Die diesjährige Schirmherrin des Versuchstiers des Jahres ist die Fachtierärztin für Tierschutz und Tierschutzethik Diana Plange. Bis 2020 war sie Berlins erste hauptamtliche Tierschutzbeauftragte und zuvor amtliche Tierärztin im Vollzug. Heute leitet sie das Qualzucht Evidenz Netzwerk QUEN*, mit dem sie sich gegen Qualzuchten engagiert. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte unterstützt QUEN sowohl ideell als auch finanziell und freut sich, Diana Plange als Schirmherrin für das Versuchstier des Jahres gewonnen zu haben.
Zusammen mit vielen engagierten Wissenschaftlern, Tierschützern und Tierfreunden würde ich mir wünschen, dass Alternativen zu Tierversuchen in gleichem Ausmaß finanziell gefördert würden wie die immer noch als „Goldstandard“ angesehene und erwartete Forschung unter Verwendung lebender Tiere. Besondere Beachtung muss dabei der Bewertung der ethischen Vertretbarkeit zugefügter Leiden für jedes einzelne Tier zukommen. Es muss streng und unabhängig geprüft werden, bevor wir Tiere in Versuchen einsetzen.
Doch das eigentliche Ziel muss sein, Tierversuche vollständig zu ersetzen. Zwar können tierfreie Methoden, wie Organ-on-a-Chip-Systeme, das komplexe Zusammenspiel des Immunsystems und seine Reaktionen auf Infektionen und/oder Impfstoffe noch nicht hinreichend darstellen. Doch dies zeigt uns, dass genau hier angesetzt werden muss, um gezielt die noch fehlenden Verfahren zu entwickeln.
Es braucht Mut und Engagement, um von den eingefahrenen, etablierten und damit bequemeren Wegen abzuweichen. Daran hapert es noch: In der akademischen Forschung stützen sich die Forschenden auf Publikationen, die den Hamster als Referenz nehmen. Die Institute nutzen etablierte Prozesse, die eine einfache „Versorgung“ mit Hamstern ermöglichen. Des Weiteren wird in der Industrie darauf verwiesen, dass Gesetze die Testungen am Tier vorschreiben.
Zum Glück gibt es Anzeichen für eine grundlegende Veränderung: Die USA haben kürzlich angekündigt, die Ergebnisse tierfreier Methoden bei der Zulassung von Medikamenten anzuerkennen. Dies ist nicht nur für den Hamster eine gute Nachricht, sondern auch für Mio. anderer Tiere. Deutschland sollte dringend diesem guten Beispiel folgen und sich dafür einsetzen, dass dies auch auf EU-Ebene möglich wird.
Außerdem wünsche ich mir, dass das sogenannte Rehoming endlich umgesetzt wird. Dadurch wird ehemaligen Versuchstieren ein Leben nach dem Labor ermöglicht. Da dies auch Kosten für die Institute verursacht, würde dies dazu beitragen, die Zahl der eingesetzten Tiere zu reduzieren.
Mit tierfreundlichen Grüßen
Diana Plange
*Qualzucht-Evidenz Netzwerk (QUEN)
Das Qualzucht-Evidenz Netzwerk unterstützt Veterinärämter dabei, ihrer Garantenpflicht im Tierschutz nachzukommen, indem es ihnen den Vollzug durch die Bereitstellung der notwendigen Informationen, beispielsweise für die Begründung von Anordnungen und Verboten, erleichtert und politischen Entscheidungsträgern gebündeltes Wissen zur Verfügung stellt. Ziel ist, die Qualzucht von allen Tieren zu verhindern und zu beenden.