Margrits Kolumne

Margrits Kolumne: Sind Korallen empfindungsfähige Tiere?

Bis zum 18. Jahrhundert galt die Koralle als Meerespflanze, aus der man schönen Schmuck herstellte, wenn sie ans Tageslicht kam und dann zu Stein wurde. Sie ist aber ein kleines Tier und gehört zu den Polypen, also zu den Nesseltieren oder Cnidaria.

Mit ihrem sackartigen Rumpf und ihrer Mundöffnung, die von Tentakeln umgeben ist, sitzt sie ihr Leben lang an derselben Stelle am Meeresboden und sorgt so für die Stabilität in den Weltmeeren. Seit den 1960er Jahren steigt die Meerestemperatur ständig an. Dadurch wird der Sauerstoffgehalt im Meer reduziert. Mit den Algen aber leben die Korallen in einer Symbiose (griech. Zusammenleben zum Nutzen beider). Werden die Algen giftig, werden sie abgestoßen, die Korallen verhungern, bleichen und sterben.

Das größte Riff der Welt ist das Great Barrier Reef vor Australien, es hat eine Länge von 2300 Kilometern, gefolgt vom New Caledonian Barrier Reef (Frankreich) mit 1.500 km und dem Amazon Reef (Brasilien) mit 1.000 km Länge. Meistens liegen Riffe am Rand der Kontinente, ihr Umkippen hätte katastrophale Folgen.

Ein Meer lässt sich nicht abkühlen. Nun wollen Forscher durch Versuche mit Korallen verhindern, dass das bis 2050 vorausgesagte Verschwinden der Riffe Wirklichkeit wird. Die Korallen sind im weiten Sinne Tiere, fallen aber nicht unter das Tierschutzgesetz.

Muss diese Forschung angemeldet und genehmigt werden? Sind Korallen empfindungsfähige Lebewesen? Bis zu wie viel Prozent muss eine Tierart empfindungsfähig sein, um sie vor Tierversuchen zu schützen? Wo fangen Ausnahmen an, wo hören sie auf?

Francis Bacon, 1561-1626, englischer Staatsmann und Philosoph, Generalstaatsanwalt und als solcher mit den Hexenprozessen betraut, sagte: „Die Natur ist eine Sklavin, die man mit Hunden hetzen und so lange foltern muss, bis sie auch ihre letzten Geheimnisse preisgibt.“ Wie wurde die Natur in den vergangenen vierhundert Jahren behandelt?

Margrit Vollertsen-Diewerge © Dezember 2022