Humane Society International/Europe (HSI), Pro Wildlife, Born Free Foundation, Eurogroup for Animals und Pan African Sanctuary Alliance (PASA) präsentierten heute einen neuen Bericht auf einer Veranstaltung im Europäischen Parlament, die von der deutschen Europaabgeordneten Manuela Ripa (ÖDP, Grüne/EFA) ausgerichtet wurde. Der Bericht hebt hervor, wie das Töten bedrohter und geschützter Tiere für Trophäen die Bemühungen der EU untergräbt, Wildtiere besser zu schützen und den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Die Organisationen fordern die EU auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Einfuhr von Jagdtrophäen bedrohter und geschützter Arten zu verbieten. Erst vergangene Woche hat das Europäische Parlament eine Resolution verabschiedet, in der ebenfalls ein EU-weites Einfuhrverbot für Jagdtrophäen von Arten gefordert wird, die durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) geschützt sind.
Dr. Joanna Swabe, Kommunikationsdirektorin bei Humane Society International/Europe, betonte: „In ihrer Biodiversitätsstrategie bis 2030 preist die Europäische Kommission lautstark ihr Ziel an, den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen. Gleichzeitig ist die EU jedoch nach wie vor der zweitgrößte Importeur von Jagdtrophäen weltweit. Es ist nur eine winzige Minderheit wohlhabender europäischer Bürger, die in andere Länder reist, um dort zu ihrem eigenen perversen Vergnügen bedrohte und gefährdete Arten zu töten. Deren Jagd nach Trophäen stellt eine völlig unnötige und zusätzliche Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Weltweit sind bereits viele Wildtierpopulationen durch den Verlust und die Zerstörung ihrer Lebensräume, den Klimawandel, Überfischung und Wilderei bedroht. Sie brauchen wirklich keine Egoisten, die sich mit Hochleistungsgewehren oder Bögen an sie heranpirschen, nur damit sie sich ihre Körperteile als Beweis ihres jagdlichen Könnens an die Wand hängen können. Die EU muss Maßnahmen ergreifen, um diese abscheulichen Importe zu stoppen.“
Dr. Mark Jones, Leiter der Politikabteilung der Born Free Foundation, fügte hinzu: „Es ist höchste Zeit, dass die EU ihre Haltung zur konsumtiven Nutzung von Wildtieren überdenkt, wofür die Trophäenjagd ein entsetzliches Beispiel ist. Jedes Jahr leiden und sterben Hunderttausende Wildtiere durch die Hände reicher Jäger, um als „Trophäen“ gehäutet, ausgestopft und an die Wand gehängt zu werden. Wildtiere wie Giraffen, Elefanten, Eisbären und Nashörner haben nicht nur einen intrinsischen Wert, sondern sind letztlich lebend mehr wert als tot. Viele dieser Trophäen werden in EU-Länder eingeführt. Wir sind der Meinung, dass sich die EU darauf fokussieren sollte, wie sie Investitionen in den Schutz von Wildtieren ermutigen und fördern kann, und die Vorteile, die sich für lokale Gemeinschaften aus nicht-konsumtiver und ökologisch nachhaltiger Nutzung ergeben, verstärkt auszuloten.“
Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife stellte darüber hinaus klar: „Die Trophäenjagdindustrie behauptet immer gern, dass ihre Aktivitäten den armen lokalen Gemeinschaften in Afrika und anderswo helfe. Es gibt jedoch zahlreiche Belege dafür, dass nur wenig Geld an die einzelnen Mitglieder der lokalen Gemeinschaften fließt. Es gibt nur begrenzte Beschäftigungsmöglichkeiten für Einheimische, die für Trophäenjagdanbieter arbeiten, die wiederum in der Regel von weißen, ausländischen Unternehmern geführt werden. In wichtigen Exportländern wie Südafrika und Namibia findet die Trophäenjagd weitgehend auf privaten Farmen statt. Die Gewinne aus der Trophäenjagd werden nicht gleichmäßig verteilt. Nur wenige Menschen in den Gemeinden, in denen Trophäenjagdprogramme durchgeführt werden, profitieren davon. Die Trophäenjagd trägt sogar dazu bei, die Ungleichheit zu verstärken. Die Europäische Kommission sollte aufhören, die Behauptungen der Trophäenjagd-Industrie über die Armutsbekämpfung für bare Münze zu nehmen, und sich fragen, wer wirklich von diesem blutigen Hobby profitiert. Es sind weder die lokalen Gemeinschaften noch die Wildtiere!“
