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04. April 2023: Zelluläre Landwirtschaft: Chance oder Irrweg?

Das neue Magazin tierrechte erörtert Potenziale und Risiken der neuen Technologien

In seinem aktuellen Magazin tierrechte beschäftigt sich der Bundesverband Menschen für Tierrechte ausführlich mit dem Thema zelluläre Landwirtschaft, also der Erzeugung von Fleisch, Milch und Eiern mittels Gewebezüchtung oder Präzisionsfermentation. Expert:innen gehen davon aus, dass künstlich gezüchtete tierische Produkte in einigen Jahren auch in Deutschland Realität sein könnten. Es sind zwar noch viele Probleme im Produktionsprozess und im Umgang mit den Tieren ungelöst. Doch um die steigende globale Fleischnachfrage zu befriedigen und gleichzeitig Klimakrise, Artensterben und endlichen Ressourcen zu begegnen, könnte die zelluläre Landwirtschaft dazu beitragen, unser Proteinangebot nachhaltig und ethisch sauber zu diversifizieren. Dazu sollte die zelluläre Landwirtschaft gefördert, jedoch auch reglementiert werden.

Was in Deutschland noch Zukunftsmusik, ist in anderen Ländern schon Realität: In Singapur wird kultiviertes Hühnchenfleisch schon seit 2020 verkauft. Im November 2022 stufte die US-Lebensmittelbehörde FDA aus Tierzellen gezüchtetes Fleisch als unbedenklich für den menschlichen Verzehr ein. Auch Israel hat grünes Licht gegeben und der Golfstaat Qatar könnte bald folgen.

Bisher keine EU-Zulassung
Anders sieht es in Europa aus: Bei der EU-Kommission ist bislang kein Antrag auf Zulassung von Laborfleisch gestellt worden. Dabei sieht die Bundesregierung die Potenziale der zellulären Landwirtschaft. In ihrem Koalitionsvertrag kündigt sie an, sich für die Zulassung von Innovationen wie alternative Proteinquellen und Fleischersatzprodukte in der EU einzusetzen. Anfang März 2023 veröffentlichte das Büro für Technikfolgen-Abschätzung (TAB) beim Deutschen Bundestag den Bericht „Potenziale und Herausforderungen einer zellkulturbasierten Fleischproduktion [1]. Das TAB bescheinigt der zellulären Landwirtschaft darin das Potenzial, neben Klima und Umwelt auch unsere Gesundheit zu schützen. Handlungsbedarf sieht das TAB im Bereich der öffentlichen Investitionen.

Deutschland hinkt hinterher
Es gibt zwar einige Forschungsinitiativen in Deutschland. Im internationalen Vergleich ist Deutschland mit gerade mal einer Handvoll erfolgreicher deutscher Start-ups in der unabhängigen Forschung jedoch weit abgeschlagen. In den USA wird derweil intensiv an neuen Entwicklungen geforscht: Die Kulturfleischproduktion wurde 2021 mit 1,4 Mrd. US-Dollar von Investoren gefördert – darunter so prominente Namen wie der US-Schauspieler Leonardo DiCaprio, der Google-Gründer Sergey Brin und Bill Gates. Auch der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé, die US-Giganten Cargill und Tyson Foods sowie der weltweit größte Hühnerfleisch-Exporteur aus Brasilien BRF und der deutsche Fleischkonzern deutsche PHW investieren in das sogenannte Laborfleisch.

Laborfleisch oder pflanzliches Fleisch?
„Es steht außer Frage: Eine einfache rein pflanzliche Ernährung wäre die einfachste, günstigste und schnellste Lösung. Andererseits drängt die Zeit. Weder Klimakrise noch Artensterben noch die planetaren Grenzen warten darauf, wie wir uns entscheiden. Außerdem könnte kultiviertes Fleisch in Zukunft dazu beizutragen, den weltweit wachsenden Fleischkonsum abzudecken. Zuvor müssen jedoch noch viele technische Probleme gelöst werden, wie etwa der hohe Energieverbrauch. Und wir müssen uns kritisch damit auseinandersetzen, wie mit den „Spendertieren“ umgegangen wird“, sagt Carolin Spicher, Biologin und Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.

Im aktuellen Magazin tierrechte lesen Sie einen ausführlichen Hintergrundbericht sowie Interviews mit der Tierethikern Dr. Arianna Ferrari und der Wissenschaftlerin Florentine Zieglowski, die sich mit der CellAg Deutschland e.V. und mit der Stiftung RESPECTfarms für den Ausbau der zellulären Landwirtschaft in Deutschland einsetzt.

Hier können Sie sich das aktuelle Magazin als PDF herunterladen oder sich ein kostenloses Belegexemplar bestellen: www.tierrechte.de

[1] Jetzke T., Dassel K. (2023): Potenziale und Herausforderungen einer zellkulturbasierten Fleischproduktion, Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag. DOI: 10.5445/IR/1000156303.

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Pressekontakt:
Carolin Spicher
Fon: 0176/55182764
E-Mail: spicher@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10
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www.ausstieg-aus-der-tierhaltung.de
www.ausstieg-aus-dem-tierversuch.de
www.invitrojobs.de
www.satis-tierrechte.de
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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