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25. Januar 2024: Jagdmesse: Tier- und Artenschützer:innen fordern Einfuhrbeschränkungen von Jagdtrophäenimporten

Besorgniserregender Anstieg von Jagdtrophäenimporten nach Deutschland

Entgegen den Beteuerungen der Bundesregierung, die Importe von Jagdtrophäen zu reduzieren, sind die Einfuhrvorgänge in Deutschland seit 2021 um über 30 Prozent angestiegen. Auch auf Europas größter Jagdmesse „Jagd & Hund“ in Dortmund vom 30. Januar bis 4. Februar 2024 werden wieder Trophäenjagdreisen auf geschützte Wildtierarten, darunter Elefanten, Großkatzen, Nashörner, Eisbären sowie viele weitere ikonische Tierarten, angeboten. Widerstand kommt von afrikanischen Naturschutzexpert:innen und Gemeindeführer:innen, die in einem eindrucksvollen Video ihre Stimme gegen die Trophäenjagd erheben, aber auch von 28 Tier- und Artenschutzorganisationen, die Dortmunds Bürgermeister und Stadtrat in einem Brief erneut auffordern, dieser Praxis endlich keine Vermarktungsplattform mehr zu geben.

Obwohl das Bundesumweltministerium (BMUV) wiederholt das Ziel ausgab, Trophäenimporte zu senken, zeigt sich ein bedenklicher gegenläufiger Trend: Die vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) registrierten Einfuhrvorgänge für Trophäen geschützter Tierarten stiegen von 435 (2021) auf 538 (2022) auf 569 (2023). Ein Anstieg um über 30 Prozent in zwei Jahren. Von 2021 auf 2022 stiegen die Einfuhrvorgänge um 24 Prozent, und von 2022 auf 2023 erhöhten sie sich um weitere 6 Prozent. **

Trophäenjagd gefährdet bedrohte Tierarten
„Dieser Trend ist absolut inakzeptabel und unterstreicht die Dringlichkeit, endlich Einfuhrbeschränkungen auf den Weg zu bringen. Während andere europäische Länder bereits Fakten geschaffen haben oder über Importverbote diskutieren, bleibt das BMUV unter Ministerin Steffi Lemke untätig, dabei hat die Trophäenjagd gravierende Auswirkungen auf ohnehin schon bedrohte Tierarten. Das ist nicht hinnehmbar“, betont Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife.

Widerstand gegen Trophäenjagd auch aus mehreren afrikanischen Ländern
Das Wirtschaftsmodell der Trophäenjagdindustrie schafft Anreize für eine übermäßige Ausbeutung, die gefährdete Arten wie Löwen, Leoparden und Elefanten weiter an den Rand der Ausrottung treiben kann. Die Angebote auf den Messen zeigen, dass der Wert von Wildtieren durch die Verbrauchernachfrage bestimmt wird, und die Tiere, die besonders geschützt sind, erzielen einen hohen Preis. Ihr intrinsischer Wert, ihr Erhaltungsstatus oder ihre Bedeutung für lokale Gemeinschaften wird eklatant vernachlässigt. Daher appellieren einige afrikanische Naturschutzexpert:innen und Gemeindeführer:innen aus verschiedenen afrikanischen Ländern in einem eindrucksvollen Aufruf gegen dieses grausame Töten zum Spaß und zeigen den Erfolg von Alternativen für den lokalen Tourismus und Tierschutz auf. Außerdem wird deutlich, dass das Töten der afrikanischen Wildtiere durch Trophäenjäger*innen als Relikt aus der Kolonialzeit wahrgenommen wird.

Trophäenjagd kein Beitrag zum Artenschutz
„Wenn man das Ausmaß der Populationsrückgänge betrachtet, werden diese Trophäenjäger*innen letztendlich, sobald sie all unsere Wildtiere getötet haben, den Gemeinden nichts mehr übriglassen. Nichts für die Jagd, nichts für Wildtier-Fototourismus, überhaupt nichts,“ führt Ian Khama, ehemaliger Präsident von Botswana (2008-2018), eindrücklich in dem Video aus. „Die Trophäenjagd ist kein Beitrag zum Artenschutz und hilft auch nicht der Bevölkerung vor Ort in dem Maße, wie es so häufig von der Trophäenjagdlobby behauptet wird. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass auch viele Afrikaner:innen ein Ende der Trophäenjagd fordern und auf die positiven Effekte der Alternativen für ihre Gemeinden und den Arterhalt, wie z. B. durch den Fototourismus, hinweisen. Wir appellieren an die Bundesregierung, ein Einfuhrverbot von Jagdtrophäen durchzusetzen und endlich eine ethisch verantwortliche Artenschutzpolitik einzuführen”, fordert Sylvie Kremerskothen Gleason, Country Director von HSI/Europe in Deutschland.

Veranstalter sagen Italiens größte Jagdmesse ab
Öffentlicher Druck und politischer Handlungswille kann zum Erfolg führen, wie das Beispiel von Italiens größter Jagdmesse mit jährlich 40.000 Besuchern zeigt: Die Veranstalter sagten die Messe aufgrund der Unvereinbarkeit mit ökologischen Werten und dem Auftrag der Veranstaltung ab.
Dass es manche der Aussteller hingegen auf der „Jagd & Hund“ mit den ökologischen Werten und Artenschutzprinzipien nicht so genau nehmen, zeigte eine unabhängige verdeckte Ermittlung auf der Messe 2023. Dies macht die Forderung nach einer wildtierfreundlichen Zukunft, ohne die Vermarktung von Trophäenjagdreisen, die 28 Tier- und Artenschutzorganisationen zum Auftakt der Messe erneut in einem Brief an den Oberbürgermeister und die Stadtratsmitglieder richten, umso dringlicher.

Hintergrundinformationen:

  •  Fakten zur Trophäenjagd: Mythen der Trophäenjäger*innen enttarnt. Ein von 18 Tier- und Artenschutzorganisationen veröffentlichtes Faktenpapier, das mit den gängigsten Trophäenjagd-Fake News aufräumt.
  • 35 Prominenten appellieren in einem Offenen Brief an Bundesumweltministerin Steffi Lemke, ein Importverbot für Jagdtrophäen geschützter Tierarten zu erlassen.
  • Auch in Deutschland ist eine große Mehrheit für Importbeschränkungen von Jagdtrophäen und lehnt die Trophäenjagd ab, wie eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2021 zeigt.
  • Über 80.000 Menschen unterzeichneten bereits eine Petition an Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die Importe von Jagdtrophäen geschützter Arten zu unterbinden.

Pressestelle Menschen für Tierrechte:
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.