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09. Februar 2023: Bundesregierung positioniert sich gegen die Trophäenjagd

Arten- und Tierschützer*innen fordern konsequentes Handeln

Die Bundesregierung setzt ein starkes Zeichen gegen die Jagd auf bedrohte und international geschützte Tierarten. Nach dem Ausstieg aus dem Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) zum 31. Dezember 2022 schafft sie in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der CDU/CSU jetzt Klarheit: Eine Bejagung von Arten, die im Bestand bedroht sind, sollte grundsätzlich nicht erfolgen, heißt es. Das Bundesumweltministerium hatte bereits im April 2022 Restriktionen bei der Einfuhr von Jagdtrophäen angekündigt, nun zog das Landwirtschaftsministerium mit dem Austritt aus dem CIC nach.

Laut der Antwort will die Bundesregierung nun offenbar Maßnahmen erarbeiten, um die Trophäenjagd auf international geschützte Arten strenger zu regulieren und die Importe von Jagdtrophäen dieser Arten möglichst insgesamt zu reduzieren. Außerdem kündigte die Bundesregierung strengere Kontrollen sowie Importverbote bei fehlender Nachhaltigkeit an. Zudem will sie sich dafür einsetzen, die Einfuhrgenehmigungspflicht von bisher lediglich zwölf Tierarten auf alle Arten des Anhangs B der EU-Artenschutzverordnung auszuweiten.

Deutschland ist mit Abstand der größte Importeur von Jagdtrophäen international geschützter Tierarten in der Europäischen Union. 4.242 Einfuhrvorgänge von Jagdtrophäen international geschützter Tierarten gab es laut Bundesamt für Naturschutz zwischen 2016 und 2022, darunter 158 Leoparden, 117 Flusspferde, 143 Afrikanische Elefanten, 112 Löwen, 51 Geparden, 18 Breit- und 2 Spitzmaulnashörner sowie 6 Eisbären. Die Einfuhren sind mit 463 im Jahr 2022 wieder leicht angestiegen, wie aus einer aktuellen, noch nicht veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine Schriftliche Frage der Abgeordneten Ina Latendorf (DIE LINKE) hervorgeht. Die negativen Effekte der Trophäenjagd für die Erhaltung der ohnehin schon dezimierten Tierbestände seien gravierend, unterstreicht ein großes Bündnis führender Tier- und Artenschutzorganisationen.

Tier- und Artenschützer*innen fordern seit langem Importverbote für Jagdtrophäen bedrohter und CITES-geschützter Arten nach Deutschland. Auch die Ethikfachgruppe der Weltnaturschutzunion (IUCN) appellierte vor einem Jahr an die Bundesregierung, der Trophäenjagd durch Importverbote endlich einen Riegel vorzuschieben.

Die Organisationen fordern, dass Deutschland als Schlüsselland in Europa Verantwortung übernehmen muss, und den unnötigen Abschuss unzähliger bedrohter Tiere beendet. In einer Zeit, in der mehr Tierarten vom Aussterben bedroht sind als jemals zuvor, müsse jede zusätzliche Gefahr für den Fortbestand der Arten ausgeschlossen werden. Der Abschuss von Löwen, Giraffen, Leoparden und anderen Arten, deren Populationszahlen in den letzten Jahren massiv geschrumpft sind, sei nicht zu rechtfertigen. Deutschland müsse sich nach jahrzehntelangen Versäumnissen endlich für einen ethischen und nachhaltigen Artenschutz positionieren.

Hinzu komme, dass immer mehr Menschen die Trophäenjagd ablehnten. Die Menschen hätten kein Verständnis dafür, dass sich einige Wenige das vernichtende Privileg erkauften, bedrohte Tiere zum Spaß und für ihre private Trophäensammlung zu töten. Gleichzeitig versuche die internationale Gemeinschaft diese Arten vor dem Aussterben zu schützen.

