Allgemein Newsletter Tierrechte

Newsletter Tierrechte Nr. 21/18 vom 01.12.2018

Inhalt

  • Skandal: Groko lässt Ferkel länger leiden
  • EU-Tierversuchsrichtlinie: Deutschland gibt Verstöße zu
  • Implantate: Trotz Tierversuchen in die Katastrophe
  • Forschungspreis: Tierversuchsfreie Verfahren ausgezeichnet
  • Appell an Kultusminister: Brieftaubenwesen darf kein Kulturerbe werden
  • Hessen: Tierschutzbündnis fordert klares Bekenntnis von Schwarz-Grün
  • Tierhaltung: NRW räumt Mängel ein
  • Schlachthof-Skandal: Verstöße waren bekannt
  • Bitte mitmachen: Konsultation zur Zukunft Europas
  • Bitte verteilen: Magazin tierrechte
  • Termine

Liebe Leserinnen und Leser,

wie erwartet hat der Bundestag mit den Stimmen von CDU und SPD am Donnerstagabend für den Aufschub des Verbots der betäubungslosen Ferkelkastration um weitere zwei Jahre gestimmt. Ungeachtet der Tatsache, dass dies verfassungswidrig ist und es Alternativen gibt, um den Ferkeln die furchtbaren Schmerzen einer Kastration ohne Betäubung zu ersparen. Bei der Anhörung am 26. November waren Sachverstände aus Tierschutzverbänden gar nicht erst zugelassen worden. Dennoch haben wir und viele andere bis zuletzt gegen den skandalösen Aufschub des Verbotes gekämpft. Leider ohne Erfolg. Die Empörung ist derweil groß: Die ehemalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) warf der Groko vor, sie sei „der parlamentarische Arm von Bauernverband und Schlachtindustrie“ und trete den Tierschutz mit Füßen. Den Linken zufolge kapituliert die Bundesregierung vor der „erpresserischen Marktmacht der Schlacht- und Supermarktkonzerne“.  Mehr unter: www.morgenpost.de


Foto: pixabay.com

EU-Tierversuchsrichtlinie: Deutschland gibt Verstöße zu
Im Juli 2018 hat die Bundesregierung einen blauen Brief aus Brüssel erhalten. Es geht um die fehlerhafte Umsetzung der EU-Tierversuchsrichtlinie in deutsches Recht. Die EU-Kommission listete 26 Kritikpunkte. Ein Vertragsverletzungsverfahren droht. Jetzt hat die Bundesregierung der EU-Kommission geantwortet und Korrekturen zugesichert. Leider erstrecken sich die Beanstandungen der EU-Kommission überwiegend auf administrative Bereiche, wie Kontrolle und Überwachung von Tierexperimenten, Personal und Zuchteinrichtungen. Beanstandungen mit schwerwiegenden Folgen für die Praxis des Tierversuchsrechts erhebt die Kommission nur in zwei Punkten. Die Mühen des Bundesverbandes und anderer könnten sich dennoch gelohnt haben, denn Deutschland sichert der EU zu, endlich im Tierschutzgesetz klar zu formulieren, dass die Behörden die gesetzlich vorgeschriebene Unerlässlichkeit und ethische Vertretbarkeit eines Tierversuchs komplett eigenständig prüfen dürfen. Wenn dies auch umgesetzt wird, dass wäre das ein wirklicher Erfolg für den Tierschutz.
Mehr unter: www.tierrechte.de


Implantate: Trotz Tierversuchen in die Katastrophe
Zahlreiche Medien berichteten diese Woche, dass ein Hersteller von Implantaten ungeeignete Wirbelsäulen-Prothesen auf den Markt gebracht hatte, die bei Patienten zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden führten. Die aus Vollkunststoff bestehenden Bandscheiben wuchsen nicht an oder zerbröselten, was zu schmerzhaften Fremdkörperreaktionen führte. Trotz Tierversuchen an Affen, die bereits ähnliche Ergebnisse zeigten, hatte der Hersteller eine Vermarktungszulassung mit dem CE-Kennzeichen erhalten. Die negativen Tierversuchsergebnisse waren einfach verschwiegen worden. Klinische Studien fanden zuvor kaum statt. Unabhängig davon, dass Ergebnisse aus Langzeit-Tierversuchsstudien durch die unterschiedliche Anatomie und damit Skelett- und Organbelastung der Tiere auf die menschliche Situation nicht übertragen werden können, zeigte der Fall einmal mehr den Unsinn von Tierversuchen und die fehlenden behördlichen Kontrollmechanismen. Unzählige Tiere leiden sinnlos, weil Experimentatoren die Ergebnisse nicht passen. Dies belegt, dass zielgerichtet nach neuen tierversuchsfreien Testmethoden geforscht werden muss. Zudem ist eine zuverlässige europäische Kontrollbehörde für die Prüfung von Medizinprodukten überfällig. Mehr unter: www.ndr.de


Forschungspreis: Tierversuchsfreie Verfahren ausgezeichnet
Im neuen Forschungszentrum Charité 3R in Berlin sind am 23. November die diesjährigen Ursula-M. Händel-Forschungspreise durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft verliehen worden. Die Auszeichnungen mit jeweils 50.000 Euro gingen an Prof. Dr. Ellen Fritsche vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf für ihre Leistungen bei der Entwicklung eins tierversuchsfreien Verfahrens bei der Testung von Chemikalien auf die frühkindliche Entwicklung des Gehirns. Prof. Fritsche ist gleichzeitig auch Leiterin des Centrums für Ersatzverfahren zum Tierversuch, für dessen Einrichtung sich der Bundesverband Menschen für Tierrechte lange Jahre engagiert hatte. Zweiter Preisträger war Dr. Hamid Noori vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik Tübingen für die Aufklärung biochemischer Schaltkreise zur Informationsverarbeitung im Rattengehirn am Computer. Mehr unter: www. invitrojobs.com


