„Blut ist ein ganz besondrer Saft“, sagt Mephisto zu Faust und lässt sich den Vertrag mit dem Teufel „mit einem Tröpfchen Blut“ unterschreiben. Blut ist Leben und immer rot – oder nicht?
Auf Europa beschränkt und dort auch nur auf einige wenige sind die Träger Blauen Blutes, dessen Ursprung auf die gekrönten Häupter in Kastilien im Mittelalter zurückgehen soll. Im Gegensatz zu den Bauern, die durch die Feldarbeit bei sengender Sonne eine gebräunte Haut hatten, taten die „Blaublütigen“ alles, um sich die noble Blässe zu erhalten. Ihre, Haut sollte hell bleiben, die Angst vor der Sonne ließ sie zu Hüten und Schirmen greifen oder sie zogen sich tagsüber in ihre Gemächer zurück. Dabei ist die Erklärung des blauen Blutes einfach. Der rote langwellige Anteil des Lichtes dringt tiefer in das Gewebe ein, während der blaue kurzwellige Farbanteil von der Haut verstärkt reflektiert wird – das sieht aus, als wenn blaues Blut in den Adern fließt.
Die dritte Farbe ist eigentlich gar keine, denn sie ist blass und durchsichtig, das Hämoglobin fehlt, das für die rote Farbe verantwortlich ist. Der Eisfisch hat sie als überflüssig abgeschafft. Diese Fische leben in einer eiskalten Welt, in der eigentlich gar kein Leben möglich ist. In der Antarktis, wo das Wasser normalerweise minus 1,9 Grad hat, erstarrt ein Fisch – doch ein Frostschutz macht ihr Überleben möglich. Und den macht sich der Fisch selber. Anti-Frost-Proteine schwimmen im Blut, das sind mit Zucker verknüpfte Proteine oder Eiweiße. Diese Glykoproteine binden sich an die Oberfläche der winzigen Eiskristallkeime und verhindern so das Wachsen großer Eiskristalle, die Zellen und Gefäße zerstören würden.
Die Eisfische wurden aber inzwischen fast ausgerottet. Da sie gut schmecken, holten Fangflotten aus den Ostblockstaaten bis zu 100.000 Tonnen Eisfisch jährlich aus den kalten Gewässern. Doch damit nicht genug. Wenn die Temperatur ansteigt, ist zu befürchten, dass der Überlebenskünstler zum Opfer des Klimawandels wird. Dann spielt die Farbe des Blutes sowieso
keine Rolle mehr.
Margrit Vollertsen-Diewerge © 1. März 2023