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06. August: Tod und Schläge bei Olympia: Wir brauchen ein Umdenken beim sogenannten Reitsport

Bei den Olympischen Spielen häufen sich die Tierschutz-Skandale im Umgang mit Pferden: Ein Tier musste nach einem Sturz beim Vielseitigkeits-Parcours eingeschläfert werden. Beim „Modernen Fünfkampf“ forderte die Bundestrainerin die Reiterin auf, das ihr zugeloste Pferd zu schlagen, nachdem dieses beim Springreiten verweigerte. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte kritisiert die Ausbeutung von Tieren für den Leistungssport und fordert ein Umdenken. 

Beim Vielseitigkeitswettbewerb verletzte sich das 14-jährige Pferd „Jet Set“ des Schweitzer Reiters Robin Godel am 1. August so schwer, dass Tierärzte und Verantwortliche entschieden, das Tier einzuschläfern. Der Bänderriss wäre irreparabel und  „Jet Set” hätte nie mehr richtig laufen können. Der Reiter zeigte sich zwar betroffen, doch gerade beim Vielseitigkeitsreiten ereignen sich häufig Unfälle, da die Pferde dabei unter anderem über feste Holzhindernisse und tiefe Gräben springen müssen. Über 6.000 Pferde werden jedes Jahr aufgrund von „Sportverletzungen“ oder zur Fleischgewinnung getötet (1). 

Bundestrainerin von Olympischen Spielen ausgeschlossen
Bestätigt wird dies auch durch die Vorfälle rund um die Bundestrainerin im „Modernen Fünfkampf“ Kim Raisner. Diese hatte am 6. August die Reiterin Annika Schleu beim Springreiten aufgefordert, das ihr zugeloste Pferd Saint Boy zu schlagen, nachdem dieses im Parcours mehrfach verweigerte. Die Athletin hatte daraufhin mit der Gerte auf das verunsicherte und verängstigte Pferd eingeschlagen. Nach dem Vorfall wurde die Bundestrainerin von den Olympischen Spielen in Tokio ausgeschlossen.

Verletzungsrisiko zu groß und die Folgen meist fatal
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte fordert ein Umdenken und Einlenken bezüglich des Pferdesports. Das Verletzungsrisiko ist einfach zu groß und die Folgen meist fatal. Gefahr besteht dabei nicht nur für Pferd und Reiter, sondern auch für das Publikum. Bei Turnieren kommt es immer wieder zu schweren Unfällen, beispielsweise 2018 bei der CHIO in Aachen, als der englische Reiter Oliver Townend vom Pferd stürzte, dieses in den Zuschauerbereich geriet und drei Personen verletzte (2). 

Pferde zu widernatürlichen Höchstleistungen gezwungen
„Diese traurigen Vorfälle zeigen deutlich den Preis, den die Tiere für den Sport- und Wettbewerbsdrang der Menschen zahlen müssen. Ein menschlicher Athlet, der sich beim Sprinten, Hürdenlaufen oder bei der Akrobatik verletzt, bezahlt diesen Unfall in der Regel nicht mit seinem Leben. Für ein Pferd bedeutet ein Bänderriss jedoch oft den Tod. Dies wirft ein Schlaglicht auf den Reitsport generell. Zu diesen widernatürlichen Höchstleistungen werden die Pferde oft mit umstrittenen Trainingsmethoden, Zwangsmitteln, Doping, Schmerzen und Angst getrieben, die nicht selten mit ihrem Tod auf der Rennbahn oder dem Hindernisparcours enden. Sportlicher Wettbewerb ist in Ordnung, aber nicht, wenn Tiere für ein Millionengeschäft ausgebeutet werden und den Wettkampf mit ihrem Leben bezahlen“, kritisiert Carolin Spicher, Biologin und Fachreferentin beim Bundesverband Menschen für Tierrechte. 

Stress durch lange Flüge und ständige Ortswechsel
Kritikwürdig sind nicht nur Verletzungen als Folge von Stürzen, auch das plötzliche Zusammenbrechen mit Todesfolge durch einen Riss der Hauptschlagader (Aorta) tritt bei Pferden im Leistungssport häufig auf. Erst im April verstarb die 17-jährige Stute „Rock and Rose“ der Olympiasiegerin Dorothee Schneider beim Angaloppieren zur Ehrenrunde bei einem Turnier in Pforzheim. Außerdem leiden die Pferde bei weltweiten Turnieren auch durch den Stress der Reisen durch die langen Flüge und die ständigen Ortswechsel. Oft werden die hochsozialen Tiere für die Turniere isoliert gehalten. Im schlimmsten Fall fristen sie ihr Dasein in engen Boxen, die sie nur zu Trainingszwecken verlassen, da Weidegang oder Kontakt zu Artgenossen ein Verletzungs- und Krankheitsrisiko für die wertvollen Pferde darstellen. Dabei sind Pferde Herdentiere, die den Kontakt zu Artgenossen und viel Bewegung brauchen.  

 

(1) Margit H. Zeitler-Feicht (2001): Handbuch Pferdeverhalten, S. 74 

(2) https://www.aachener-nachrichten.de/sport/chio-aachen/pferd-in-den-zuschauerbereich-geraten-drei-besucher-verletzt_aid-24578859, zuletzt eingesehen am 06.08.2021

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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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