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Newsletter Tierrechte 11/2021 vom 02. Juli 2021

Liebe Leserinnen und Leser,
gestern hat sich die EU-Kommission dazu verpflichtet, die Haltung von Tieren in Käfigen EU-weit bis 2027 auslaufen zu lassen und schreibt damit Geschichte für den Tierschutz. Dies war die Antwort auf die Europäische Bürgerinitiative End the Cage Age, der bisher ersten erfolgreichen Initiative für sogenannte Nutztiere. Bis Ende 2023 soll ein Legislativvorschlag vorliegen, um die Käfighaltung für Millionen von Hennen, Mutterschweine, Kälber, Kaninchen, Enten, Gänse und andere sogenannte Nutztiere auslaufen zu lassen. Zudem ist die Einführung von Regeln und Standards für importierte Produkte im Gespräch, die denen der EU gleichwertig sein sollen. Dies ist eine historische Entscheidung für Milliarden von leidenden Tieren. Der schrittweise Verzicht auf Käfige wird, wenn nichts mehr dazwischenkommt, das Ende der tierquälerischen industriellen Tierhaltung einläuten. Die Entscheidung ist auch ein Sieg für die Demokratie, denn die EU zeigt, dass sie den Auftrag ihrer Bürger ernstnimmt. Bis das endgültige Ziel erreicht ist, werden wir sehr wachsam sein müssen, um zu verhindern, dass diese Entscheidung durch die starke Agrarlobby verzögert oder verwässert wird. End the Cage Age ist auch ein großer Erfolg für das starke Bündnis aus 170 Tierschutzorganisationen aus ganz Europa, die gemeinsam für dieses wichtige Ziel gekämpft haben. Gemeinsam sind wir stark – dies ist in diesem Falle nicht nur eine Platitude. Danke an alle, die die EU-Bürgerinitiative End The Cage Age unterstützt haben!


Beim sogenannten Pyrogentest werden die Kaninchen in kleinen Kästen fixiert. Dann wird ihnen die Testsubstanz in eine Ohrvene injiziert. Foto: iStockphoto/ unoL

Erfolg: Tierversuch am Kaninchen soll vollständig beendet werden
Innerhalb von fünf Jahren soll der Pyrogentest am Kaninchen vollständig durch eine tierfreie Alternative ersetzt werden. Dies hat die Kommission des Europäischen Arzneibuchs beschlossen. Das ist ein Erfolg für den Tierschutz, denn aktuell leiden und sterben allein in Deutschland immer noch über 6.000 Kaninchen jährlich in diesem Test, obwohl es seit mehr über zehn Jahren eine anerkannte tierversuchsfreie Testmethode gibt. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte begrüßt die Streichung des Tierversuchs, fordert jedoch, dass es nicht wieder passieren darf, dass Tiere weiter in Versuchen leiden, obwohl  längst ein tierversuchsfreies Verfahren existiert. Hier lesen Sie die vollständige Pressemitteilung: www.tierrechte.de


Foto: Adobe Stock/benschonewille

Überraschend: Bericht der Zukunftskommission Landwirtschaft
Neben der großartigen Nachricht aus Brüssel zum historischen Verbot der Käfighaltung gab es diese Woche noch eine weitere hochinteressante Neuigkeit: Der Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). Um ehrlich zu sein, hatten wir von dem breit besetzten 30-köpfigen Gremium, bestehend aus Wissenschaft, Bauern-, Umwelt- und Wirtschaftsverbänden, keine revolutionären Ergebnisse erwartet. Doch der 170 Seiten starke Bericht fällt deutlich fortschrittlicher aus als erwartet. Die Vertreter stimmen darin überein, dass ein „durchgreifender Transformationsprozess“ der Landwirtschaft unumgänglich ist, unter anderem, weil sie pro Jahr 90 Milliarden Euro an ökologischen Folgekosten erzeugt, beispielsweise durch den Verlust von biologischer Vielfalt oder belastetem Grundwasser. Kalkuliere man die Umweltschäden ein, müsste ein Kilogramm Rindfleisch fünf- bis sechsmal so viel kosten, Milch und Käse das Zwei- bis Vierfache. Das ist bemerkenswert, denn damit akzeptieren die Landwirte erstmals offiziell, dass die derzeitige Tierhaltung Umwelt und Gesellschaft schwer belastet. Zudem wird das gesamte Ernährungssystem betrachtet. So empfiehlt die ZKL auch aus gesundheitlichen Gründen mehr pflanzliche Nahrung, eine Halbierung des Fleischkonsums, weniger Tiere sowie mehr Klimaschutz und eine ökologischere Landwirtschaft. Fleisch soll teurer werden, während gleichzeitig die Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse abgesenkt werden soll. Nun kommt es darauf an, dass das Papier nicht in einer Schublade verschwindet, wie so viele vor ihm. Diese positiven Ergebnisse müssen sich im Koalitionsvertrag der nächsten Bundesregierung wiederfinden.

