Millionen Jahre verborgen sind die Tiere der Tiefsee. Seewolf, Laternenfisch. Koboldhai, Drachenfisch, Fangzahnfisch – teilweise bedrohlich aussehend, bizarr, fast überirdisch, immer aber schützenswert. In Tiefen von 1.000 bis 3.000 Metern und tiefer Dunkelheit haben sie ihren Lebensraum gefunden – doch der ist bedroht wie niemals zuvor.
Schwere Bergbaumaschinen sollen auf den Meeresboden hinab gelassen werden, grelle Scheinwerfer die Dunkelheit zerreißen, laute Motoren die Stille durchdringen. Der Schatz, der hier gesucht wird, heißt Manganknolle. Sie befindet sich in 4.000 bis 6.000 Metern Tiefe, ist einer Kartoffel ähnlich und brauchte für wenige Millimeter eine Million Jahre. Mangan und Nickel, Kupfer und Kobalt machen die kleinen Kartoffeln so begehrenswert.
Doch Regierungen und Wissenschaftler warnen eindringlich davor, diesen geplanten Tiefseebergbau zuzulassen, der den Meeresboden bedroht. Gemeinsam mit Greenpeace konnte verhindert werden, dass grünes Licht für den Eingriff in die Natur gegeben wurde. Um auch in Zukunft diese Ausbeutung zu verhindern, sind 300.000 Unterschriften notwendig, rund die Hälfte wurden bisher erreicht.
Greenpeace kämpft für den Erhalt eines Lebensraums, in dem etwa 20 Prozent aller Fische leben. Sie können nicht demonstrieren, nicht streiken, keine Fahnen schwenken. Deshalb müssen wir uns für sie einsetzen. Auch wenn sie unsichtbar für das menschliche Auge sind.
Unser Planet braucht sie. Sie tragen zur Stabilität der Meere bei. Erst vor wenigen Jahren wurde ein Mini-Krake mit geisterhaftem Aussehen entdeckt, man nannte ihn Casper. Er klammert sich an einer Knolle fest und bewacht seine Brut vier Jahre lang.
Machen wir es ihm nach. Bewachen wir den Meeresboden, damit er stabil bleibt. Und zwar nicht nur in den kommenden vier Jahren, sondern auch in ferner Zukunft.
© Margrit Vollertsen-Diewerge 1. Juni 2024