Menschen für Tierrechte fordert die EU-Kommission auf, die Tierschutzgesetzgebung in der EU zügig zu novellieren
Die heute veröffentlichte Eurobarometer-Umfrage zeigt, dass der Tierschutz von zentraler Bedeutung für die EU-Bürger:innen ist. Eine überwältigende Mehrheit von 84 Prozent sind der Meinung, dass sogenannte Nutztiere besser geschützt werden sollten als bisher. Menschen für Tierrechte fordert die EU-Kommission auf, ihr Versprechen einzuhalten und die EU-Tierschutzvorgaben noch in dieser Legislatur zu überarbeiten.
„Die Ergebnisse des Eurobarometers sind ein ordentlicher Denkzettel für die EU-Kommission und ein klarer Auftrag. Die EU-Kommission muss zu ihrem Versprechen stehen. Wir brauchen eine umfassende Überarbeitung der EU-Tierschutzregeln – und zwar noch in dieser Legislatur. Wenn die Kommission die dringend benötigte Reform der EU-Tierschutzgesetzgebung aufschiebt, ignoriert sie den Willen der Bürgerinnen und Bürger und verlängert das millionenfache Leid der Tiere“, sagt Christina Ledermann, Vorsitzende des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.
EU hat Reform der Tierschutzvorgaben zugesagt
Die EU-Kommission hatte 2020 zugesagt, die EU-Tierschutzvorschriften in dieser Amtsperiode zu überarbeiten. Die Revision sollte die Regelungen zu Haltung, Transport und Schlachtung sowie die Kennzeichnung von Tierprodukten umfassen. Doch Anfang Oktober kündigte der Vizepräsident der EU-Kommission Maroš Šefčovič an, zunächst nur die Vorgaben zu Tiertransporten überarbeiten zu wollen. Dabei spricht alles für eine schnelle und umfassende Novelle: Mehrere wissenschaftliche Gutachten – unter anderem von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) – bestätigen, dass die Reform der EU-Tierschutzgesetze dringend notwendig ist. Auch die große Beteiligung an den Europäischen Bürgerinitiativen „End the Cage Age“ und „Fur Free Europe“ belegen den Wunsch der EU-Bürger:innen für mehr Tierschutz. Auch das EU-Parlament und viele Mitgliedsstaaten unterstützen die Reform.
Platz für arteigene Bedürfnisse
Die Ergebnisse des Eurobarometers ergeben ein klares Meinungsbild: Über 90 Prozent der Bürger:innen der EU sind der Meinung, dass die Bedingungen bei Haltung und Zucht ethischen Grundanforderungen genügen müssen. Sie erwarten, dass die Tiere gut und kompetent behandelt werden. Neben ausreichend Futter und Wasser sollen sie genug Platz haben, um ihre arteigenen Bedürfnisse ausleben zu können. Dazu gehören unter anderem faserreiche Einstreu sowie Schlamm zum Suhlen oder Möglichkeiten zum Scharren und Sandbaden.
Gegen Amputationen
Eine überwältigende Mehrheit lehnt die Amputation bestimmter Körperteile, wie das Kupieren der Ringelschwänze bei Schweinen, das Schnabelkürzen bei Vögeln oder das Abbrennen von Hörnern bei Rindern, ab. Dies dürfe nur im Ausnahmefall erfolgen und nur unter örtlicher Betäubung. Derzeit werden die Tiere standardmäßig amputiert, um sie an die Haltungsbedingungen in der industriellen Tierhaltung anzupassen.
Mehr Schutz bei Schlachtung und Transport
Besonders besorgt zeigten sich die Befragten beim Umgang mit den Tieren bei der Schlachtung und beim Transport. Fast 90 Prozent sind der Meinung, dass der Schutz der Tiere bei der Schlachtung verbessert werden muss. Für eine Verkürzung von Tiertransporten sprachen sich 83 Prozent aus. Die in den meisten EU-Staaten noch immer erlaubte Praxis, männliche Küken nach der Geburt zu töten, halten drei Viertel der Befragten für inakzeptabel. Fast sechzig Prozent sprechen sich zudem für ein strenges Verbot der Pelztierzucht in der EU aus. Auch der Schutz der sogenannten Haustiere sollte nach dem Willen der Mehrheit verbessert werden. Dies fordern mit 74 Prozent fast drei Viertel der Befragten.
Nötig: Tierschutzvorgaben für Importe
Auch bei dem Tierschutzniveau von Lebensmittelimporte aus Nicht-EU-Ländern sehen die EU-Bürger:innen Handlungsbedarf: 84 Prozent sind der Meinung, dass die EU-Tierschutzvorschriften auch für importierte tierische Produkte gelten müssten. Zumindest müsse eine Kennzeichnung Aufschluss über die Tierschutzstandards der Produkte geben. Trotz der hohen Lebensmittelpreise zum Zeitpunkt der Befragung, waren 60 Prozent der Befragten bereit, mehr für Produkte aus besseren Haltungssystemen zu bezahlen.
Mehr Informationen zum aktuellen Eurobarometers finden Sie unter: europa.eu
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Pressestelle:
Christina Ledermann
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
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Tel: 02252/830 12 10
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.