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Margrits Kolumne: Krähen, Forschung und der NABU

In der Stellungnahme des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen vom 28. April 2021 heißt es, man sei „entsetzt“ über die im SPIEGEL genannten Tierversuche; und weiter, „wenn abgegebene Tiere für Tierversuche eingesetzt worden seien, ist dies nicht mit Einverständnis mit dem NABU erfolgt.“ Da fühlt man schon ein leichtes Unbehagen.

Naturschutz heißt, die Hand über alles halten, was in der Natur kreucht und fleucht. „We adopt an evolutionary-comparative approach by studying the behaviour & brain of crows, macaques and (in collaboration) humans“, schreibt das Animal Physiology Institut Tübingen im Internet. Die Neugierforschung kennt keine Grenzen. Die „crows“ sind kluge Vögel und umsonst zu haben, vor allem wenn sie „fehlgeprägt oder irreparabel geschädigt sind“.

Noch ungemütlicher wird es, wenn in der „Stellungnahme“ von „mehrfacher Nachfrage“ die Rede ist, auf die man „keine zufriedenstellende Antwort“ erhielt. Warum handelte man dann nicht? Man „geht davon aus“ oder „hätte nicht zugestimmt, …“ Haben denn da bei keinem der sieben sehr engagierten Mitarbeiter die Alarmglocken geklingelt? Es wurde ja eine „dauerhafte Haltung“ vereinbart, und wenn, wie es heißt, „seit 2015 keine lebenden Vögel mehr abgegeben wurden“, dann bedeutet das sechs Jahre qualvolle Experimente – ohne jede Kontrolle.

Dass nach 2015 keine weiteren lebenden Raben abgegeben wurden, ist einzig dem Kreisveterinäramt zuzuschreiben, keineswegs der Einsicht des NABU. Durch die Vorgabe dieses Amtes, „lebende Vögel an Prof. Nieder nur nach Einwilligung des Veterinäramtes abzugeben,“ wurde der Handel gestoppt. Vielleicht war dort bekannt, was mit den Raben gemacht wurde?

Als Konsequenz für die Zukunft entschuldigt sich der NABU bei „allen Menschen, deren Gefühle dadurch verletzt wurden oder deren Vertrauen in den NABU dadurch beschädigt wurde.“ Klar, wer kein Vertrauen hat, spendet nicht mehr. Nun werden die „internen Richtlinien und Prozesse erneut und mit externer Unterstützung kritisch geprüft“. Und was ist aus dem Raben in der Neurobiologie der Universität Tübingen geworden, in dessen Gehirn bis zu 16 Elektroden implantiert wurden?.

© Margrit Vollertsen-Diewerge, Mai 2021