Das Bewusstsein in der Gesellschaft für einen ethischen Umgang mit Tieren hat in den letzten Jahren stark zugenommen. In einer aktuellen Umfrage sprechen sich 89 Prozent der Bundesbürger*innen gegen die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Deutschland aus. In Südafrika, gemeinsam mit Namibia eine der beliebtesten Destinationen für deutsche Jagdtourist*innen, lehnen 68 Prozent der Befragten, unabhängig vom sozialen Hintergrund, die Trophäenjagd ab.

Die Organisationen fordern von der Bundesregierung ein Importverbot von Jagdtrophäen geschützter Tierarten nach Deutschland. Dies sei europarechtskonform und umsetzbar und ein längst überfälliger politischer Schritt. Andere EU-Länder seien hier deutlich weiter. Deutschland hinke als größter Trophäenimporteur leider hinterher.

Hintergrund:

  • Trophäenjäger*innen töten häufig die größten und stärksten Individuen einer Art, die für den Fortbestand ohnehin bedrohter Tierbestände besonders wichtig sind. Diese unnatürliche, menschengemachte Selektion schwächt die genetische Gesundheit der Population, verändert die Alters- und Geschlechtsverhältnisse, verringert die Reproduktionsraten und stört die soziale Ordnung nachhaltig.
  • Mit Beginn des neuen Jahres ist die Bundesregierung (unter Federführung des BMEL) aus der Jagdlobby-Organisation des „Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd“ (CIC) ausgetreten. Wie aus der offiziellen Begründung der Bundesregierung auf die Schriftliche Frage der CDU-/CSU-Fraktion hervorgeht, ist die Trophäenjagd Grund des Austritts: „An der Trophäenjagd wird breite gesellschaftliche Kritik geübt. Die Bejagung von zum großen Teil geschützten Arten widerspricht zudem der grundsätzlichen politischen Ausrichtung der Bundesregierung. Außerdem hat sich der CIC in jüngster Zeit wiederholt öffentlich gegen ein von verschiedenen europäischen Ländern angestrebtes Importverbot von Trophäen gewendet […]. Diese Kritik an europäischen Partnern kann durch das BMEL auch mittelbar in keiner Weise mitgetragen werden.“
  • Mehrere europäische Länder haben sich bereits verpflichtet, die Einfuhr von Jagdtrophäen zu stoppen. Im Jahr 2015 haben Frankreich ein Einfuhrverbot von Löwentrophäen und die Niederlande für Trophäen von über 200 Arten erlassen. In Finnland tritt im Juni 2023 ein neues Naturschutzgesetz in Kraft, das den Import von Jagdtrophäen streng geschützter Arten (alle Anhang A- und zwölf Anhang B-Arten) von außerhalb der EU verbietet. Das belgische föderale Parlament hat einstimmig die Regierung aufgefordert, unverzüglich keine Einfuhrgenehmigungen für Trophäen von Arten mehr zu erteilen, die durch spezifische internationale Handelsbestimmungen geschützt sind. Außerdem hat das Europäische Parlament hat 2022 eine Resolution angenommen, die die Beendigung der Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Arten fordert.

 

Diese Pressemitteilung wird unterstützt von:

Humane Society International (HSI) / Europe
Pro Wildlife e. V.
Deutscher Naturschutzring (DNR)
Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Animals United e. V.
BBT – Bündnis bayerischer Tierrechtsorganisationen
Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V.
Bundesverband Tierschutz e. V.
Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e. V.
Deutscher Tierschutzbund e.V.
ElasmOcean e. V.
Future for Elephants e. V.
Komitee gegen den Vogelmord e. V.
PETA Deutschland e. V.
Rettet den Regenwald e. V.
Rettet die Elefanten Afrikas e. V.
SAVE Wildlife Conservation Foundation
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Vogelschutz-Komitee
Wildtierschutz Deutschland e.V.
Wildtierschutzverband – Dachverband für Wildtierschutz e. V.

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Pressestelle:
Christina Ledermann
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10
www.tierrechte.de
www.ausstieg-aus-der-tierhaltung.de
www.ausstieg-aus-dem-tierversuch.de
www.invitrojobs.de
www.satis-tierrechte.de
www.stadttauben.de


Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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