Reineke Hameleers, Geschäftsführerin der Eurogroup for Animals, sagt: „Es gibt eine starke öffentliche Unterstützung für ein Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen. Es ist nicht verwunderlich, dass in einer Reihe von Mitgliedstaaten bereits Bewegung in die Sache gekommen ist, um die Einfuhr von Jagdtrophäen bedrohter und gefährdeter Arten zu stoppen. Anfang des Jahres verabschiedete das belgische Parlament einstimmig einen Beschluss, der die Regierung auffordert, unverzüglich keine Einfuhrgenehmigungen für Trophäen von Arten mehr zu erteilen, die durch internationale Handelsvorschriften geschützt sind. Wenn die zuständige Ministerin dies umsetzt, wird sie dem Vorbild der Niederlande folgen, die 2016 die Einfuhr von Jagdtrophäen von über 200 Arten verboten haben. Letzte Woche hat das Europäische Parlament eine Resolution angenommen, in der die Kommission und die Mitgliedstaaten aufgefordert werden, „im Rahmen ihrer Verpflichtungen aus der EU-Biodiversitätsstrategie unverzüglich wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Einfuhr von Jagdtrophäen von Arten, die auf der CITES-Liste stehen, zu verbieten“. Die seit Langem erwartete Überarbeitung des EU-Aktionsplans zur Bekämpfung des illegalen Artenhandels bietet dazu eine ideale Gelegenheit.“
Hintergrund
- Die EU ist nach den USA der zweitgrößte Importeur von Jagdtrophäen weltweit; seit 2016 ist die EU der größte Importeur von Löwentrophäen weltweit.
- Zwischen 2014 und 2018 wurden Trophäen von mindestens 15.000 international geschützten Säugetieren von 73 CITES-gelisteten Arten legal in die EU eingeführt. Darüber hinaus sind die Trophäeneinfuhren in diesem Zeitraum um fast 40 % gestiegen. Zählt man Arten hinzu, die nicht unter internationalem Schutz stehen, ist die tatsächliche Zahl weitaus höher.
- Die fünf wichtigsten EU-Mitgliedstaaten, die Jagdtrophäen von Säugetieren einführen, sind Deutschland, Spanien, Dänemark, Österreich und Schweden.
- Derzeit ist eine Importgenehmigung für Jagdtrophäen in die EU nur für die in Anhang A der EU-Artenschutzverordnung aufgeführten Arten sowie für sechs weitere in Anhang B aufgeführte Arten erforderlich, nämlich den Afrikanischen Elefanten, das Flusspferd, den Afrikanischen Löwen, das Südliche Breitmaulnashorn, den Eisbären und das Argalischaf.
- Legal erworbene Jagdtrophäen der unter diese Vorschriften fallenden Arten dürfen nur dann in die EU eingeführt werden, wenn ein Mitgliedstaat eine Importgenehmigung erteilt und überprüft hat, dass die Trophäen legal erlangt wurden und der Erhaltung der Art nicht schaden. Es gibt jedoch kein transparentes Verfahren für die Erteilung solcher Genehmigungen und die Feststellung der Unbedenklichkeit. Jagdtrophäen aller anderen Arten sind von dieser Regelung ausgenommen.
- Die Expertengruppe für Ethik der Weltkommission für Umweltrecht der Weltnaturschutzunion IUCN fordert aus ethischen, ökologischen und rechtlichen Gründen ein Ende des Imports von Jagdtrophäen.
- Das belgische Bundesparlament verabschiedete einstimmig einen Beschluss, in dem die Regierung aufgefordert wird, unverzüglich keine Einfuhrgenehmigungen für Trophäen von Arten mehr zu erteilen, die durch internationale Handelsvorschriften geschützt sind.
- Seit diesem Jahr werden in Italien, Spanien und Polen politische Optionen für ein Verbot der Ein- und Ausfuhr bestimmter Jagdtrophäen erwogen, das durch eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2021 gestützt wird; die Mehrheit der Bürger der genannten Länder befürwortet ein Einfuhrverbot für Jagdtrophäen.
- Die Niederlande und Frankreich waren die Vorreiter dieses Paradigmenwechsels in Europa. Im Jahr 2015 hat Frankreich ein Einfuhrverbot für Löwentrophäen erlassen. Im selben Jahr beschloss die niederländische Regierung ein Einfuhrverbot für Trophäen von über 200 Tierarten, das 2016 in Kraft trat.
- Eine kürzlich von rund 170 Naturschutz- und Tierschutz-NGOs aus der ganzen Welt, inklusive dem Bundesverband, unterzeichnetes Positionspapier fordert ebenfalls ein dringendes Ende der Trophäenjagd. Einige der Organisationen stammen aus wichtigen Herkunftsländern für Jagdtrophäen.
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>> Report: For a revision of the trophy hunting regime in the European Union (PDF)