Allgemein Margrits Kolumne

Margrits Kolumne: Sitzen bleiben für die Schweine

Gewaltlose Demos sind ein legales Mittel, um auf Zustände
aufmerksam zu machen, die sonst kritiklos hingenommen
werden. So hat sich jetzt lautstarker Protest erhoben, weil
das Wegwerfen genießbarer Lebensmittel als legal gilt,
das „Retten“ von Essen aus Containern jedoch bestraft wird.

Der Sprecher von „Extinction Rebellion“ in Nürnberg,
Florian Henig, will die geltende Rechtslage anprangern.
Auch in 13 weiteren Städten wird gegen die unerträgliche
„Wegwerfmentalität“ protestiert.
((Nürnberger Nachrichten“ vom 22.02.2022 Seite 9))

Sitz-Demos sind ein Kapitel für sich. Man kann dadurch
wichtige Einfahrten blockieren oder sich an Tore ketten.
Bleibt man trotz dreimaliger Aufforderung der Polizei aber
sitzen, wird man weggetragen und bekommt eine Vorladung.
Ist das Sitzenbleiben eine Straftat? Eine Nötigung? Oder
eine Ordnungswidrigkeit? Hat man sich angekettet, eingehakt
oder die Hände auf dem Untergrund festgeklebt? Es gibt viele
Varianten und entsprechend viele Urteile.

Friedensdemonstranten – darunter Günter Grass und Barbara Rütting –
machten Mutlangen 1983-1990 weltberühmt. Sie
protestierten gegen die dort stationierten Pershing-II-Raketen,
2999 Blockierer wurden teilweise wegen Nötigung angezeigt und verurteilt.
Später erklärte das Bundesverfassungsgericht die Verurteilung
als verfassungswidrig und hob sie wieder auf.
Ob Demo für das Retten von Essen, für gebrühte Schweine,
für die Freiheit, für das Klima, für den Frieden. – es erfordert
Mut und Selbstlosigkeit. Hochachtung vor diesen Mahnern.

© Margrit Vollertsen-Diewerge März 2022