Newsletter Tierrechte

Newsletter Tierrechte Nr. 01/19 vom 11.01.2019

Inhalt

  • Unglaublich: Verfahren gegen Tübinger Affenforscher eingestellt
  • Klage: Berlin fordert bessere Bedingungen für Schweine
  • Versuchstierzahlen 2017: Kein Rückgang erkennbar
  • Neu: Mitgliedschaft bei der Eurogroup for Animals
  • Agrar-Atlas fordert radikale Reform der Landwirtschaft
  • Pferde: Vorläufiges Ende für Brandzeichen
  • Termine

Liebe Leserinnen und Leser,

vorweg wünschen wir Ihnen allen ein gutes neues Jahr. 2018 war ein aufwühlendes Jahr und das Jahresende hatte es noch einmal so richtig in sich. Lange hatten wir gehofft, dass es keine Fristverlängerung für die betäubungslose Ferkelkastration geben würde – leider vergebens. Hinzu kam die Abschaffung der Tierschutz-Verbandsklage in Nordrhein-Westfalen. Auch die Versuchstierzahlen für 2017, die kurz vor Weihnachten veröffentlicht wurden, stimmen wenig hoffnungsvoll für ein baldiges Ende des Systems Tierversuch (siehe unten).

Foto: Soko Tierschutz

Zuletzt überraschte uns noch die Nachricht der Einstellung des Ermittlungsverfahrens im Fall der Tübinger Affenversuche. Am Max-Planck-Institut (MPI) für biologische Kybernetik in Tübingen wurden über Jahre schwer belastende Affenversuche in der Hirnforschung durchgeführt. Undercover-Filmaufnahmen im Auftrag zweier Tierschutzorganisationen konnten 2014 belegen, dass festgelegte Kriterien zur Einschläferung ignoriert und Affenversuche zu spät beendet wurden. Diese Woche hätte der Prozess gegen drei Mitarbeiter des MPI beginnen sollen, doch die Staatsanwaltschaft Tübingen kurz vor Weihnachten aufgrund eines Gutachtens der Verteidigung zu dem Schluss, dass keine Misshandlungen vorlagen. Es ist möglich, dass der verantwortliche Forscher in Zukunft wieder Tierversuche durchführen darf. Erst wenige Wochen zuvor hatten wir unsere aktuelle tierrechte Ausgabe veröffentlicht, in der wir über die mangelnde Strafverfolgung von Tierschutzvergehen berichten. Der Fall Tübingen ist ein weiteres trauriges Beispiel dafür, dass im Tierschutzrecht ein gravierendes Vollzugsdefizit herrscht. Wir haben jetzt einen 4-Punkte-Plan erarbeitet, der konkret aufzeigt was passieren muss, damit Tiere endlich zuverlässig geschützt werden. Diesen Plan werden wir jetzt politisch einfordern. Morgen findet eine Demonstration gegen die Einstellung des Verfahrens in Tübingen statt.

Mehr Details lesen Sie in unserer Pressemitteilung „Affenversuche belegen Versagen des Rechtsstaats bei Tierschutzverstößen“. 


Klage: Berlin fordert bessere Bedingungen für Schweine
Diese Woche gab der rot-rot-grüne Berliner Senat bekannt, dass er die Vorschriften zur Schweinehaltung mit einer Normenkontrollklage vom Bundesverfassungsgericht überprüfen lassen wird. Begründung: Die Bedingungen in vielen deutschen Schweineställen verstoßen gegen das Tierschutzgesetz und gegen die Verfassung. Die Tiere hätten vielfach zu wenig Platz, keine separaten Liegeplätze und unzureichende Abwechslung. Ihre artspezifischen Grundbedürfnisse würden deshalb zu wenig beachtet. Berlin wäre das erste Bundesland, das mit dieser Frage nach Karlsruhe zieht. Der Bundesverband begrüßt und unterstützt den richtigen und mutigen Schritt von Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne). Eine neue Haltungsverordnung würde nicht nur für Berlin, sondern bundesweit gelten. Lesen Sie mehr dazu Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb).


Foto: svet110/ Fotolia.com

Versuchstierzahlen 2017: Kein Rückgang erkennbar
Traditionell kurz vor Weihnachten hat das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) die Statistik über die 2017 für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere veröffentlicht. Immer noch knapp 2,8 Millionen Tiere mussten im letzten Jahr für die Wissenschaft leiden, die meisten auch sterben. Das sind nur marginal weniger als im Jahr zuvor, trotz des von der EU festgesetzten Ziels, auf einen Ausstieg aus dem Tierversuch hinzuarbeiten. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit für einen konkreten Ausstiegsplan aus dem System Tierversuch, den wir schon lange fordern. Die detaillierte Auswertung der Zahlen folgt, eine knappe Zusammenfassung finden Sie auf unserer Webseite. Die offiziellen Tabellen des BMEL finden Sie hier.


Neu: Mitgliedschaft bei der Eurogroup for Animals
Zum Abschluss noch eine gute Nachricht zum Start ins neue Jahr. Der Bundesverband ist nun offiziell Mitglied bei der Eurogroup for Animals. Die Organisation kämpft seit vielen Jahren auf EU-Ebene für den Schutz von Tieren. Mit Sitz in Brüssel kann die Eurogroup Lobbyarbeit für die Tiere vor Ort machen. Dazu vernetzt sie auch Organisationen aller Mitgliedsstaaten, um gemeinsam mehr zu bewegen. Wir erhoffen uns von der Partnerschaft mehr Wirkungskraft für unsere Ziele. Als Teilnehmer in der Arbeitsgruppe „Tiere in der Wissenschaft“ werden wir weiter für einen Ausstieg aus dem Tierversuch kämpfen. Mehr Infos auf der Webseite der Eurogroup.


Agrar-Atlas fordert radikale Reform der Landwirtschaft
Anlässlich der Landwirtschaftsmesse „Grüne Woche“, die ab dem 18. Januar in Berlin stattfindet, wird jedes Jahr der Agrar-Atlas veröffentlicht. Im Zentrum steht diesmal die EU-Agrarpolitik, denn auf EU-Ebene wird momentan um das Budget für die nächste Förderperiode ab 2021 gestritten. Statt den umstrittenen Direktzahlungen nach Fläche, fordern die Initiatoren des Agrar-Atlas, dass die hohen Subventionen von 60 Milliarden Euro künftig in Umwelt- und Tierschutz fließen. Interessant ist auch, dass die EU-Kommission erstmals Tierschutz-Ziele definiert. Die Mitgliedsstaaten sollen verpflichtet werden, eine Strategie für die Umsetzung von Tierschutzprogrammen zu entwickeln.
Mehr unter: sueddeutsche.de


Foto: bbroianigo/pixelio.de
Foto: bbroianigo/pixelio.de

Pferde: Vorläufiges Ende für Brandzeichen
Seit diesem Jahr dürfen Pferdezüchter in Deutschland ihre Pferde nicht mehr mit dem Brandeisen markieren. Ab Januar ist ein Mikrochip vorgeschrieben und reicht auch völlig aus. Die deutsche Tierärztekammer hatte schon länger ein Verbot der schmerzhaften Praxis gefordert. Zwar dürften die Tiere nach dem Tierschutzgesetz weiter „gebrannt“ werden, wenn sie lokal betäubt würden, ein zugelassenes Medikament dafür gibt es allerdings noch nicht. Bleibt zu hoffen, dass die brutale Praxis in Zukunft kein Comeback feiert. Mehr dazu hier.


Termine


 

 

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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Erkrath (früher Aachen) sind über 60 Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren des Jahres“ sowie das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.