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20. Dezember 2022: Über fünf Millionen Tiere starben 2021 für Tierversuche

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte fordert, endlich den Systemwechsel weg vom Tierversuch

Die Zahl der sogenannten Versuchstiere ist 2021 zwar leicht gesunken, bezieht man jedoch alle Tiere – auch die überzähligen – mit ein, starben 2021 über fünf Millionen Tiere für Tierversuche in Deutschland. Dies wäre vermeidbar, wenn die Bundesregierung endlich den Systemwechsel mithilfe eines Ausstiegsplan einleiten würde.

Wie in den Vorjahren hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) kurz vor Weihnachten die Versuchstierzahlen des Vorjahres veröffentlicht. Im Jahr 2021 starben über 2,5 Mio. Tiere im direkten Zusammenhang mit Tierversuchen. Das entspricht zwar einem leichten Rückgang von unter zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bezieht man jedoch die sogenannten überzähligen Versuchstiere mit ein, starben 2021 über fünf Millionen Tiere für Tierversuche in Deutschland.

Leichter Rückgang kein Grund zum Feiern
„Der leichte Rückgang bei den Versuchstierzahlen ist kein Grund zum Feiern. Denn noch immer sterben zu viele Tiere in leidvollen Versuchen. Das wäre vermeidbar, wenn die Bundesregierung die tierfreien Methoden endlich systematisch fördern würde.  Der Rückgang bei den gesetzlich vorgeschriebenen Versuchen zeigt, dass die neuen Verfahren wirken“, sagt Dr. Christiane Hohensee, Fachreferentin für tierversuchsfreie Methoden beim Bundesverband Menschen für Tierrechte.

2021 wurden 1.859.475 Tiere lebend in Versuchen eingesetzt, 47.609 davon mehrfach. Zusätzlich wurden 644.207 Tiere getötet, um ihnen Gewebe oder Organe zu entnehmen. Der leichte Rückgang von unter zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr geht insbesondere auf die gesunkenen Zahlen bei den gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuchen zurück (361.378 im Jahr 2020 auf 313.557 in 2021).

Überzählige Tiere: verstecktes Tierleid endlich sichtbar
In der diesjährigen Statistik wurden erstmals auch die sogenannten überzähligen Versuchstiere miteinbezogen, die zwar für wissenschaftliche Zwecke gezüchtet und getötet, aber nicht in Versuchen eingesetzt wurden. Dies waren 2021 über 2,5 Mio. Tiere (2.554.560).
„Dadurch, dass diese Tiere endlich in der Statistik erfasst werden, wird endlich das ganze Ausmaß sichtbar. Es sterben nicht nur 2,5 Millionen, sondern über 5 Millionen Tiere für Tierversuche in Deutschland. In der Summe werden mehr Tiere quasi überproduziert und dann getötet als direkt in Versuchen eingesetzt. Diese insgesamt skandalös hohen Zahlen zeigen, wie dringend wir einen Ausstiegsplan brauchen“, sagt Hohensee.

Mehr Hamster und Rennmäuse für die Infektionsforschung
Die Maus war mit 72,2 Prozent aller Tiere das Versuchstier Nr. 1, gefolgt von Fischen mit 12,2 Prozent und Ratten mit 7,3 Prozent. Während die Zahl der eingesetzten Ratten und Meerschweinchen etwas sank, stieg die Zahl der syrischen Hamster um 43,5 Prozent und der mongolischen Rennmäusen um 25,2 Prozent. Diese Tierarten werden zum großen Teil in der Infektionsforschung verwendet. Gestiegen ist auch die Zahl der eingesetzten Katzen (862) und Hunde (2657) um 30 beziehungsweise vier Prozent. Der Großteil von ihnen musste für die Risikobewertung leiden. Der Anteil der Kaninchen ging erfreulicherweise um 8.000 Tiere (11 Prozent) zurück. Es mussten auch weniger Schweine, Rinder, Ziegen, Schafe und Affen in den Tierversuch.

Auf hohem Niveau: Tierversuche für die Forschung
Deutlich gestiegen sind die Zahlen in der angewandten beziehungsweise translationalen Forschung im Vergleich zum Vorjahr um 9,35 Prozent (244.572 in 2020 auf 267.431). Dies betrifft die patientenorientierte Forschung und die gezielte Suche nach Substanzen zur Behandlung von Krankheiten.

Mehr Versuche an genetisch veränderten Tieren
Auch die Zahlen zur Erhaltung von Kolonien genetisch veränderter Tiere sind 2021 mit 156.91 Tieren gegenüber dem Vorjahr um 33.14 Prozent (39.058 Tiere) deutlich angestiegen. Insgesamt wurden mit knapp 52 Prozent 2021 mehr genetisch veränderte Tiere in Versuchen gemeldet, als nicht veränderte. Der Tierrechtsverband befürchtet, dass die Zahlen nach der Pandemie weiter ansteigen.

Überfällig: Gesamtstrategie für einen Systemwechsel
Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag eine Reduktionsstrategie angekündigt. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte fordert, darüber hinauszugehen und endlich einen Ausstiegsplan zu entwickeln. Unter der Federführung des Bundesverbandes und des Vereins Ärzte gegen Tierversuche kämpft ein Bündnis aus insgesamt 15 Tierschutz- und Tierrechtsvereinen im Rahmen der gemeinsamen Kampagne „Ausstieg aus dem Tierversuch. JETZT!“ für einen Systemwechsel weg vom wissenschaftlich fragwürdigen Tierversuch hin zu einer modernen, humanrelevanten Wissenschaft des 21. Jahrhunderts.

 

Statistiken unter: www.bfr.bund.de

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Pressestelle:
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Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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