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08. November 2022: Tierversuchsfreie Verfahren: USA will umfassende Strategie entwickeln

Menschen für Tierrechte fordert Deutschland auf, dem Beispiel der USA zu folgen

Die US-Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat angekündigt, 2023 eine „umfassende Strategie“ für alternative Testmethoden zu entwickeln. Parallel dazu leiten die USA den Übergang zu einer Forschung ohne Tierversuche auch gesetzlich ein. Auch die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag eine Reduktionsstrategie zu Tierversuchen festgeschrieben. Doch passiert ist bisher nichts. Menschen für Tierrechte fordert die Bundesregierung auf, aktiv zu werden und sich die bereits existierenden Ausstiegsstrategien zum Vorbild zu nehmen.

Die Ankündigung, eine „umfassende Strategie“ für alternative Testmethoden zu entwickeln, kündigte die leitende FDA-Wissenschaftlerin Namandjé Bumpus im Fachjournal Nature an (1). Es gäbe zwar keinen festen Zeitplan, sagt die Pharmakologin, aber das Programm, das Tierversuche durch den Einsatz modernster Alternativmethoden ersetzen soll, habe Priorität. Die vielen neuen Verfahren, die in Laboren auf der ganzen Welt entwickelt würden, machten die Abschaffung von Tierversuchen zu einer realistischen Möglichkeit für die Zukunft, sagt Bumpus. David Strauss, Direktor für angewandte Regulierungswissenschaft bei der FDA, ergänzte: „Wir glauben, dass wir uns an einem möglichen Wendepunkt befinden“.

Ziel: Relevante Testmethoden für den Menschen
Die Strategie für tierversuchsfreie Verfahren soll mit 5 Millionen US-Dollar finanziert werden, die die Behörde als Teil ihres Budgets für 2023 beantragt hat. Ziel ist es, mit den alternativen Testmethoden (NAMs) Erkenntnisse zu gewinnen, die relevanter für den Menschen sind. Außerdem geht die Behörde davon aus, dass die neuen Verfahren kostengünstiger sind als der Einsatz von Tieren, und dass Produkte so schneller und effizienter auf den Markt gebracht werden können.

USA beenden Giftigkeitsversuche
Diese Wende wird auch politisch eingeleitet: Ende September verabschiedete der US-Senat den sogenannten Modernization Act der FDA (2). Dieser erlaubt, neue Medikamente auch auf Basis tierversuchsfreier Verfahren zuzulassen. Im Vorfeld hatte die US-Umweltbehörde EPA 2019 in einer Richtlinie festgelegt, dass toxikologische Versuche an Säugetieren ab 2035 verboten sind (3). Ab 2025 werden die Fördergelder für Tierversuche in diesem Bereich um 30 Prozent gekürzt und ab 2035 ganz gestrichen.

Mehrere Länder legen Ausstiegsstrategien vor
Weitere Länder, die den Ausstieg einleiten, sind England, die Niederlande und Norwegen. Im Jahr 2014 kündigte England an, den Einsatz von Tierversuchen in der wissenschaftlichen Forschung zu reduzieren und diese Tests durch „wissenschaftlich gültige Alternativen“ zu ersetzen. Die Niederlande legten 2016 als erster EU-Mitgliedstaat eine strukturierte und differenzierte Ausstiegsstrategie vor (4). An der Universität Utrecht wurde eine Professur für den evidenzbasierten Übergang zu tierversuchsfreien Methoden eingerichtet. Norwegen hat 2020 angekündigt, einen konkreten Plan für den Übergang hin zu tierversuchsfreien Verfahren vorzulegen.

Deutschland muss dem Vorbild USA folgen
„Die umfassenden Pläne der USA und der anderen Länder zeigen, dass die Förderung tierversuchsfreier Verfahren nicht nur aus ethischen Gründen geboten ist. Es geht um bessere Forschungsergebnisse und darum, Produkte günstiger und schneller auf den Markt zu bringen. Die Bundesregierung sollte die angekündigte Reduktionsstrategie zu Tierversuchen also auch im Hinblick auf den Forschungs- und Wissenschaftsstandort Deutschland zügig anpacken. Als ersten Schritt sollte sich Deutschland dafür einsetzen, dass auch die EU die tierversuchsfreie Zulassung von Medikamenten ermöglicht“, fordert Christina Ledermann, Vorsitzende des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.

Um die geplante Reduktionsstrategie der Bundesregierung so effektiv wie möglich auszugestalten, hat der Bundesverband Menschen für Tierrechte einen Maßnahmenplan erarbeitet und diesen an alle relevanten politischen Entscheidungsträger übermittelt. Die 10-seitige Broschüre enthält konkrete Vorschläge, die kurz- und langfristig einen Ausstieg aus dem Tierversuch einleiten können.

Weitere Informationen:

(1) Artikel in Nature: „US agency seeks to phase out animal testing“

(2) FDA Modernization Act

(3) Richtlinie der US-Umweltbehörde EPA von 2019

(4) National Comité advies dierproevenbeleid (2016). NCad opinion Transition to non-animal research.

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Pressestelle:
Christina Ledermann
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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