Anlässlich des heute stattfindenden Welt-Wildtiertages startet der Bundesverband Menschen für Tierrechte die europäische Gemeinschafts-Kampagne „Zirkusleid EU-weit beenden“ („EU Stop Circus Suffering“) (1). Die Kampagne setzt sich dafür ein, den Einsatz von Wildtieren im Zirkus EU-weit zu verbieten. Eine aktuelle Umfrage belegt, dass fast 70 Prozent der Befragten gegen die Zurschaustellung von Wildtieren im Zirkus sind.
23 EU-Mitgliedstaaten haben Verordnungen und Gesetze verabschiedet, die den Einsatz von Tieren oder explizit Wildtieren im Zirkus einschränken oder verbieten. Eine aktuelle Umfrage der Eurogroup for Animals, dem europäischen Dachverband für Tierschutzorganisationen, bestätigt, dass dies dem Willen von 68 Prozent der Europäer entspricht. Aussagen von Tierschutzexperten und Veterinärämtern bestätigen dies (2). Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien haben bisher keine nationalen Beschränkungen beschlossen. Tschechien, Finnland und Ungarn beschränken zumindest das Mitführen bestimmter Arten von Wildtieren.
Enttäuscht: Tierschutz-Zirkusverordnung
Am 18. November 2020 hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) zwar den Entwurf einer neuen Tierschutz-Zirkusverordnung (TierSchZirkV) vorgestellt, der künftig die Haltung von einiger Wildtierarten im Zirkus verbieten soll, doch die geplante Verordnung enttäuscht: Zum einen zeigt sich, dass die Wildtierarten, deren Haltung verboten werden soll, in deutschen Zirkussen so gut wie gar nicht mehr vorkommen. Zum anderen sollen Großkatzen weiterhin erlaubt bleiben und die aktuell in deutschen Zirkussen lebenden Wildtiere bis zu ihrem natürlichen Tod weiter im Zirkus verbleiben und zur Schau gestellt werden dürfen.
Nötig: Verbot aller Wildtiere und klare Fristen für Abgabe
„Der Verordnungsentwurf ist völlig unzureichend, da er nur bestimmte Wildtierarten im Zirkus verbietet. Großkatzen und andere nicht aufgeführte Tierarten bleiben erstmal erlaubt. Ein Verbot aller Wildtiere und klare Fristen für die Abgabe der verbleibenden Tiere in geeignete Auffangstationen, sind der einzig akzeptable Weg. Wenn dies auf nationaler Ebene nicht erreicht werden kann, dann müssen deutliche Einschränkungen auf EU-Ebene her“, fordert Christina Ledermann, Vorsitzende des Bundesverbands Menschen für Tierrechte.
Umfrage: Mehrheit für Wildtierverbot
Die Eurogroup for Animals hat eine repräsentative Umfrage (3) in Auftrag gegeben, um Bürgerinnen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Spanien, Tschechien und Ungarn zu befragen. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Haltung, Dressur und Zurschaustellung von Wildtieren im Zirkus gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert ist.
Ergebnisse der Umfrage
- Der Einsatz von Wildtieren im Zirkus ist grausam und Wildtiere sollten nicht zur öffentlichen Unterhaltung benutzt werden: 68 Prozent Zustimmung
- Die EU sollte den Einsatz aller Wildtiere im Zirkus verbieten: 62 Prozent Zustimmung
- Die EU sollte sicherstellen, dass der grausame Einsatz von Tieren nicht erlaubt ist: 83 Prozent Zustimmung
- Zirkusse, die noch wilde Tiere einsetzen, müssen sich neu erfinden und hochqualitative Auftritte mit menschlichen Künstlern entwickeln: 69 Prozent Zustimmung
- Die Zurschaustellung von Wildtieren im Zirkus hat pädagogischen Wert: 20 Prozent Zustimmung
Ziel: EU-weites Verbot von Wildtieren im Zirkus
Zirkusse sind wandernde Unterhaltungs-Dienstleister, wobei die zur Schau gestellten Tiere teils quer durch Europa transportiert werden und dabei ein großes Risiko für die öffentliche Sicherheit, die Tiergesundheit und den Tierschutz darstellen können. Darum fordern wir, gemeinsam mit anderen Tierschutz-Organisationen in Europa, ein EU-weites Verbot von Wildtieren im Zirkus. Verbote auf nationaler Ebene sind ein guter Anfang, sie können jedoch Reisen sowie Stress und Risiken für die Tiere aus anderen EU-Staaten nicht verhindern.
“Nur ein EU-weites Verbot wird diese völlig überholte Art der Zurschaustellung von Tieren beenden. Die EU-Kommission sollte die Wünsche der EU-Bürger ernst nehmen und ihre Möglichkeiten nutzen, um dieses unnötige Leid endlich zu beenden“, kommentiert Reineke Hameleers, Geschäftsführerin der Eurogroup for Animals.
Hintergrundinformationen:
(1) Die Gemeinschafts-Kampagne „EU Stop Circus Suffering“ wird initiiert von der Eurogroup for Animals, dem europäischen Dachverband für Tierschutzorganisationen. Die Kampagne setzt sich dafür ein, den Einsatz von Wildtieren im Zirkus EU-weit zu verbieten. Fast 1 Million Bürgerinnen und Bürger haben die Infocircus Petition (4) bereits unterschrieben. Mit der „Stop Circus Suffering Kampagne“ (1) stützt der Bundesverband Menschen für Tierrechte diese öffentliche Meinung und trägt die Forderungen direkt auf die Ebene der politischen Entscheidungsträger.
Kampagnenseite: https://www.eurogroupforanimals.org/campaigns/stop-circus-suffering
(2) Zirkusreport: https://www.eurogroupforanimals.org/sites/eurogroup/files/2020-05/E4ACircusReport.pdf
(3) Umfrageergebnisse: https://www.eurogroupforanimals.org/campaigns/stop-circus-suffering#paragraph-id-3793
(4) Inforcircus Petition: https://www.change.org/p/european-union-ban-wild-animals-in-circuses/u/22622310
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Pressestelle:
Christina Ledermann
Tel.: 05840/99 99 790
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10, Internet: www.tierrechte.de
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.
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