Menschen für Tierrechte stellt Agrarministerkonferenz zehn Forderungen für eine Agrar- und Ernährungswende vor
Anlässlich der diese Woche stattfindenden Agrarministerkonferenz hat der Bundesverband Menschen für Tierrechte den Landwirtschaftsminister:innen seine zehn Forderungen für eine Agrar- und Ernährungswende vorgestellt. Wegen des Krieges Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen zurückzuschrauben, bringt nach Ansicht des Verbands nicht mehr Ernährungssicherheit. Statt einer Intensivierung der Landwirtschaft müssten die Tierbestände abgebaut und Brachflächen erweitert statt abgebaut werden. Dies sei auch vor dem Hintergrund des dramatischen Artensterbens und der Klimakrise geboten. Ziel muss nach Ansicht des Verbandes eine Umstellung auf eine pflanzenbasierte Ernährung sein. Weitere Forderungen betreffen die Ökologisierung der Landwirtschaft und Ausstiegsförderungen für Landwirte, die aus der Tierhaltung aussteigen wollen.
Auf der diese Woche stattfindenden Agrarministerkonferenz steht der Krieg in der Ukraine und die globale Ernährungssicherheit im Mittelpunkt. Die Agrarminister:innen der Länder diskutieren deswegen unter anderem die zusätzliche Nutzung von Brachflächen für die Landwirtschaft. Die EU-Kommission hatte Ende Februar den Anbau von Feldfrüchten auf ökologischen Vorrangflächen sowie die Verschiebung der Gesetzesvorhaben im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie vorgeschlagen. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte spricht sich gegen diese Vorhaben aus.
Fleischproduktion bedingt Hunger und Tierleid
„Abbau und Verschiebung von ökologisch wirksamen Maßnahmen bringen uns nicht mehr Ernährungssicherheit – im Gegenteil! Sie verschärfen das Risiko von Ernährungskrisen. Der Vorwurf, Cem Özdemir würde mit seinem Widerstand gegen die Nutzung brach liegender Anbauflächen Hungernden Lebensmittel vorenthalten, ist schlicht verlogen. Es ist die Fleischproduktion, für die wichtige Agrarflächen verschwendet werden. Auf fast 70 Prozent der Äcker wird Tierfutter angebaut. Dabei könnten wir mit einer getreidebasierten Ernährung dreimal so viel Nahrungsmittel erzeugen. Statt einer Intensivierung der Landwirtschaft müssen wir die Tierbestände abbauen“, fordert Christina Ledermann, Vorsitzende des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.
„Deutschland hält gerade einmal vier Prozent seiner Fläche für Brachflächen im Rahmen der EU-Biodiversitätsstrategie vor. Es sollten eigentlich zehn Prozent sein. Es kann doch nicht sein, dass getroffene Vereinbarungen, die dem Arten- und Klimaschutz dienen, jederzeit neu verhandelbar sind. In der EU gibt es zudem keine Versorgungskrise, die solche Maßnahmen rechtfertigen würde“, ergänzt Dr. Stefanie Schindler, Fachreferentin beim Verband.
Ökologisierung der Landwirtschaft und pflanzenbasierte Ernährung
Um Ernährungssicherheit und resiliente Agrarsysteme zu gewährleisten, spricht sich der Tierrechtsverband für den biologischen Anbau von pflanzlichen Eiweißträgern für die menschliche Ernährung aus. Dies sei auch angesichts des dramatischen Artensterbens, des übermäßigen Einsatzes von Kunstdünger und der Klimakrise geboten. Vor diesem Hintergrund hat der Bundesverband der Agrarministerkonferenz heute seine zehn Forderungen für eine Agrar- und Ernährungswende vorgestellt.
Strategie für tier- und klimafreundliche Ernährungsformen
Herzstück der 10-seitigen Online-Broschüre ist eine Strategie für tier- und klimafreundliche Ernährungsformen. Diese umfasst unter anderem eine breit angelegte Informations- und Bildungskampagne für pflanzliche Ernährungsformen, die Erhöhung des Angebotes vollwertiger veganer Mahlzeiten in öffentlichen Einrichtungen sowie mehr Forschungsförderung für pflanzliche Alternativen. Weitere Punkte sind eine verpflichtende und umfassende Produkt-Kennzeichnung, die die Entscheidung von Konsument:innen für pflanzliche Alternativen fördert sowie Steuerermäßigungen für klimafreundliche und die gleichzeitige Verteuerung von tierischen Lebensmitteln.
Förderung für austiegswillige Landwirt:innen
Die Einnahmen sollten nach Ansicht des Verbandes in Umstiegsförderungen für Landwirt:innen fließen, die aus der Tierhaltung aussteigen. Weitere Maßnahmen sind eine Ökologisierung der Agrarsubventionen, eine drastische Reduzierung der Tierbestände, Forschungsförderung für tierlose Anbausysteme und die Stärkung von Tierschutzrecht, Vollzug und Gerichtsbarkeit. Außerdem sollten schädliche Subventionen, Soja-Importe und die Exportorientierung beendet werden.
Subventionen nur zur konsequenten Transformation der Landwirtschaft
„Statt jetzt Umwelt – und Klimaschutzmaßnahmen zurückzuschrauben, brauchen wir endlich eine konsequente Agrar- und Ernährungswende. Dies fordern auch Wissenschaftler:innen und der Weltklimarat. Dazu gehört auch, dass wir unsere Konsum- und Lebensgewohnheiten nachhaltig und klimafreundlich ausrichten. Außerdem muss jeder Steuer-Cent, aus den über 400 Milliarden schweren EU-Agrarsubventionen, in eine konsequente Transformation unserer Landwirtschaft fließen. LandwirtInnen müssen künftig einerseits nachhaltig pflanzliche Lebensmittel erzeugen und andererseits im Sinne des Gemeinwohls Ökosysteme renaturieren und pflegen“, schließt Ledermann.
Download der 10-seitigen Broschüre Forderungen für eine Agrar- und Ernährungswende als PDF.
Die zehn Forderungen in Kürze
1. Strategie für tier- und klimafreundliche Ernährungsformen
2. Tierbestände drastisch reduzieren
3. Weg von der Tierhaltung: Umstiegswillige Landwirt:iInnen fördern
4. Forschungsförderung für tierlose Anbausysteme
5. Tierschutzrecht, Vollzug und Gerichtsbarkeit stärken
6. Agrarsubventionen ökologisieren
7. Schädliche Subventionen beenden
8. Ökosysteme renaturieren und pflegen
9. Schluss mit der Exportorientierung
10. Regionaler Anbau statt Soja-Importe
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Pressestelle:
Christina Ledermann
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10, Internet: www.tierrechte.de
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.
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