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31. März 2022: Preise für tierfreie Antikörperproduktion verliehen

Verstärkung für die Notwendigkeit eines Ausstiegs aus der Antikörperproduktion in Tieren

Die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE), welcher auch der Bundesverband Menschen für Tierrechte angehört, zeichnet zwei Wissenschaftler aus Deutschland und der Schweiz für ihre Verdienste im Bereich der tierfreien Antikörperproduktion aus. Im Rahmen der Preisverleihung in Brüssel diskutierten Mitglieder der ECEAE über die Bedeutung der tierversuchsfreien Antikörperproduktion mit Mitgliedern des EU-Parlaments und der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) des EURL ECVAM. 

Antikörper sind in Forschung, Diagnostik und Therapie weit verbreitet. Allerdings werden sie fast immer in Kaninchen, Mäusen, Schafen oder anderen Tieren produziert. Das Europäische Validierungszentrum EURL-ECVAM empfiehlt jedoch den ausschließlichen Einsatz von nicht-tierischen Antikörpern. Zur Unterstützung dieser „Recommendation on non-animal-derived antibodies“ des EURL ECVAM vergab die ECEAE den weltweit einzigen Preis für die vorbildliche Entwicklung und Anwendung von tierfreien Antikörpern. Bei der internationalen Preisverleihung gestern in Brüssel erhielten zwei Kandidaten gleichwertige Preise in Höhe von jeweils 10.000 Euro. Beide preisgekrönten Projekte sind völlig frei von Tierversuchen oder tierischen Materialien und tragen wesentlich zur Entwicklung, Verbreitung und Förderung von tierfreien Antikörpern weltweit bei. 

Einer der Preisträger ist die Firma Abcalis GmbH aus Braunschweig, die zu den Pionieren in der tierfreien Antikörperproduktion mittels modernster Phagen-Display-Technologie gehört. Bei der Preisverleihung sprach die Mitbegründerin von Abcalis, Dr. Esther Wenzel, über die Projekte des Unternehmens, die darauf abzielen, die größte Gruppe von Antikörpern tierischen Ursprungs durch bessere, günstige, vegane „multiklonale“ Antikörper zu ersetzen. „Tierfreie Antikörper verdienen die gleiche Chance. Versuchen Sie, bei der nächsten Bestellung von Antikörpern einen nicht-tierischen Antikörper zu nehmen“, sagte Dr. Wenzel. 

Der andere Preis wurde an Prof. Dr. Pierre Cosson und seine Kollegen von der Geneva Antibody Facility der Universität Genf verliehen. In ihrer frei zugänglichen ABCD-Datenbank listen die Gewinner tausende rekombinante tierfreie Antikörper auf, die allen interessierten Forschern zur Verfügung gestellt werden. Dr. Cosson und seine Kollegen haben auch das wissenschaftliche Journal „Antibody Reports“ ins Leben gerufen. „Was wir hier haben, ist eine komplette Toolbox, die von jedem Forscher verwendet werden kann, um den benötigten Antikörper zu finden“, erklärt Dr. Cosson. 

Die international besuchte Preisverleihung wurde mit Begrüßungsworten von ECEAE-Vorstandsmitglied Dr. Corina Gericke eröffnet. Als weitere Redner waren Tilly Metz, Europaabgeordnete der Fraktion der Grünen, und Joao Barroso, Mitglied des Joint Research Centre (JRC) der Europäischen Kommission und des EURL ECVAM, geladen. Die Referenten unterstrichen die Notwendigkeit eines Ausstiegs aus tierischen Antikörpern und erläuterten, wie dies in der EU erreicht werden kann. „Wir können und wir sollten und wir müssen tierversuchsfreie Methoden besser finanzieren. Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden hängen derzeit weit hinter der öffentlichen Meinung und ihren Forderungen her. Der Ausstieg aus Tierversuchen sollte eine politische Priorität sein“, sagte Tilly Metz. 

Passend zur Preisverleihung hat der Bundesverband Menschen für Tierrechte kürzlich mit seinem „Replacement des Jahres“ das sogenannte Phagen-Display vorgestellt. Dies ist ein vielversprechendes Verfahren für die tierfreie Antikörper-Produktion, mit dem auch die Preisträger arbeiten. Das Phagen-Display ist effektiv, zuverlässig und erspart hunderttausenden von Tieren Leid und Tod. Der Tierrechtsverband setzt sich dafür ein, dass die Anwendung der tierfreien Verfahren in allen möglichen Einsatzbereichen verpflichtend wird. 

 

Weitere Informationen

EURL ECVAM’s „Empfehlung zu nicht tierischen Antikörpern“, 2020

Online Broschüre „Replacement des Jahres – Phagen-Display statt Tieren in der Antikörperproduktion“

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Pressestelle:
Christina Ledermann
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10, Internet: www.tierrechte.de


Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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