Menschen für Tierrechte hat seine Vorgehensweise seit seiner Gründung 1982 immer wieder überprüft und – wenn nötig – verändert. Das war und ist nötig, weil sich auch die äußeren Bedingungen verändern. Das Ziel, das Ende der Ausbeutung von Tieren, wurde dabei nie in Frage gestellt, wohl aber der Weg dorthin. Wir wollen mit unseren Projekten einen Beitrag dazu leisten, dass alle Möglichkeiten genutzt werden, um die Leiden der Tiere kurzfristig zu verringern und perspektivisch zu beenden.
Es gibt heute viele Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen, die alle mehr oder weniger unterschiedlich arbeiten. Es gibt Überschneidungen, aber auch fundamentale Unterschiede. Das Spektrum reicht von großen, meist reformistisch ausgerichteten Vereinen, die die Zustände verbessern wollen, bis zu kleinen militant agierenden Organisationen, die einen radikalen Systemwechsel verfolgen. Andere Organisationen konzentrieren sich auf das Dokumentieren und Anprangern der Zustände durch Filme und Strafanzeigen oder darauf, auf Ebene der Unternehmen Verbesserungen für die Tiere zu erreichen.
Nötig: neue Ansätze
Auch wir von Menschen für Tierrechte überprüfen immer wieder, ob das, was wir tun zielführend ist. Ob unsere Projekte sich sinnvoll in das große Spektrum einfügen. Statt etwas zu tun, was andere bereits gut abdecken, suchen wir nach neuen Ansätzen und Nischen. Im Bereich Tierversuche positionieren wir uns auf Basis des sogenannten 3R-Prinzips. Dieses Prinzip kann auch auf die Nutzung von Tieren in anderen Bereichen, wie der Nahrungsmittelerzeugung, übertragen werden (siehe unten). Dies ist nicht mehr als nur ein Gedankenexperiment.
Wichtig: Ausstiegspläne und Alternativen
Das klare Ziel ist das „Replace“. Beim Tierversuch ist dies das Ersetzen von Tests am Tier durch tierversuchsfreie Verfahren. Auf Basis der Lobbyarbeit setzen wir uns für einen Ausstieg aus dem Tierversuch ein. Dazu legen wir einerseits konkrete Maßnahmenpläne vor und machen andererseits Druck, indem wir im Verbund mit anderen Organisationen die Kampagne „Ausstieg aus dem Tierversuch! Jetzt! betreiben. Außerdem stärken wir tierfreie Verfahren durch Projekte wie Invitro+Jobs, der Plattform für die tierversuchsfreie Forschung, und Satis, eine Plattform für humane Ausbildung. Analog gehen wir den Ausstieg aus der „Nutz“tierhaltung an: Mit unserer Kampagne für eine Agrar- und Ernährungswende setzen wir auf politischer Ebene an. Mit unserem neuen Projekt „Ausstieg aus der Tierhaltung“ fokussieren wir auf die Landwirt:innen und bieten ihnen, ähnlich wie mit Invitro+Jobs, Alternativen jenseits der Tiernutzung.
Agrar- und Ernährungswende kurzfristig möglich
Interessant sind die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Ausstiegsszenarien: Während das „Replace“ im Bereich der Tierversuche wegen der immer noch fehlenden Methoden ein langfristiges Projekt ist, könnte eine Ernährungsumstellung und die Wende hin zur Pflanzenproduktion auch kurzfristig gelingen. Gemeinsam ist beiden Ausstiegsszenarien, dass bisher starke Lobbys und ein resilientes System grundlegende Veränderungen verhindern. Zudem gelten der Tierversuch sowie tierische Produkte noch immer als Goldstandard. Die Alternativen, ob tierversuchsfreie Verfahren oder pflanzliche Eiweißträger, müssen sich gegen diese Goldstandards beweisen und durchsetzen.
Gemeinsam für den Wandel
Wir von Menschen für Tierrechte sind der Meinung, dass wir uns keine dogmatischen Grabenkämpfe innerhalb der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung leisten können. Zu groß ist das Leid der Tiere und der Zeitdruck durch die Klimakrise. Wir wollen mit unseren Projekten einen Beitrag dazu leisten, dass alle Möglichkeiten genutzt werden, um die Leiden der Tiere kurzfristig zu verringern und perspektivisch ganz zu beenden. Vielen Dank, dass Sie uns dabei unterstützen.
Im Fokus: Die Ablösung der Nutzung von Tieren
Die Wissenschaftler Russell und Burch veröffentlichten 1959 das 3R-Prinzip zur Vermeidung von Tierversuchen. Dieses Prinzip haben wir auf die Nutzung von Tieren in anderen Bereichen übertragen.
Die 3R bedeuten:
- Replacement = Ablösung durch eine Alternative
- Reduction = Reduktion der Tierzahl
- Refinement = Verminderung der Schmerzen und Leiden der Tiere
Daraus leitet sich unsere Position ab: Der Bundesverband Menschen für Tierrechte lehnt die Nutzung von Tieren zur Nahrungsmittelerzeugung aus ethischen, ökologischen sowie aus Gründen der Ernährungsgerechtigkeit ab. Er verfolgt den vollständigen Ausstieg aus der Tiernutzung (Replacement) und die Wende hin zu einer tierfreien Nahrungsmittelproduktion sowie einer pflanzenbasierten Ernährung. „Refinement“ und „Reduction“ sind zwingend anzuwendende Tierschutzmaßnahmen, bis das Ende der Nutzung von Tieren erreicht ist.