung können Mittel der Landestierschutzbeauftragten abgerufen werden. Die Maßnahmen sollen in Pilotprojekten getestet und evaluiert werden.

Gute Chancen auf Umsetzung
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte begrüßt den Vorstoß der Stabstelle der Berliner Tierschutzbeauftragten: „Es ist großartig, dass Berlin mit diesem umfangreichen Konzept vorangeht. Es hat gute Chancen erfolgreich umgesetzt zu werden, weil es zusammen mit den Beteiligten erarbeitet wurde und weil die nötigen Gelder zur Verfügung stehen. Diesem guten Beispiel müssen die anderen Bundesländer unbedingt folgen. Kommunen und Bezirke müssen gezielt unterstützt werden“, fordert die Biologin Dr. Claudia Gerlach, Fachreferentin bei Menschen für Tierrechte. Zuvor hatte auch Niedersachsen Empfehlungen zur tierschutzgerechten Stadttaubenkontrolle (2) veröffentlicht und Fördermittel bereitgestellt (3).

Politik unterstützt das Konzept
Im Berliner Konzept heißt es, dass betreute Stadttaubenschläge eine kommunalpolitisch notwendige kostengünstige Vorsorgemaßnahme zur Vermeidung von Reinigungs- und Restaurierungsmaßnahmen sind. Auch der erhebliche Personalaufwand für die Bearbeitung von Beschwerden könnte präventiv vermieden werden. Sowohl der noch geltende Koalitionsvertrag als auch der neue Koalitionsvertrag der CDU-SPD Regierung sprechen sich für die Einführung eines Stadttaubenmanagements aus. Nun hofft die Landestierschutzbeauftragte, dass das Konzept zügig umgesetzt wird.

Dringender Handlungsbedarf
Stadttaubenschwärme setzen sich zusammen aus Nachfahren gezüchteter Brief-, Hochzeits- und sonstiger Haustauben sowie entflogener oder ausgesetzter Tiere. Stadttauben sind Haustiere, sie haben einen angezüchteten Brutzwang und finden im urbanen Raum kein artgerechtes Futter (Körner und Samen). Sie suchen die Nähe des Menschen, brüten an Häusern und finden oft nur dort Nahrung, wo sich große Menschenmengen aufhalten. Die entstehenden Verschmutzungen und empfundenen Belästigungen bedingen Konflikte, die teilweise zu gravierenden Tierschutzverstößen führen. Deswegen besteht dringender Handlungsbedarf für Mensch und Tier.

Nur betreute Taubenschläge tierschutzkonform
Betreute Taubenschläge im Rahmen eines Gesamtkonzeptes sind die einzige tierschutzkonforme Maßnahme, die Verschmutzungen und Belästigungen vermeidet und langfristig die Stadttaubenpopulation durch Austausch der Eier reduziert. Das Konzept hat sich seit Jahrzehnten bewährt. Eine bundesweite Umfrage (4) des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte zeigte, dass es mittweile in vielen deutschen Städten erfolgreich umgesetzt wird. Vorbilder waren Augsburg und Aachen, die das Konzept in den 90er Jahren einführten. In Augsburg konnte zwischen 2001 und 2016 der Schlupf von ca. 109.400 Taubenküken verhindert werden (5).

Quellen:
(1) Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, die Landestierschutzbeauftragte. Das Berliner Stadttaubenkonzept. (26.04.2023)
(2) Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Tierschutzbeirat des Landes Niedersachsen. Empfehlungen zur tierschutzgerechten Bestandskontrolle der Stadttaubenpopulation. 2019.
(3) Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Errichtung und Ausstattung von Taubenschlägen zur tierschutzgerechten Regulierung der Stadttaubenschwärme
(4) Erfahrungen mit Stadttaubenprojekten nach dem „Augsburger Modell“ und Praxisbeispiele.Ergebnisse der Stadttaubenumfrage 2020/2021. Eine Umfrage von Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. vom 03.12.2021. Langfassung, Kurzfassung.
(5) Stadt Augsburg: Das Augsburger Stadttaubenkonzept. Referat 2 für Umwelt, Nachhaltigkeit und Migration (Stand Februar 2017)
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Pressestelle:
Christina Ledermann
Fon: 05840/2900025
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10
www.tierrechte.de
www.ausstieg-aus-der-tierhaltung.de
www.ausstieg-aus-dem-tierversuch.de
www.invitrojobs.de
www.satis-tierrechte.de
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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