Newsletter Tierrechte Presse/Magazin

Newsletter Tierrechte Nr. 20/18 vom 18.11.2018

Inhalt

  • Neu: Magazin tierrechte über Vollzugsdefizite im Tierschutz.
  • Betäubungslose Ferkelkastration soll weiter erlaubt bleiben
  • Schlachthof-Skandale: Video-Überwachung gefordert
  • NRW: Rolle rückwärts beim Tierschutz
  • Kükenschreddern geht weiter
  • Tübingen: Prozess gegen Affenforscher
  • Tierversuche: Botox in der Medizin
  • SATIS: Neues Flugblatt zu tierleidfreiem Studium
  • Termine

Liebe Leserinnen und Leser,

angesichts der aktuellen Schlachthof-Skandale in Niedersachsen und Brandenburg werden sie wieder überdeutlich: die massiven Vollzugsdefizite im Tierschutz. Aus diesem Grund greifen wir genau dieses Thema in unserem neuen Magazin tierrechte auf. Trotz 15 Jahren Staatsziel Tierschutz gelingt es heute noch nicht einmal, die minimalen Anforderungen an die Tierhaltung in Landwirtschaft und Labor zuverlässig zu kontrollieren. Von wirksamen strafrechtlichen Sanktionen ganz zu schweigen. Das wissen wir schon lange. Aber nun wird dies durch mehrere wissenschaftlichen Studien belegt. Schuld ist ein marodes System, bei dem das Zusammenspiel von Gesetzgebung, Vollzug und Gerichtsbarkeit bei Tierschutzvergehen nicht funktioniert. Schuld ist aber auch eine Politik, die sich vor ihrer Sanierungsaufgabe drückt. Stattdessen werden die Menschen kriminalisiert und diskreditiert, die diese Missstände dokumentieren und öffentlich machen. Statt die unterträgliche Situation nur zu beklagen, zeigen wir in der aktuellen tierrechte auch konkrete Lösungsmöglichkeiten auf.

Hier können Sie sich ein Muster-Exemplar bestellen oder das Magazin als PDF herunterladen.


Am 25. November rufen die Tierschutzvereine zu einer gemeinsamen Demo in Berlin auf.

Betäubungslose Ferkelkastration soll weiter erlaubt bleiben
Man stelle sich vor, ein Tierarzt würde Hund oder Katze ohne Narkose die Hoden entfernen. Ein Aufschrei der Empörung wäre die Folge. Doch bei sogenannten Nutztieren wird ein anderes Maß angelegt. Letzte Woche ging der Gesetzesentwurf der Groko für eine Verschiebung des Verbotes der betäubungslosen Ferkelkastration in die erste Lesung. Eine Verlängerung der Frist für den Ausstieg aus dieser grausamen Praxis würde für 20 Millionen männlicher Ferkel jährlich bedeuten, dass sie noch zwei weitere Jahre ohne jegliche Schmerzausschaltung kastriert werden dürfen. Und warum? Weil es Politik und Landwirtschaft in fünf Jahren nicht geschafft haben, sich auf eine praktikable und tierschutzkonforme Lösung zu verständigen. Dabei gibt es diverse Alternativen. Eine weitere Übergangsfrist wird keine neuen Fakten schaffen. Sie ermöglicht lediglich, zwei weitere Jahre billigeres Fleisch auf Kosten der Tiere zu produzieren. Wie kommt so eine Kehrtwendung beim Wähler an? Wir meinen wie Verrat. Nicht nur an den Tieren und dem Staatsziel Tierschutz, sondern auch an den Wählern. Denn die erwarten, dass das im Jahr 2013 gegebene Wort eingehalten wird und diese grausame und völlig unnötige Praxis endlich beendet wird.

Machen Sie bei der E-Mail-Aktion von foodwatch mit, wenn Sie gegen eine Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration protestieren wollen, jede Stimme zählt!

Einen ausführlichen und sehr informativen Artikel zur Problematik finden Sie hier.


Schlachthof-Skandale: Video-Überwachung gefordert
Die Schlachthof-Skandale häufen sich. In Bad Iburg und in Oldenburg ermittelt die Staatsanwaltschaft. Die Kontrollbehörden sind entweder überfordert oder haben andere Gründe angesichts furchtbarer Tierqual untätig zu bleiben. Die Stadt Oldenburg bestätigte sogar, dass auf den Bildern drei Amtsveterinäre zu sehen sind, die an den Tierquälereien beteiligt waren. Es muss davon ausgegangen werden, dass die dokumentierten Tierquälereien auf den Schlachthöfen die Regel und nicht die Ausnahme sind. Der einzige Lichtblick ist, dass durch die furchtbaren Bilder wieder Bewegung in die Diskussion um eine Video-Überwachung in Schlachthöfen gekommen ist. In Niedersachsen fordert dies nun sogar Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU).