Appell an Kultusminister: Brieftaubenwesen darf kein Kulturerbe werden
In einem Brief appelliert der Bundesverband Menschen für Tierrechte an die Mitglieder der Kultusministerkonferenz, am 6. Dezember gegen die Anerkennung des Brieftaubenwesens als nationales Immaterielles Kulturerbe zu stimmen. Der Verband begründet dies mit Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Zudem fordert er die Aufnahme des Tierschutzes in die Ethischen Prinzipien des Immateriellen Kulturerbes. Lesen Sie dazu unsere vollständige Pressemitteilung.


Hessen: Tierschutzbündnis fordert klares Bekenntnis von Schwarz-Grün
Anlässlich der aktuellen Koalitionsverhandlungen fordert das Hessische Tierschutzbündnis CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf, den Tierschutz im Koalitionsvertrag angemessen zu berücksichtigen. Hierzu zählen besonders die Ablehnung der Massentierhaltung, der Abbau der Tierversuche durch Förderung tierversuchsfreier Methoden, die Einführung der Tierschutz-Verbandsklage, die Einrichtung einer „Task-Force Tierschutz“ für den Vollzug des Tierschutzrechts, die „auskömmliche“ Finanzierung der Tierheime, die Einführung des Hundeführerscheins und das Verbot von Totschlagfallen. Lesen Sie dazu unsere vollständige Pressemitteilung.


Tierhaltung: NRW räumt Mängel ein
Eine Anfrage der Grünen zur Tierhaltung in NRW ergab, dass statistisch jeder Betrieb in NRW etwa alle zehn Jahre kontrolliert wird. Im Kreis Euskirchen und im Kreis Olpe finden Kontrollen im Schnitt nur alle 100 bis 200 Jahre statt. Die Antwort des Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft beginnt denn auch mit einem Eingeständnis: „Die Landesregierung ist der Auffassung, dass in der Tierhaltung grundsätzlicher Reformbedarf besteht.“
Mehr unter: www.ksta.de
Die komplette Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der Grünen (Drucksache 17/4314) zum Thema „Tierhaltung und Tierschutz in Nordrhein-Westfalen“ können Sie hier herunterladen: www.landtag.nrw.de
Ein weiterer Grund, die Abschaffung der wichtigen Verbandsklage in NRW zu verhindern. Bitte unterzeichnen Sie unsere Petition.


Schlachthof-Skandal: Verstöße waren bekannt
Bislang war bekannt, dass es mehr als 30 anonyme Anzeigen gegen den Rinderschlachthof in Oldenburg gegeben hatte. Neu ist, dass massive Tierschutz-Verstöße bereits in 2007 und 2010 gemeldet wurden. Im Schlachthof waren unter anderem defekte Bolzenschussgeräte eingesetzt worden, sodass Rinder qualvoll verendeten. Nach Bekanntwerden der Vorfälle hatten Händler die Zusammenarbeit aufgekündigt. Es wäre skandalös, wenn Stadt und Landesamt bereits seit Jahren Bescheid gewusst und nichts getan hätten. Tierschützer fordern die endgültige Schließung des Schlachthofs. Im niedersächsischen Agrarausschuss fand derweil eine Experten-Anhörung dazu statt, wie sich staatliche Kontrollen künftig verbessern lassen. Im Ausschuss ging es um einen Antrag der Grünen, der grundsätzlich die Betäubungspraxis in Schlachthöfen auf den Prüfstand stellen will. Letztlich sei es eine Frage der Finanzierung, sagte ein Experte vom Friedrich-Loeffler-Institut, denn: „Tierschutz kostet!“ Mehr unter: www.kreiszeitung.de


Bitte mitmachen: Konsultation zur Zukunft Europas
Bitte nutzen Sie die Gelegenheit, sich an dieser Konsultation zu beteiligen und Ihre Sorgen, Hoffnungen und Erwartungen hinsichtlich der Zukunft der EU mitzuteilen. Die 13 Fragen sind schnell beantwortet und es bietet sich oft die Chance, mehr Tierschutz (Umwelt- und Kilmaschutz, etc.) einzufordern. Mitmachen unter: ec.europa.eu


Bitte verteilen: Magazin tierrechte
Unser aktuelles Magazin tierrechte greift ein Thema auf, das alle Tierschutz-Bereiche betrifft: die massiven Vollzugsdefizite. Trotz 15 Jahren Staatsziel Tierschutz gelingt es heute noch nicht einmal, die minimalen Anforderungen an die Tierhaltung in Landwirtschaft und Labor zuverlässig zu kontrollieren. Von wirksamer strafrechtlicher Verfolgung ganz zu schweigen. Dies muss sich ändern. Wie? Dazu zeigen wir konkrete Lösungsmöglichkeiten auf. Damit dies mehr Menschen erfahren, haben wir die Auflage erhöht und bitten Sie/euch, das Magazin unter Freunden, Verwandten oder Arbeitskollegen zu verteilen. Bei Interesse wendet euch bitte an Judith unter: reinartz@tierrechte.de


Termine


 

 

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Alle Spenden sind steuerlich abzugsfähig

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Erkrath (früher Aachen) sind über 60 Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren des Jahres“ sowie das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.