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07. Februar 2023: Berlin-Wahl: Wenig Tierschutzambitionen bei CDU, FDP und SPD

Am 12. Februar wird in Berlin erneut gewählt. Um den Wählern:innen eine Orientierung zu bieten, welche Parteien sich für Tierschutz und Ernährungswende einsetzen wollen, hat der Bundesverband Menschen für Tierrechte die Wahlprogramme und die Tierschutzpläne der Parteien durchforstet. Die Bilanz fällt eindeutig aus: Die weitreichendsten Tierschutzpläne legen die bisher mitregierenden Grünen und Linken vor. Im Wahlprogramm der SPD spielt der Tierschutz keine Rolle. Auch CDU und FDP messen dem Tierschutz in ihren Programmen wenig oder keine Bedeutung bei.

Bedeutung hat der Tierschutz vor allem in den Wahlprogrammen der Grünen und der Linken. Beide widmen dem Tierschutz eigene Kapitel oder Abschnitte. Die Grünen haben ihr Programm von 2021 für die Wahl überarbeitet. Beide wollen die Haltung von Heim- und sogenannten Nutztieren verbessern, sprechen sich für verstärkte Kontrollen und Verfolgung von Tierschutzvergehen aus und wollen die Behörden besser ausstatten. Die Linke fordert darüber hinaus die Einrichtung einer Fachstaatsanwaltschaft für Tierschutz.

Grüne wollen Tierbestände reduzieren
Die Grünen wollen Massentierhaltung und Qualzuchten beenden und sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass die Tierbestände reduziert und die Tiere nach Öko-Standards gehalten werden. Produkte aus Massentierhaltung wollen sie klar kennzeichnen. Eine Tierschutz-Heimtierverordnung soll Haltung, Zucht und Handel von Haustieren regeln. Ein Haus- und Heimtierregister sowie eine Tier-Notruf-Nummer sollen nach dem Willen der Grünen dabei helfen, den Tierschutz in Privathaushalten besser durchsetzen zu können.

Tierversuche: Grüne und Linke fordern Ausstiegsplan
Dem Thema Tierversuche geben beide Parteien viel Raum in ihren Wahlprogrammen. Berlin soll nach dem Willen der Grünen „Forschungshauptstadt für alternative, tierversuchsfreie Methoden werden“. Grundsätzlich sollen Tierversuche so weit wie möglich ersetzt und die Zahl der eingesetzten Tiere reduziert werden. Beide Parteien sprechen sich einhellig für einen Ausstieg aus dem Tierversuch aus. Die Grünen wollen dies auch auf Bundesebene und EU-Ebene voranbringen. Außerdem wollen sie eine verbindliche Tierversuchs-Dokumentationspflicht auf Bundesebene einführen sowie Datenbanken zur Vermeidung von Doppel- und Wiederholungsversuchen.

Verbot von schwerbelastenden Versuchen
Die Förderung von Forschungsvorgaben aus Landesmitteln wollen die Grünen an die Bedingung knüpfen, dass Alternativen zu Tierversuchen erarbeitet und weiterentwickelt werden. Dies forderte auch die Linke in ihrem Wahlprogramm von 2021. Zudem soll das Wissen über tierversuchsfreie Methoden bereits in den entsprechenden Studiengängen vermittelt werden. In der Lehre soll, wo immer möglich, auf Tierversuche verzichtet werden. Die Grünen wollen außerdem schwerbelastende Tierversuche sowie Versuche an Primaten beenden. In den Wahlprogrammen von SPD, CDU und FDP findet sich nichts zu diesem wichtigen Zukunftsthema.

Richtige Richtung: Ernährungsstrategie
Die rot-rot-grüne Regierung hat eine Ernährungsstrategie auf den Weg gebracht, die besonders auf die Gemeinschaftsverpflegung fokussiert. Vorrang sollen dabei regionale, saisonale und biologisch erzeugte Lebensmittel und die Ernährungsbildung in Schulen und Kitas haben. Die Grünen betonen dabei die Bedeutung der pflanzlichen Ernährung. Dies findet sich jedoch nicht eindeutig in der offiziellen Präsentation der Strategie. CDU und FDP überlassen die Themen Landwirtschaft und Ernährung komplett den anderen Parteien.

Zirkusse, Kutschen und Stadttauben
Die Grünen wollen außerdem ein Verbot von Wildtieren in Zirkussen und verfolgen höhere Tierhaltungsstandards in Zoos. Außerdem lehnen sie Pferdekutschen sowie den Einsatz von Pferdestaffeln in der Stadt ab. Die CDU will dagegen ein Konzept erstellen, das Kutschenverkehr insbesondere in der Innenstadt reguliert. Grüne und Linke sind zudem dabei, das Berliner Jagdgesetz reformieren und tierschutzgerechter zu machen. Sie sprechen sich für ein berlinweites Taubenmanagement mit betreuten Taubenschlägen aus.

Programme von SPD, CDU und FDP enttäuschen
Die CDU kündigt an, das Berliner Tierheim zu fördern, Tierheimhunde von der Hundesteuer zu befreien, ehemalige Diensthunde öffentlich zu versorgen, Bürohunde zu fördern und mehr Hundeauslaufgebiete und –badestellen im Stadtgebiet auszuweisen. Außerdem will die CDU den Handel mit Tieren, insbesondere den Welpenhandel, stärker regulieren und den illegalen Tierhandel als Straftat einstufen. Die Konservativen kündigen zudem an, Initiativen zu fördern, die Kindern den Tierschutz in Kitas und Schulen nahebringen. Tierpark und Zoo sollen als Orte der Bildung gestärkt werden.

Grüne und Linke legen ambitionierte Tierschutzpläne vor
„Unsere Analyse zeigt, dass Konservative, Liberale und auch die SPD den Grünen und den Linke das Feld in Sachen Tierschutz überlassen. Die Pläne der CDU wirken, als ob die Partei das Thema irgendwo im Wahlprogramm unterbringen wollte, ohne damit einer Lobby wehzutun. Der überfällige Paradigmenwechsel in Richtung pflanzenbasierter Ernährung und ein Ausstieg aus dem Tierversuch ist in Berlin mit CDU und FDP definitiv nicht zu machen. Auch das Wahlprogramm der SPD enttäuscht. Von den etablierten Parteien legen nur Grüne und Linke ambitionierte Tierschutzpläne vor“, stellt Christina Ledermann, Vorsitzende von Menschen für Tierrechte, fest.

Bei allen Angaben handelt es nicht um eine Wahlempfehlung. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte e.V. ist politisch neutral.

Hier können Sie sich die Wahlprogramme herunterladen: CDU, FDP, SPD, Grüne, Linke
Hier lesen Sie einen Rückblick auf die Tierschutzbilanz der seit 2016 regierenden rot-rot-grünen Koalition.

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Pressestelle:
Christina Ledermann
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10
www.tierrechte.de
www.ausstieg-aus-der-tierhaltung.de
www.ausstieg-aus-dem-tierversuch.de
www.invitrojobs.de
www.satis-tierrechte.de
www.stadttauben.de


Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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