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20. Januar 2023: Jagdmesse ‚Jagd & Hund’: Ausverkauf bedrohter Arten in Dortmund

Tier- und Naturschützer kritisieren Versäumnisse von OB Westphal und der Messehallen

Foto: adobestock/okyela
30 Tier- und Naturschutzorganisationen fordern anlässlich der „Jagd & Hund“ in Dortmund von Oberbürgermeister Westphal und dem Dortmunder Stadtrat, die Vermarktung von Trophäenjagdreisen endlich zu unterbinden. Die größte Jagdmesse Europas findet vom 24. bis 29. Januar in den Westfalenhallen statt. Dort bieten über 80 Aussteller Trophäenjagdreisen an, auch auf bedrohte und geschützte Arten, darunter Elefanten, Löwen, Leoparden, Nashörner und Eisbären. Eine zunehmende Anzahl an Tier- und Naturschutzorganisationen kritisiert, dass diesen Angeboten noch immer eine Plattform geboten wird. Auch Dr.  Jane Goodall DBE, Gründerin des Jane Goodall Instituts und UN-Friedensbotschafterin, appelliert eindringlich an die Verantwortlichen: „Die Tatsache, dass das Jagen von Trophäen seltener und gefährdeter Tierarten immer noch legal ist, ist absolut schockierend! Bitte stoppen Sie den Verkauf organisierter Trophäenjagdreisen im Rahmen der ‚Jagd & Hund‘-Messe in Dortmund. Unterstützen Sie damit den Tier- und Artenschutz!“

Versprochene Ethikkommission noch immer nicht eingesetzt
Mehr als 120.000 Tiere werden allein in Afrika jedes Jahr von Großwildjäger*innen getötet. Deutsche gehören nach US-Amerikanern zu den traurigen Spitzenreitern bei der Trophäenjagd. Der Abschuss besonders seltener, gesunder und imposanter Tiere führt zu einer unnatürlichen Selektion und hat fatale Konsequenzen auf die Tierbestände. Trophäenjagd unterläuft damit internationale Artenschutzbemühungen. Darüber hinaus werden auf der ‚Jagd & Hund‘ auch Reiseangebote vermarktet, die in Deutschland verbotene Jagdmethoden, wie Bogenjagd, beinhalten. Im Wahlkampf 2020 versprach der heutige Oberbürgermeister Westphal im Fall seiner Amtsübernahme die Einsetzung einer Ethikkommission, die das Thema Trophäenjagd und die entsprechende Vermarktung auf der Messe objektiv beleuchten sollte. Diese Ethikkommission ist bis heute nicht eingesetzt.

Aussteller verstoßen gegen Messebedingungen
In den Ausstellungsbedingungen der Messe wird explizit darauf hingewiesen, dass die Vermarktung von „Abschussgelegenheiten“ auf gezüchtete Tiere sowie Tiere aus Gatterhaltung untersagt ist. Dies betrifft beispielsweise unnatürliche Farbvarianten von Antilopen sowie die Gatterjagd auf gezüchtete Löwen. Auch in diesem Jahr befinden sich Aussteller auf der ‚Jagd & Hund‘, die diese Angebote in ihrem Portfolio haben.

Ablehnung gegenüber der Trophäenjagd steigt
In einer aktuellen Umfrage sprechen sich 89 % der Bundesbürger gegen die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Deutschland aus. In Südafrika, gemeinsam mit Namibia eine der beliebtesten Destinationen für deutsche Jagdtourist*innen, lehnen 68 % der Befragten quer durch alle Gesellschaftsschichten die Trophäenjagd ab. Einige der weltweit größten Reiseanbieter, darunter Booking.com, TripAdvisor und die Expedia Gruppe, forderten die südafrikanische Regierung auf, Trophäenjagd zu beenden und auf eine wildtierfreundliche Zukunft zu setzen. Auch 170 NGOs aus aller Welt fordern ein Ende der Trophäenjagd und das Europäische Parlament positionierte sich kürzlich für ein EU-weites Einfuhrverbot von Jagdtrophäen. Die Niederlande, Finnland und Belgien verbieten bereits die Einfuhr von Jagdtrophäen bestimmter Arten. In Großbritannien, Belgien, Italien, Spanien und Polen wird ebenfalls hierüber diskutiert. Darüber hinaus wurde Italiens größte Jagdmesse in Vincenza vor Kurzen auf Grund von Bedenken bezüglich ökologischer Werte abgesagt. „In Anbetracht der dramatischen Biodiversitätskrise, die wir gerade erleben, versteht die überwältigende Mehrheit der Menschen, dass wir uns den rücksichtslosen Ausverkauf unserer Arten nicht leisten können. Es ist traurig und nicht nachvollziehbar, dass eine kleine Minderheit effektiven Tier- und Artenschutz auf Kosten aller verhindert. Ein konsequentes Umsteuern ist überfällig – auch von Dortmund!“ appelliert Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife.

 

Hintergrund:

  • In den Jahren 2017 bis 2021 wurden laut Daten des Bundesamts für Naturschutz (BfN) Trophäen von allein 2.988 Tieren international geschützter Arten nach Deutschland eingeführt, darunter 110 Leoparden, 107 Braunbären, 117 Flusspferde, 92 Elefanten, 80 Löwen, 12 Breitmaulnashörner, 6 Eisbären und ein Spitzmaulnashorn.
  • Zum 1. Januar 2023 trat die Bundesregierung aus dem Internationalen Rat zum Schutz des Wildes und der Jagd aus (CIC), da „man nicht mit dem Umgang des CIC mit der Tötung von Tieren in Form von Trophäen einverstanden sei“ und sich der CIC in den letzten Jahren wiederholt gegen ein Importverbot für Jagdtrophäen gewandt habe. Der CIC ist offizieller Partner der ‚Jagd & Hund‘.
  • In einem offenen Brief an den Oberbürgermeister und den Stadtrat fordern mehr als 90 Tier-/ Artenschutzorganisationen und Expert*innen aus Afrika und der Welt ein Ende der Trophäenjagdangebote auf der Dortmunder Jagdmesse.

 

Diese Pressemitteilung unterstützt von:

Pro Wildlife e. V.

Animals United e. V.

BBT – Bündnis bayrischer Tierrechtsorganisationen

Bund gegen den Missbrauch der Tiere e. V.

Bundesverband Tierschutz e. V.

Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e. V.

Deutscher Tierschutzbund e. V.

ElasmOcean e. V.

Future for Elephants e. V.

Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung e. V.

Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V.

Humane Society International (HSI) / Europe

Jane Goodall Institut – Deutschland e. V.

Komitee gegen den Vogelmord e. V.

Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e. V.

PETA Deutschland e. V.

Rettet den Regenwald e. V.

Rettet die Elefanten Afrikas e. V.

SAVE Wildlife Conservation Foundation

Stiftung für das Tier im Recht

Verband Deutscher Sporttaucher e. V.

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz

Vogelschutz-Komitee e. V.

Wildtierschutz Deutschland e. V.

Wildtierschutzverband – Dachverband für Wildtierschutz e. V.

 

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Pressestelle:
Christina Ledermann
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10
www.tierrechte.de
www.ausstieg-aus-der-tierhaltung.de
www.ausstieg-aus-dem-tierversuch.de
www.invitrojobs.de
www.satis-tierrechte.de
www.stadttauben.de


Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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