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Margrits Kolumne: Bienenstich mit Alkohol

Nein, es handelt sich nicht um ein gemütliches Kaffeestündchen. Es geht überhaupt nicht um Menschen, sondern um alkoholisierte Tiere, genauer gesagt um Bienen, die alkoholsüchtig gemacht wurden und die unter dem Entzug leiden.

Doch sie wurden nicht freiwillig alkoholabhängig. Von Neugier geplagte Forscher kamen auf die grandiose Idee, ihnen Blütennektar zu kredenzen, der bis zu 25 Prozent Alkohol enthält. Bis zu 1 Prozent findet sich manchmal im Nektar von Blüten, der durch natürliche Gärung entstanden ist und den die Bienen zufällig finden.

Bei 25 Prozent aber entwickeln die Honigsammler Symptome, die dem menschlichen Befinden ähneln sollen. Sie leiden unter Entzug. Ihr Saugrüssel giert nach Alkohol. „Sie können als Modellorganismen dafür dienen, Ursachen und Behandlung der Alkoholabhängigkeit zu erforschen,“ erklären Forscher im Fachblatt „Biology Letters“.

Vier Gruppen mit jeweils 200 Bienen wurden getestet. Mal war die Nahrung mit einem Prozent Ethanol (= Alkohol) versetzt, mal stieg eine alkoholfrei ernährte Gruppe auf alkoholische Kost um, mal gab‘s reine Zuckerlösung – Varianten für dieses Spielchen gibt‘s genug.

Demnächst soll erforscht werden, ob es der Pflanze zugute kommt, wenn sie durch ihren natürlichen Alkoholgehalt von der Biene häufiger besucht wird. Da sich die Sterberate der tierischen Probanden leicht erhöhte, wird auch die Frage nach der lebenszerstörenden Wirkung von Alkohol mit umfangreichen Studien zu klären sein. Wahrlich ein weites Feld, das dringend mit Forschungsgeldern finanziert werden muss. Na denn Prost, Biene Maja!

© Margrit Vollertsen-Diewerge Juli 2021