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03. Dezember 2021: Stadttauben: Umfrage bestätigt Effektivität des Gesamtkonzeptes

Die Auswertung einer bundesweiten Umfrage zur Effektivität von Stadttaubenkonzepten hat ergeben, dass viele deutsche Städte bereits erfolgreich tierschutzkonforme Stadttaubenprojekte durchführen. Entscheidend für den Erfolg ist dabei, dass das Gesamtkonzept konsequent umgesetzt wird. Gelingt dies, dann sind betreute Taubenschläge das Mittel, um die Tiere artgerecht zu versorgen und ihre Population mittels Ei-Austausch zu kontrollieren. Die Auswertung enthält zudem eine Analyse häufig vorkommender Probleme sowie Schlüsselkriterien und Best-Practice-Beispiele für den Erfolg zukünftiger Stadttaubenprojekte.

Um die Erfahrungen zu Wirksamkeit und Problemen von Stadttaubenprojekten in deutschen Städten zu dokumentieren und auszuwerten, führte der Bundesverband Menschen für Tierrechte zum Jahreswechsel 2020/21 eine umfassende Online-Umfrage unter Veterinär- und Ordnungsämtern, Tierschutzvereinen, Stadttaubeninitiativen sowie Privatpersonen zu deren Erfahrungen in der Praxis durch. Das Fazit: Die Auswertung von 129 Fragebögen aus 71 Städten zeigt, dass das „Augsburger Modell“ erfolgreich sein kann, wenn es konsequent umgesetzt wird.

Viele Stadttaubenprojekte als erfolgreich wahrgenommen
„Unsere Analyse ergab, dass viele deutsche Städte erfolgreich tierschutzkonforme Stadttaubenprojekte umsetzen. Einigen Städten gelingt es auf diese Weise, die Taubenzahl an den „Brennpunkten“, zum Teil auch darüber hinaus, und die damit verbundenen Probleme zu reduzieren. Quasi als Best-Practice-Beispiele stellen wir zehn Städte vor, die ihre Stadttaubenprojekte als erfolgreich bewerten, darunter sind Aachen, Augsburg, Düsseldorf und Wiesbaden sowie kleinere Städte wie Bielefeld, Norderstedt, Hanau oder Tübingen“, berichtet die Biologin Dr. Claudia Gerlach, Fachreferentin beim Bundesverband Menschen für Tierrechte. Die Auswertung ergab zudem, dass die anfallenden Kosten der Taubenschläge überwiegend als gerechtfertigt eingeschätzt wurden und dass ein langfristiges Bestehen der betreuten Stadttaubenschläge meist damit verknüpft ist, ob die Kommune den Großteil der Kosten übernimmt. Die Einführung eines Stadttaubenkonzeptes ist aus Tierschutzsicht geboten, da die Stadttaube als frei lebendes Haustier unter den Lebensbedingungen in den Städten massiv leidet.

Gravierende Tierschutzmissstände
Stadttauben sind Haustiere. Durch den Prozess der Domestizierung verfügen die Tiere über besondere Eigenschaften, die die Hauptursache des Stadttaubenproblems sind, wie etwa ihre gesteigerte Brutaktivität. Diese zuchtbedingten Eigenschaften führen zusammen mit den unzureichenden und ungeeigneten Nahrungs- und Brutbedingungen in der Stadt zu einem schlechten Allgemeinzustand und Leiden der Tiere. Hohe Taubendichten gehen mit Fehl- und Mangelernährung, Erkrankungen und hohen Sterberaten einher. Die Umfrage ergab zudem, dass Stadttauben häufig unter vermeidbaren Verletzungen und Krankheiten sowie Abmagerung und Schwäche leiden. Die gravierenden Tierschutzmissstände sowie die Probleme, die mit großen Schwärmen einhergehen, erfordern ein tiergerechtes Stadttaubenkonzept. Das Ziel sind gesunde Taubenpopulationen, deren Größe den örtlichen Gegebenheiten angepasst ist.

Kommunen in der Pflicht
Aufgrund ihrer „tierschutzrechtlichen Schutz- bzw. Halterpflichten“ (1) sollten die Kommunen Planung, Koordination und Finanzierung von Stadttaubenprojekten übernehmen. „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass das Stadttaubenmanagement funktionieren kann, wenn es konsequent umgesetzt wird. Dazu gehört beispielsweise, dass wilde Brutplätze rund um die Schläge geschlossen werden. Dies dürfen die Städte aber nicht auf den Schultern von Ehrenamtlern abladen. Ein funktionierendes Stadttaubenmanagement liegt nicht nur im Interesse der Städte, sie sind hier auch in der Pflicht. Wir fordern die Kommunen auf, diese Aufgabe zu übernehmen, nicht nur aufgrund der rechtlichen Lage, sondern auch wegen der besseren Erfolgschancen“, resümiert Gerlach.

Effektiv: tierschutzkonformes Gesamtkonzept
Der Tierrechtsverband setzt sich seit Jahrzehnten für die Einführung des sogenannten Stadttaubenmanagements ein, um den Problemen und der Verelendung der Tiere in den Städten zu begegnen. Betreute Stadttaubenschläge mit artgerechter Versorgung und Ei-Austausch sind die Grundlage des integrativen Konzeptes, dem sogenannten Augsburger oder Aachener Modell, zur nachhaltigen und tierschutzgerechten Regulierung von Stadttauben. Dazu gehören auch Auffangstationen oder Pflegestellen für hilfsbedürftige Tauben sowie die Eindämmung wilder Brutplätze rundum die Schläge. Präsenz und Anzahl der Tauben an vorherigen Hotspots sowie Verunreinigungen werden so langfristig reduziert.

Die Ergebnisse der Umfrage stehen in einer 22-seitigen Kurzfassung sowie einer 53-seitigen Langfassung als PDF zum Herunterladen zur Verfügung.

(1) Arleth C., Hübel J. Rechtsgutachten Stadttaubenschutz. Tierschutzbeauftragte des Landes Berlin. Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskiminierung; 29.10.2021.

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Pressestelle:
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Tel.: 05840/99 99 790
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E-Mail: ledermann@tierrechte.de

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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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