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25. Mai 2023: Für ein Europa ohne Tierversuche: EBI schreitet mit einer Anhörung im Europäischen Parlament voran

Heute fand die parlamentarische Anhörung zur Europäischen Bürgerinitiative „Save Cruelty-Free Cosmetics – Für ein Europa ohne Tierversuche“ statt, die im Januar mehr als 1,2 Millionen validierte Unterschriften erreichte. Die EU-Kommission ist jetzt gefordert, eine Führungsrolle beim Übergang zu einer tierversuchsfreien Wissenschaft zu übernehmen.

In einem beispiellosen Meilenstein erreichte die Europäische Bürgerinitiative „Save Cruelty-Free Cosmetics – Für ein Europa ohne Tierversuche“ im Januar mehr als 1,2 Millionen validierte Unterschriften. Dies ist die zweite EBI zu diesem Thema, die die Marke von einer Million Unterschriften überschritten hat; die erste war „Stop Vivisection“ im Jahr 2015. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist als Mitglied der Eurogroup for Animals und der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen Teil der Initiative.

Dreiteilige Anhörung: Kosmetik, Chemikalien, Ausstiegsplan
Nach einem ersten Treffen zwischen den EBI-Organisatoren und der EU-Kommission ging die formelle Reise weiter. Der nächste Schritt war die heutige parlamentarische Anhörung, die von den Ausschüssen des EU-Parlaments abgehalten wurde. Die Anhörung war entsprechend den Zielen der EBI in drei Teile gegliedert:

  • Schutz und Stärkung des Tierversuchsverbots für Kosmetika: Initiierung einer Gesetzesänderung, um Verbraucher-, Arbeitnehmer- und Umweltschutz für alle Kosmetikinhaltsstoffe ohne Tierversuche zu erreichen
  • Umgestaltung der EU-Chemikalienverordnung: Es muss sichergestellt werden, dass die menschliche Gesundheit und die Umwelt geschützt werden, ohne dass Tierversuche für Chemikalien durchgeführt werden
  • Modernisierung der Wissenschaft in der EU: Die EU-Kommission muss zusichern, über eine Strategie für die schrittweise Abschaffung aller Tierversuche in der EU zu entscheiden, einen Gesetzesvorschlag vorzulegen und einen Fahrplan für den Ausstieg aus allen Tierversuchen in der EU vor dem Ende der laufenden Legislaturperiode zu entwerfen.

Die EBI-Organisatoren Cruelty Free Europe, Eurogroup for Animals, die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen, die Humane Society International/Europe und People for the Ethical Treatment of Animals (Peta) schlugen Maßnahmen für ein Win-Win-Win-Szenario für Wissenschaft, Gesellschaft und Tiere vor, indem sie einen Übergang zu einer tierversuchsfreien Wissenschaft forderten

Antwort der Kommission bis Ende Juli
Während der Anhörung verpflichtete sich die Generaldirektion für Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU – die Wachstumsabteilung der Kommission – dazu, „so ehrgeizig wie möglich zu sein“, um ihr „endgültiges Ziel, die Tierversuche auf lange Sicht in der EU auslaufen zu lassen“, zu erreichen. Dies wurde von Carmen Laplaza Santos von der Abteilung Gesundheitsinnovationen und Ökosysteme der EU-Kommission bekräftigt, die eine endgültige und detaillierte Antwort der Kommission auf die Initiative bis Ende Juli versprach.

„Viele der Sichtweisen unter den Teilnehmern hören wir schon seit Jahren“, so Christiane Hohensee, Leiterin von InVitro+Jobs. „Während sich die Diskussion anfangs weitgehend sachlich um die Ungleichheit in der Deckung der Kosmetik-, Chemikalien und Produktionsregularien drehte und die Kommission einräumte, deren Auswirkung unterschätzt zu haben, wurde es beim Thema Ausstiegsstrategie insgesamt emotionaler. Die Tierversuchsbefürworter argumentierten mit altbekannten Bedenken, wie fehlenden Arzneimittel für junge und alte Menschen, der Abwanderung von Know-how ins außereuropäische Ausland oder gar dem völlig irrelevanten Totschlagargument: weshalb sollen Versuchstiere ethisch bedeutsam sein, wenn sich die Weltbevölkerung mit Fleisch ernährt und dafür Milliarden Tiere geschlachtet werden?“, kritisiert Hohensee.

Bürger:innen fordern Ende der Verwendung von Tieren
Über zehn Millionen Tiere – Katzen, Hunde, Kaninchen, Mäuse und andere – leiden jedes Jahr durch Forschung und Tests in Labors in ganz Europa. Die europäischen Bürger:innen fordern mit ihren Unterschriften ein Ende der Verwendung von Tieren in Kosmetika und anderen chemischen Tests sowie einen realisierbaren Fahrplan für den Übergang zu einer Wissenschaft ohne den Einsatz von Tieren.
Diese überwältigende öffentliche Unterstützung spiegelt die Position des EU-Parlaments (EP) aus dem Jahr 2021 wider, die zu einer Entschließung führte, in der die UEU-Kommission aufgefordert wurde, gemeinsam mit den Mitgliedstaaten einen konkreten Plan zur Beschleunigung des Übergangs zu tierversuchsfreien Methoden zu koordinieren.

Die EP-Anhörung bot auch die Gelegenheit, das von den ECI-Organisatoren vorbereitete Briefing „Save Cruelty Free Cosmetics – Commit to a Europe without Animal Testing“ vorzustellen.

EU soll Führungsrolle beim Übergang zu einer tierversuchsfreien Wissenschaft übernehmen
„Die Bürger:innen fordern die EU-Kommission auf, beim Übergang zur tierversuchsfreien Wissenschaft eine Führungsrolle zu übernehmen und eine neue Denkweise ohne Tierversuche voranzutreiben. Wir danken den Bürgern, den NGOs, den Forschern, der Industrie, den Regierungen und den Parlamentariern, die diese Ziele bereits unterstützen. Diese EBI zeigt, dass die EU-Bürger:innen viele der in der EP-Entschließung dargelegten Standpunkte des Parlaments teilen. Wir sind zuversichtlich, dass das EP dazu beitragen wird, den Teufelskreis der mit Tierversuchen einhergehenden Schäden zu durchbrechen, indem es erneut die Abschaffung aller Tierversuche für Kosmetika unterstützt, sowie den Verzicht auf zusätzliche Tierversuche für Sicherheitsbewertungen und einem Fahrplan zur Beschleunigung des Übergangs zu tierfreien Methoden in Forschung, behördlichen Tests und Ausbildung“, kommentierte Sabrina Engel, Vorsitzende des Organisationskomitees der ECI.

Hinsichtlich des Engagements der Kommission werden die Inhalte des Workshops am 31. Mai und 1. Juni der ECHA und die Antwort der Kommission am 25. Juli erwartet.

Weitere Informationen:
Das Briefing Save Cruelty Free Cosmetics – Commit to a Europe without Animal Testing 

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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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