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21. April 2022: Für ein Europa ohne Tierversuche

Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche

Der 24. April steht seit 1979 unter dem Motto der Abschaffung der Tierversuche. Überall auf der Welt wird an diesem kommenden Wochenende mit verschiedenen Aktionen auf das Leid der Tiere in den Laboren aufmerksam gemacht. Jede:r Europäer:in kann dies zum Anlass nehmen, sich einzubringen,  denn die Bürger:innen haben noch gut 4 Monate Zeit, um ihre Stimme für die Europäische Bürgerinitiative „Save Cruelty Free Cosmetics“ abzugeben.

Der 24. April ist national und international als Tag zur Abschaffung von Tierversuchen dem Leid der Tiere gewidmet, die tagtäglich in Laboren leiden und ihr Leben lassen müssen. Viele Organisationen rufen deshalb an diesem Wochenende zu Aktionen auf, sei es auf der Straße oder auch online über diverse Social Media Kanäle. Im Mittelpunkt steht dieses Jahr die Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Save Cruelty free Cosmetics“, die der Bundesverband Menschen für Tierrechte gemeinsam mit seinen deutschen und europäischen Partnerorganisationen unterstützt. Noch bis zum 31. August können EU-Bürger:innen diese Initiative unterstützen. Für den Erfolg der EBI werden mindestens eine Million Unterschriften benötigt.

Zusammengefasst fordert die EBI von der Europäischen Kommission:

  • die Einhaltung und Stärkung des Kosmetik-Tierversuchsverbots
  • die Umgestaltung des EU-Chemikalienrechts
  • die Erarbeitung eines konkreten Plans zum Ausstieg aus dem Tierversuch

Chemikalienverordnung unterläuft Kosmetik-Verbot
Vor neun Jahren trat das EU-weite Vermarktungsverbot für in Tierversuchen getesteter Kosmetika in Kraft (1). Festgeschrieben in der EU-Kosmetikverordnung sollte es Tierversuche für die Herstellung und Vermarktung von Kosmetika beenden. Damals galt das Verbot als Meilenstein und bewirkte, dass mehr tierversuchsfreie Testmethoden entwickelt und angewandt wurden. Trotz des Verbots fordert die Europäische Chemikalienagentur ECHA inzwischen aber neue Tierversuche auch für solche Inhaltsstoffe, die ausschließlich in Kosmetika verwendet werden und bei denen seit langem bekannt ist, dass sie sicher in der Anwendung sind.

Bessere Methoden für echte Sicherheit
Die neue Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit beinhaltet eine allgemeine Überarbeitung des Europäischen Chemikalienrechts. Das Ziel soll eine giftfreie Umwelt sein. Jedoch besteht die Gefahr, dass zusätzlich mehr Tierversuche vorgeschrieben werden. „Mehr Tierversuche durchzuführen, um Informationslücken zu Chemikalien zu schließen, wird zu noch mehr furchtbarem Tierleid führen, die weder der menschlichen Gesundheit, noch unserer Umwelt zugutekommen. Viel mehr braucht es verstärkte Investitionen für die Entwicklung zuverlässiger, tierfreier, humanrelevanter Methoden für die Sicherheitsbewertung und Forschung,“ fordert Carolin Spicher, Biologin und Fachreferentin beim Bundesverband Menschen für Tierrechte.

EU-Parlament fordert Aktionsplan
Das EU-Parlament hatte im September 2021 einen Entschließungsantrag verabschiedet (3), in dem es die EU-Kommission auffordert, einen EU-weiten Aktionsplan für einen Ausstieg aus dem Tierversuch aufzustellen. Dieser Aktionsplan soll konkrete Zielvorgaben, Meilensteine und einen klaren Zeitplan enthalten. Gleichzeitig soll die Entwicklung von tierversuchsfreien Methoden und Technologien stärker gefördert und beschleunigt werden. Die Antwort der Kommission darauf war eher ernüchternd: Es gäbe keinen Bedarf für die Erarbeitung eines solchen Aktionsplans, einzelne Maßnahmen würden schon durchgeführt.

Bürger:innen haben Mitspracherecht
Umso wichtiger ist nun der Erfolg der EBI, um der Kommission zu zeigen, was die Bürger:innen wirklich von der EU erwarten. Mit der Initiative soll die EU-Kommission aufgefordert werden, sich zu verpflichten, den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt mit menschenbasierten, tierversuchsfreien Ansätzen zu gewährleisten. „Mit einer erfolgreichen Bürgerinitiative wird der Kommission klar verdeutlicht werden, dass die Gesellschaft für einen echten Paradigmenwechsel bereit ist und sich eine konkrete Gesamtstrategie für den Ausstieg aus dem Tierversuch wünscht“, ist Carolin Spicher überzeugt.

Zusammen mit den Europäischen Dachverbänden, der European Coalition to End Animal Experiments (ECEAE) und der Eurogroup for Animals sowie den Verbänden Cruelty Free Europe, Humane Society International (HSI) Europe und People für the Ethical Treatment of Animals (PETA) kämpft der Bundesverband Menschen für Tierrechte für den Ausstieg aus Tierversuchen in der EU.

 

Weitere Informationen:

(1) Kosmetik-Tierversuchsverbot: https://ec.europa.eu/growth/sectors/cosmetics/ban-animal-testing_en
(2) EU Bürgerinitiative „Save Cruelty free Cosmetics“: eci.ec.europa.eu
(3) Plenarsitzungsdokument mit der Entschließung des EPs zu den Plänen und dem Vorgehen zur Beschleunigung eines Übergangs zu Innovationen ohne die Verwendung von Tieren in der Forschung, bei vorgeschriebenen Versuchen und in der Bildung (2021/2784(RSP))

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Pressestelle:
Christina Ledermann
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10, Internet: www.tierrechte.de


Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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