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25. April 2023: Stadttauben-Statistik belegt: Betreute Taubenschläge reduzieren Tierleid

Die aktuelle Statistik der Hamburger Stadttaubeninitiative über die gemeldeten Notfälle belegt den dringenden Bedarf an betreuten Taubenschlägen. Dadurch würden über 90 Prozent dieser Notfälle gar nicht erst anfallen. Dieses Wissen darf nicht ignoriert werden. Mit betreuten Taubenschlägen können die Städte das gravierende Tierleid bekämpfen und gleichzeitig für mehr Stadtsauberkeit sorgen. 

Die Hamburger Stadttaubeninitiative Gandolfs Taubenfreunde dokumentiert seit 2020 die gemeldeten Stadttauben-Notfälle in Hamburg. Die konkreten Zahlen belegen das Ausmaß des Tierleids: Insgesamt waren es 1.544 Notfälle und 300 Totfunde im Jahr 2022. Die Statistik umfasst unter anderem die Diagnosen sowie Auswertungen über Tierarztbesuche, Verbleib und Kosten. Die Ergebnisse belegen die große Zahl von verletzten, geschwächten und toten Tieren, wobei von einer weitaus höheren Dunkelziffer ausgegangen werden muss. Die am häufigsten gemeldeten Notfälle sind Tauben mit verschnürten oder verletzten Füßen, verwaiste Jungtauben sowie geschwächte und verletzte Tiere. 

Betreute Taubenschläge vermeiden über 90 Prozent der Notfälle
Nach Berechnungen der Initiative würden durch ein Netz von betreuten Taubenschlägen über 90 Prozent dieser Notfälle gar nicht erst anfallen. Dies wird erreicht, indem die Tiere artgerecht in einem Taubenschlag versorgt werden. Dadurch werden sie nicht nur von den Hotspots wie Gastronomie, Balkone oder Unterführungen abgezogen, wo es die meisten Probleme gibt. Die Versorgung der Tiere verhindert auch, dass geschwächte Tiere verunfallen oder erkranken. Zudem kann in betreuten Taubenschlägen durch den Austausch der Gelege die Nachzucht von Jungtieren gestoppt beziehungsweise erheblich reduziert werden. 

Tierleid wirkungsvoll bekämpfen
„Das menschengemachte Leid der Tauben ist für die meisten Menschen unsichtbar, da sich geschwächte, kranke oder verletzte Stadttauben zurückziehen. Nur wenige hilfsbedürftige Tiere haben das Glück von engagierten Menschen aufgefunden und versorgt zu werden. Dass hierzu Daten erhoben und ausgewertet werden, erzeugt Wissen, das nicht länger ignoriert werden kann. Mit betreuten Taubenschlägen erreichen die Städte gleich zweierlei: Sie bekämpfen das Tierleid und sorgen effektiv und nachhaltig für mehr Sauberkeit in den Städten“, sagt die Biologin Dr. Claudia Gerlach, die beim Bundesverband Menschen für Tierrechte für das tierschutzgerechte Stadttaubenmanagement zuständig ist.  

Über 70 Städte haben Stadttaubenkonzept
In Deutschland wird das integrative Stadttaubenkonzept in schätzungsweise 70 Städten ganz oder teilweise umgesetzt. Eine durch den Bundesverband 2020/2021 durchgeführte bundesweite Umfrage ergab, dass es für den Erfolg entscheidend ist, dass das Gesamtkonzept konsequent umgesetzt wird (1). Auch Hamburg hat die Einführung eines Stadttaubenmanagements beschlossen. In mehreren Bezirken sind Taubenschläge geplant. Diese Entwicklung begrüßen Gandolfs Taubenfreunde Hamburg und der Bundesverband. Beide hoffen, dass die Initiative an den geplanten Schlägen mitwirken kann. 

Kommunen in der Pflicht
Rechtlich haben die Gemeinden eine Fürsorgepflicht für Fundtiere. Darunter fallen auch für Stadttauben, die als entflogene oder ausgesetzte Brief- oder Rassetauben von der menschlichen Versorgung abhängig sind (2). Durch ihre hohe Brutaktivität, schlechte Nahrungsbedingungen und ungeeignete Nistplätze in den Städten ist ihr Leben gekennzeichnet durch hohe Verletzungs-, Krankheits- und Sterberaten. Die Kommunen sind rechtlich verpflichtet, diese gravierenden Tierschutzprobleme zu lösen (3).

Engagiert für Hamburgs Stadttauben
Das Team Gandolfs Taubenfreunde Hamburg besteht aus 20 ehrenamtlichen Taubenschützer:innen. Sie versorgen hilfsbedürftige Stadttauben und leisten Beratung und Hilfe. Außerdem betreiben sie einen Taubenhof für gehandicapte Stadt-, ausrangierte Brief- und Ziertauben und engagieren sich für die Einführung eines flächendeckenden Stadttaubenkonzept in Hamburg. 

Hier finden Sie die Jahresstatistik 2022 von Gandolfs Taubenfreunden Hamburg. 

(1) Erfahrungen mit Stadttaubenkonzepten nach dem „Augsburger Modell“ und Praxisbeispiele – Ergebnisse der Stadttaubenumfrage 2020/2021, Menschen für Tierrechte, Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V., August 2021. 

(2) v. Loeper E. Tierschutzrechtskonforme Taubenhäuser, kommunale Taubenfütterungsverbote und Nothilfe für Tiere. NuR 2020; 42(12):827–32. 

(3) Rechtsgutachten Stadttaubenschutz. Arleth C., Hübel J. Tierschutzbeauftragte des Landes Berlin. Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskiminierung; 29.10.2021.   

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Pressestelle:
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Fon: 05840/2900025
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Tel: 02252/830 12 10
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www.ausstieg-aus-dem-tierversuch.de
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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