NRW: Rolle rückwärts beim Tierschutz
Seit die rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen vor anderthalb Jahren von einer schwarz-gelben Koalition abgelöst wurde, geht es mit dem Tierschutz steil bergab. Nach den Tierschutz-Skandalen um die ehemalige Landwirtschaftsministerin Schulze Föcking und dem Kniefall vor der Jägerlobby droht nun auch noch die Abschaffung der Tierschutz-Verbandsklage im bevölkerungsreichsten Bundesland. Die anerkannten Tierschutzverbände, unter Ihnen der Bundesverband, kämpfen derzeit verwzeifelt für einen Erhalt des Klagerechtes. Um die drohende Abschaffung der Verbandsklage zu verhindern, brachten die NRW-Grünen zusammen mit der SPD am 15.11.18 einen Gesetzentwurf für eine Verlängerung ein. Doch statt einer überfälligen Sachdiskussion mutierte die Debatte im Plenum. Besonders FDP und AFD diffamierten die Tierschutzverbände. Lesen Sie zu den Entwicklungen auch den WDR-Kommentar „Tierschutz unterm Messer“.

Bitte Petition unterzeichnen
Um diesen tierschutzpolitischen Kahlschlag zu verhindern, haben wir gemeinsam mit den anderen Verbänden des Landesbüros für anerkannte Tierschutzvereine eine Petition zum Erhalt der Verbandsklage gestartet. Bitte unterzeichnen Sie die Petition unter: www.change.org


Kükenschreddern geht weiter
Neben der betäubungslosen Ferkelkastration soll auch die barabarische Praxis der millionenfachen Kükentötung weitergehen. Trotz anderslautender Ankündigungen geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, dass der Ausstieg noch „bis zur Mitte der Legislaturperiode“ – also noch ein weiteres Jahr – dauern soll. Erst dann sollen neue Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei eingesetzt werden. Hier zeigt sich wieder einmal die Macht der Agrarindustrie und die Wirkungslosigkeit des schwammig formulierten und von Ausnahmen zerfledderten Tierschutzgesetzes. Solange die Tötung der männlichen Küken die günstigste Möglichkeit für die Geflügelindustrie ist, werden die Tierkinder weiter geschreddert oder vergast. Mehr dazu lesen Sie beim NDR.


Tübingen: Prozess gegen Affenforscher
Im Fall der mutmaßlichen Tierquälereien am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen kommt es nun endlich zu einem Prozess. Filmaufnahmen dokumentierten 2014 die untragbaren Zustände im Umgang mit den Affen. Der Prozess beginnt im Januar. Mehr dazu lesen Sie hier.


Foto: vkovalcik, iStockphoto/Alexa Binnewies

Botox: Anwendungen in der Medizin
Im Rahmen unserer Botox-Kampagne haben wir unsere Info-Serie über Botox-Anwendungen in der Medizin ergänzt. Diesmal geht es um das Krankheitsbild der Hyperhidrose (übermäßige Schweißbildung) gegen das Botox eingesetzt wird. Durch die ständig wachsenden Anwendungsgebiete des Nervengiftes werden zukünftig auch mehr qualvolle Sicherheitstests mit Mäusen gemacht. Deswegen fordern wir die Botox-Hersteller auf, alle schwerbelastenden Tierversuchen durch tierversuchsfreie Verfahren ersetzen. Bitte unterschreiben Sie unsere Petition Botox-Tests an Tieren komplett stoppen! Wir freuen uns, dass schon mehr als 35.000 Unterzeichner dieses Vorhaben unterstützen.


SATIS: Neues Flugblatt zu tierleidfreiem Studium
In fünf Bundesländern (Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Thüringen) haben Studierende die Möglichkeit, sich von Lehrveranstaltungen mit Tierverbrauch befreien zu lassen.
Unser neues SATIS-Flugblatt informiert Studierende, wie sie tierleidfrei studieren können. Bestellen können Sie das neue Flugblatt in unserem Shop. Den Leitfaden für Studierende finden Sie unter: www.satis-tierrechte.de


Termine


 

 

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Alle Spenden sind steuerlich abzugsfähig

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Erkrath (früher Aachen) sind über 60 Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren des Jahres“ sowie das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.