Der ZKL-Bericht wurde stark geprägt durch die „Gemeinsame Vision zur Zukunft der Landwirtschaft von BUNDjugend und Bund der Deutschen Landjugend“


Enttäuschend: EU-Agrarwende bleibt aus
Am Montag einigten sich die EU-Agrarminister auf neue Vergaberegeln in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bis 2027. Danch sollen nur 25 Prozent der jährlich 270 Milliarden Euro Direktsubventionen an Umweltprogramme – sogenannte Eco-Schemes – geknüpft werden. Das EU-Parlament hatte 30 Prozent gefordert, konnte sich aber nicht durchsetzen. Aus Sicht des Tier-, Arten- und Klimaschutzes ist dies mehr als enttäuschend. Es bedeutet, dass die Mehrheit der EU-Landwirte weiter so wirtschaften kann wie bisher. Die Regelungen widersprechen dem Green Deal, mit dem die EU bis 2050 klimaneutral wirtschaften soll. Zudem hatte der Europäische Rechnungshof der EU-Landwirtschaft letzte Woche ein vernichtendes Klimazeugnis ausgestellt. Dies passt nicht zu der Zielsetzung, dass die GAP der große Baustein des Grünen Deals werden sollte. Aber es ist noch nicht alles verloren: Die Mitgliedsländer haben noch Gestaltungsspielraum. Sie können in ihren nationalen Plänen mehr Schutz für Klima-, Tierschutz und Biodiversität vorsehen. Umso wichtiger, dass die nächste Bundesregierung endlich eine echte Agrarwende einleitet.


Tiertransporte: Entdeckt Klöckner ihr Herz für Tiere?
Zu Wochenbeginn trafen sich die LandwirtschaftsministerInnen der EU zum Agrarrat. Auf der Agenda stand auch ein Antrag, der Niederlande, Luxemburg und Deutschland. Sie forderten ein EU-weites Verbot von Langstreckentransporten lebender Tiere in Nicht-EU-Länder sowohl auf dem Land- als auch auf dem Seeweg, insbesondere in die Hochrisikostaaten Marokko, Türkei, Russland, in den Nahen Osten und Asien. Dieses soll bei der Überarbeitung der Verordnung (EG) Nr. 1/2005 des Rates umgesetzt werden. So weit so gut. Der Vorstoß der Länder, mit dem sie Druck auf die EU-Kommission und die anderen Mitgliedsstaaten machen, ist natürlich zu begrüßen. Skandalös ist jedoch, dass Julia Klöckner (CDU) ein Export-Verbot auf nationaler Ebene bisher konsequent blockiert – obwohl sich der Bundesrat noch Anfang des Jahres für ein Verbot ausgesprochen hatte und mehrere unabhängige Gutachten belegen, dass es mit EU-Recht vereinbar wäre. Letzten Freitag stimmte der Bundesrat jedoch gegen ein Verbot von Tiertransporten in Tierschutz-Hochrisikostaaten. Wie kam es zu dieser 180-Grad-Wende? Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte zuvor Offene Briefe an alle Bundesländer geschickt und sie dazu aufgefordert, gegen das Verbot zu stimmen. Dies sieht eher nach Erpressung als nach ehrlichem Bemühen um mehr Tierschutz aus. Die Hoffnungen richten sich jetzt auf die nächste Bundesregierung und die EU-Kommission. Beide können nun zeigen, welchen Stellenwert der Tierschutz für sie wirklich hat. Mehr auf tageschau.de.


