Offener Brief an Bundesminister Cem Özdemir warnt vor Lügen der Geflügelindustrie und fordert Tierschutzkonformität in der Putenhaltung
Das Bündnis für Tierschutzpolitik äußert große Besorgnis über die jüngsten Entwicklungen in Bezug auf die geplante Haltungsverordnung für Puten und die damit verbundene Leugnungskampagne der Geflügel-Industrie. Die Tierschutzorganisationen fordern Cem Özdemir auf, die Rechtsbestimmungen für die Putenhaltung umfassend zu verbessern und den tierquälerischen Status Quo endlich zu beenden. Das Bündnis aus sechs Tierschutzorganisationen drängt, das Staatsziel Tierschutz endlich umzusetzen und das skandalöse Vollzugsdefizit im Sinne der Puten zu beheben.
„33 Millionen Puten leiden in Deutschland Jahr für Jahr unter ihrer Haltung, den Zucht-, Transport- und Schlachtbedingungen. Doch statt die Bedingungen an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen, werden die Tiere zur Schadensbegrenzung verstümmelt und hohe Tierverluste sowie Verhaltensstörungen in Kauf genommen. Damit muss 2023 endlich Schluss sein!“, heißt es von Bündnisseite. „Die Politik steht mit dem Grundgesetz in der Pflicht, tierschutzkonforme Mindestvorgaben einzuführen. Sie darf keinesfalls dem Druck der Geflügelindustrie nachgeben!“
Das Bündnis, bestehend aus den Organisationen Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz, Bund gegen Missbrauch der Tiere, Bundesverband Tierschutz, Menschen für Tierrechte und PROVIEH, drängt in dem offenen Brief darauf, die im Winter vorgestellten Pläne nachzuschärfen, statt sie auf Druck der Industrie hin abzuschwächen: Das Platzangebot muss beispielsweise deutlich angehoben und die Hochleistungszucht der Tiere rechtlich begrenzt werden. Zur Stärkung der Putenhalter fordert das Bündnis den Bund auf, auf EU-Ebene dafür zu sorgen, dass tierschutzgerechte Haltungen in Deutschland nicht durch grausame Billigproduktionen aus dem EU-Ausland unterwandert werden können.
Die Geflügel-Industrie hatte in den vergangenen Monaten eine groß angelegte Lügen- und Leugnungskampagne gegen Özdemirs Pläne zur Einführung einer Haltungsverordnung für Puten gestartet. Bundesweit wurde von öffentlichen Plätzen über die sozialen Medien bis ins Fernsehen hinein behauptet, Deutschland habe die höchsten Tierschutzstandards europaweit und den Puten gehe es gut. Das Bündnis für Tierschutzpolitik ist schockiert über diese haltlosen Falschbehauptungen. Nun heißt es aus internen Kreisen, Bund und Länder würden erwägen, den Forderungen der Industrie nachzugeben und die geplanten Rechtsbestimmungen noch weiter abzuschwächen. Dieser Kniefall vor der Geflügel-Lobby darf unter keinen Umständen passieren.
Hintergrund:
Über 30 Millionen Puten werden jedes Jahr in Deutschland geschlachtet. Trotz dieser Anzahl an Tieren gibt es für Puten keine speziell festgelegten Haltungsvorgaben. Grundsätzlich gelten die Vorgaben des Tierschutzgesetzes. Die Branche hält sich an eigene, aber unverbindliche, sogenannte “Bundeseinheitliche Eckwerte”. Aus Sicht des Tierschutzes sind die daraus resultierenden heutigen Zustände konventioneller Putenhaltung ungenügend und verstoßen gegen das Tierschutzgesetz. Die Besatzdichten sind zu hoch und die Tiere können selbst grundlegende Bedürfnisse nicht oder nur sehr eingeschränkt ausleben.
Den Offenen Brief finden Sie hier: tierrechte.de
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.