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Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) vergibt jedes Jahr den Ursula-M. Händel-Tierschutzpreis für die Entwickler neuer tierversuchsfreier Verfahren. Menschen für Tierrechte begrüßt die Preisvergabe und die Anerkennung der Entwicklungsarbeit. Der Verband mahnt jedoch, dass nicht die Vergabe von Preisen den nötigen Umschwung hin zur tierversuchsfreien Forschung bewirkt, sondern nur die konsequente und langfristige Förderung bis zur Anerkennung. Dies müsse Teil der angekündigten Reduktionsstrategie sein.
Dieses Jahr ging der mit 80.000 Euro dotierte Preis an Dr. med. Michael Karl Melzer vom Universitätsklinikum Ulm und die „Würzburg Initiative 3R (WI3R)“.
„Wir begrüßen, dass die oft langjährige Arbeit der innovativen Entwickler am Ende mit einem Preis von der DFG anerkannt wird. Doch ein Ergebnispreis hilft den vielen Wissenschaftlern nicht, die dringend Forschungsgelder benötigen, um neue Verfahren zu entwickeln und anerkennen zu lassen. Entscheidend ist, dass die DFG die Entwicklung neuer tierfreier Verfahren gezielt, langfristig und zuverlässig fördert. Diese Förderung muss bis zur regulatorischen Anerkennung der Verfahren reichen, denn erst nach der offiziellen Anerkennung können die neuen Verfahren tatsächlich Tierversuche ersetzen“, sagt Dr. Christiane Hohensee, Leiterin des Wissenschaftsportals InVitro+Jobs.
In der Vergangenheit wurden Förderanträge für solche Verfahren von der DFG meist mit der Begründung abgelehnt, dass Alternativen zu Tierversuchen eher im Bereich der angewandten Forschung anzusiedeln seien und die DFG nur Forschungsvorhaben aus der Grundlagenforschung finanziere. Inzwischen ist jedoch zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung häufig gar nicht mehr einwandfrei zu trennen.
„Ohne eine konkrete Reduktionsstrategie, wie sie die Bundesregierung angekündigt hat, geht es nach der Forschungspreisparty mit den Tierversuchen weiter wie bisher. Neben Preisen brauchen wir eine gezielte und langfristige Förderung tierfreier Verfahren. Dies muss Teil der angekündigten Reduktionsstrategie sein“, fordert Hohensee.
Menschen für Tierrechte hat kürzlich einen Maßnahmenplan erarbeitet. Dieser enthält konkrete Vorschläge, die kurz- und langfristig den Ausstieg aus dem Tierversuch einleiten.
Zu den Preisträgern:
Dr. med. Michael Karl Melzer ersetzt Matrigel – eine Matrix, die in der 3D-Zellkultur und beim Tissue Engineering als Wachstumsgrundlage verwendet wird – durch Schweineblasen aus dem Schlachthof. Die Würzburger Forschergruppe WI3R hat sechs in-vitro-Modelle der menschlichen Haut, Kornea, Darm, Blut-Hirn-Schranke, Lunge sowie ein Krankheitsmodell entwickelt, die bereits in der Infektions- und Krebsforschung und in Giftigkeitsprüfungen eingesetzt werden.
Weitere Informationen zu den diesjährigen Preisträgern des Ursula-M. Händel-Tierschutzpreises unter: www.invitrojobs.com