Zirkus: Länder lehnen Klöckners Wildtierverbot ab
Letzten Freitag lehnte der Bundesrat das von Ministerin Klöckner vorgelegte Gesetz zum Verbot von Wildtieren in Zirkussen ab. Was nach einer schlechten Entscheidung klingt, war jedoch eine wohldurchdachte. Denn die Mehrheit der Bundesländer war – zusammen mit den Tierschutzverbänden – der Ansicht, dass das von ihr geplante Verbot unzureichend ist, um den Schutz von Wildtieren in Zirkussen sicherzustellen. Nötig wäre ein konsequentes Verbot für alle Wildtierarten. Außerdem müssen alle Wildtiere, die bereits im Zirkus sind, in geeignete Auffangstationen überführt werden. Geplant war bisher nur die Anschaffung neuer Wildtiere zu verbieten. Statt ein schlechtes Gesetz zu beschließen, verschoben die Länder die Entscheidung lieber in die nächste Legislatur. Lesen Sie mehr auf tagesspiegel.de.


Foto: NOAA

Blue Carbon – Meere als CO2 Speicher
Zusammen mit über 70 Organisationen, wissenschaftlichen ExpertInnen, Prominenten und Ihnen fordern wir von Regierungen weltweit: Schützen Sie unschätzbare Küsten- und Meeresökosysteme und ihre BewohnerInnen!
Der Schutz des Ozeans ist wichtig für die Artenvielfalt, die Ernährungssicherheit und besonders auch die Speicherung von Kohlenstoff im Kampf gegen die Klimakrise. Beuten wir den Ozean weiter aus, gefährden wir all das. Der Tiefseebergbau alleine könnte bislang unentdeckte Arten und Lebensräume vernichten und hohe Kohlenstoff-Emissionen verursachen. Ein Dutzend neuer Arten und ganze Ökosysteme wurden erst kürzlich in der Tiefsee entdeckt. Tiefseebergbau und die Klimakrise drohen, diese Lebensräume für immer auszulöschen, bevor wir mehr über sie wissen. Nur ein globales Moratorium kann potenziell irreversible Schäden verhindern. Hier können Sie den Ozeanen Ihre Stimme geben!


Klimapledge: Unser Versprechen für das Klima!
Hitzewellen, Starkregen & Dürren sind schon jetzt Realität! Statt den Klimaschutz (und den Tierschutz) endlich anzupacken, verheizt die GroKo unsere Zukunft (und die aller anderen Lebewesen). Gemeinsam müssen wir die Bundestagswahl zur Klimawahl machen und eine Partei wählen, die wirklich anpackt. Hier können Sie es sich und anderen versprechen: klima-pledge.org


Unterzeichnen für den Ausstieg aus dem Tierversuch
Unser Blick ist auf die Bundestagswahl im September gerichtet. Von der neu gebildeten Regierung verlangen wir die Konzipierung und Umsetzung einer Gesamtstrategie für den schrittweisen Ausstieg aus dem Tierversuch.
Schon vor der Wahl können Sie diese Forderung weiter unterstützen und mit Ihrer Unterschrift der Kampagne Ihre Stimme geben. Zusätzlich können Sie die Petition auch verbreiten und teilen über Facebook, Twitter und Co. Gemeinsam sind wir stark! Vielen Dank!


Medien-Tipps


Termine


Impressum:

Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Severinusstr. 52
53909 Zülpich
Tel. 02252 – 830 12 10
Fax 02252 – 830 12 11
E-Mail: info@tierrechte.de
Web: www.tierrechte.de
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Spendenkonto: Sparkasse Aachen
Bankleitzahl 390 500 00
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Swift-Bic AACSDE33
Alle Spenden sind steuerlich abzugsfähig

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren des Jahres“ sowie das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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