Die Worte „fällt aus“ hört und liest man überall. Weihnachtsmarkt? Fällt aus.
Weihnachtsessen mit Kollegen? Fällt aus.
Urlaubsreise nach Afrika? Fällt aus.
Vorstellung im Opernhaus? Fällt aus.
Gefüllte Gans? Fällt aus…
Nein, nicht ganz. Wir möchten ein reines Gewissen haben und essen anstelle der Gans lieber Fisch: Heringe, Kabeljau, Heilbutt, Lachs. Aber ist das noch zu vertreten? Wächst so viel Fisch nach, wie wir entnehmen? Fischgründe, die 1950 als unerschöpflich galten, sind heute längst leer gefischt. Plastikmüll, Schleppnetze, die nackten Felsboden zurücklassen – da bleibt einem die Gräte im Hals stecken.
Wenn nicht im Jahr 2022, so doch vielleicht 2025 könnte Corona gestoppt werden. Dann wird kein Ungeimpfter mehr herumlaufen, jede Altersgruppe hat den für sie passenden Impfschutz, niemand sagt: „Impfen fällt aus.“
Doch Corona ist nicht Klima. Wir können keinen Regen herbei zaubern, kein Erdbeben verschieben, kein Hochwasser abstellen. Wir können zwar den Himmel in der Silvesternacht vor Feuerwerk schützen, indem wir es verbieten. Das ist ein Glück für Vögel und Wildtiere, die durch die Knallerei in Panik geraten. Aber wir können nicht sagen: „Dieses Gewitter fällt aus“ oder „Jene Eisberge schmelzen nicht.“
Der Klimawandel fällt nicht aus, er ist schon da. Maßnahmen lassen sich nicht jahrelang verschieben wie zum Beispiel bei den Kastenständen, deren „Wandel“ immer wieder um Jahre hinausgezögert wird. Denn da geht es „nur“ um arme Schweine. Beim Klimawandel geht es dagegen um – ja um wen eigentlich?
Margrit Vollertsen-Diewerge © Dezember 2021