Allgemein Margrits Kolumne

Margrits Kolumne: Sie haben keine Wahl

Prinzessin Anne hat 2004 das „Animal in War Memorial“ im Londoner Hyde Park eingeweiht. „They had no choice“ lautet die Inschrift auf dem Denkmal. Es soll an die Millionen Tiere erinnern, die in den Kriegen des 20. Jahrhunderts umkamen. Eine Wand mit Flachreliefs zeigt Dromedare, Ziegen, Hunde, Brieftauben, im Nordteil steht ein lebensgroßes Pferd aus Bronze.

Noch hundert Jahre später macht die Bundeswehr Tierversuche, um die Folgen von Kriegsverletzungen zu erforschen. Bei Schweinen wird ein Blutungsschock erzeugt, Meerschweinchen und Ratten werden mit Nervenkampfstoffen wie Senfgas und VX vergiftet. Das ist bekanntlich der giftigste chemische Kampfstoff, er kann einen 100 kg schweren Mann sofort töten, wenn er 0,4 Milligramm davon schluckt.

„Tierversuche zur Entwicklung oder Erprobung von Waffen und Munition und dazugehörigem Gerät sind verboten“ heißt es im Tierschutzgesetz §7a Abs. 3. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ist wahrscheinlich sehr genau darüber informiert. Es ist bekannt, dass es lebensechte menschliche Modelle gibt, die Puls und Atmung haben, bluten und ein authentisches OP-Gefühl vermitteln. Forscher haben die Wahl, Tiere nicht.

Wer schreibt an die Bundesministerin, dass es für die Erforschung von schweren Verletzungen eine Vielzahl tierversuchsfreier Möglichkeiten gibt? Sie kann die bereits genehmigten, aber noch nicht durchgeführten Versuchsvorhaben bei der Bundeswehr stoppen. Wird sie es tun?

© Margrit Vollertsen-Diewerge Juni 2021