Im nordrhein-westfälischen Emsdetten stand die Entscheidung für ein Stadttaubenprojekt auf der Kippe. Doch nun entschied sich der Stadtrad mit knapper Mehrheit für ein Taubenhaus. Der Bundesverband hat während des Prozesses über die tierschutzgerechte Populationskontrolle aufgeklärt und wird weiterhin seine fachliche Unterstützung anbieten. Die Kommunen sind in der Verantwortung, das menschengemachte Tierschutzproblem zu lösen.
Ende Oktober erstellte die Stadtverwaltung eine Beschlussvorlage, die einen Stadttaubenschlag mit Fütterung und Ei-Austausch nach dem Augsburger Modell vorsah. Zuvor beauftragte sie die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung mit dem Thema der tierschutzgerechten Steuerung der Taubenpopulation. Die Studierenden sprachen sich für das Augsburger Modell aus, da die anderen Maßnahmen zum Teil rechtlich nicht zulässig oder sehr aufwändig sind bzw. keine nachhaltige Effizienz aufweisen. In Deutschland sei aus tierschutzrechtlichen Gründen nur das Augsburger Modells realistisch.
Dann jedoch entschied der betreffende Ausschuss mit knapper Mehrheit gegen ein Taubenhaus aufgrund von Zweifeln, ob die Taubenfütterungen durch eine Einzelperson unterlassen würden. Daraufhin wendeten sich zahlreiche Tierschützer:innen aus Deutschland und Österreich an die Ratsmitglieder, die am 15. Dezember über ein Stadttaubenkonzept entscheiden sollten und auch an die lokale Presse. Dr. Claudia Gerlach, Fachreferentin bei Menschen für Tierrechte gab ein Interview für die Lokalzeitung und klärte über die Notwendigkeit auf, Stadttauben zu versorgen und gleichzeitig die Eier auszutauschen – als einzige tierschutzgerechte Populationskontrolle. Sie stellte die bundesweite Umfrage zu Stadttaubenprojekten und die darin enthaltenen Positivbeispiele vor: Städte die seit über 25 Jahren an den Stadttaubenprojekten festhalten oder ihr Konzept weiter ausbauen. Der Erfolg liegt vor allem an der Bindung der Tiere an den Taubenschlag, wodurch die Taubenzahl und Verschmutzungen an vorherigen Standorten zurückgehen. Sie betonte auch, dass Taubenfütterungen außerhalb des Schlages zwar die Bindung der Tiere stören können, es aber viele Einflussfaktoren gibt und auch bei erfolgreichen Projekten Taubenfütterungen vorkommen.
Mit knapper Mehrheit entschied sich der Stadtrat für ein Taubenhaus, unter anderem durch die Aussage der Taubenfütterin, das Füttern dann einzustellen. Der Beschluss verlangt eine nähere Ausarbeitung bis Ende Januar, über die der Stadtrat abstimmt. Menschen für Tierrechte wird weiterhin seine fachliche Unterstützung anbieten. Die Kommunen sind in der Verantwortung, das menschengemachte Tierschutzproblem zu lösen.
In Ulm starteten Tierschützer:innen eine Petition zur Errichtung von Stadttaubenschlägen. Sie bieten der Stadt ein konstruktives Gespräch zum Taubenmanagement an.
Nicht zuletzt werden Stadttaubenschwärme durch gestrandete oder entflogene Brieftauben vergrößert – von Züchter:innen bestritten. Doch (beringte) Zuchttiere sind regelmäßig in Stadttaubenschwärmen zu finden und Studien bestätigen dies. Die Petition Tierquälerei ist kein Kulturerbe! fordert, die diesjährige Auszeichnung des mit vielerlei Tierschutzmissständen einhergehenden Brieftaubenwesens als Kulturerbe zurückzunehmen.
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