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05. Mai 2021: Erdüberlastungstag: Nötig ist eine Gesamtstrategie für tier- und klimafreundliche Ernährungsformen 

Am heutigen Mittwoch, dem 5. Mai, ist der deutsche Erdüberlastungstag (1). Das bedeutet, dass die Deutschen bereits heute alle natürlichen Ressourcen verbraucht haben, die ihnen rechnerisch für das ganze Jahr zur Verfügung stehen. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte nimmt diesen Tag zum Anlass, um auf die dringende Notwendigkeit einer Ernährungswende hin zu pflanzlichen Nahrungsmitteln aufmerksam zu machen. 

Am heutigen 5. Mai haben die Deutschen alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die ihnen rechnerisch für das ganze Jahr zur Verfügung stehen. Dies hat nach Ansicht des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte auch entscheidend mit den Ernährungsgewohnheiten der Deutschen zu tun. Der durchschnittliche Fleischverbrauch in Deutschland summierte sich 2020 auf rund 60 Kilogramm (57,33) pro Kopf und Jahr doppelt so viel, wie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen. Die globale Fleischproduktion hat sich in den letzten 50 Jahren fast vervierfacht. 

Klimawandel: Ernährung ist entscheidender Hebel
Dabei ist gerade die Ernährung ein entscheidender Hebel, um den menschengemachten Klimawandel noch zu begrenzen. Die Produktion tierischer Produkte verursacht fast ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen (2). Damit das anvisierte Zwei-Grad-Ziel noch erreicht werden kann, rufen der Weltklimarat (IPCC) und die Wissenschaft zu einem schnellen Wandel in der Lebensmittelproduktion auf (3). 

Transformation unumgänglich
Eine im Auftrag des EU-Parlaments erstellte Studie (4) fordert einen „Great Food Transformation“-Prozess und eine massive Reduzierung des Fleischkonsums. Eine internationale Wissenschaftskommission (5) stellte zudem die erste sogenannte „planetarische Gesundheits-Ernährung“ vor. Das meiste Protein stammt dabei aus Hülsenfrüchten und Nüssen. Diese neue Ernährungsform soll einerseits elf Millionen Menschen aus den Industrieländern vor einem vorzeitigen Tod durch ungesunde Ernährung bewahren und gleichzeitig dafür sorgen, dass auch für über zwei Milliarden hungernde Menschen ausreichend Nahrung zur Verfügung steht. 

Die Zukunft der Ernährung ist pflanzlich
Die Tatsache, dass wir bereits heute alle Ressourcen für dieses Jahr verbraucht haben, macht deutlich, dass wir unseren Lebensstil komplett verändern müssen. Wir haben durch unseren Umgang mit den Tieren nicht nur eine Pandemie verursacht, wir sind auch für den ersten menschengemachten Klimawandel und das sechste große Massenaussterben der Erdgeschichte verantwortlich. Dabei liegen die Lösungen auf der Hand: Eine vegane Ernährung ist nach Ansicht der Wissenschaft der beste Weg, um nicht nur die Treibhausgase, sondern auch die globale Versauerung, Eutrophierung und die skandalöse Verschwendung von Land und Wasser zu begrenzen (6). Jetzt zeigt sich, dass eine pflanzenbasierte Ernährung nicht nur eine Spinnerei urbaner Öko-Romantiker und Tierrechtler ist. Die Zukunft der Ernährung ist pflanzlich, oder es gibt keine Zukunft!“, sagt Christina Ledermann, Vorsitzende vom Bundesverband Menschen für Tierrechte. 

Nötig: Ernährungsstrategie für tier- und klimafreundliche Ernährungsformen
Um die globalen Herausforderungen wie Biodiversitätsverlust, Klimakrise und Corona-Pandemie zu bewältigen, fordert der Tierrechtsverband von der nächsten Bundesregierung eine umfassende Ernährungsstrategie für tier- und klimafreundliche Ernährungsformen. Das Ziel muss nach Ansicht des Verbandes eine pflanzenbasierte Ernährung sein.  

Einzelforderungen für eine tier- und klimafreundliche Ernährungsstrategie: 

1) eine breit angelegte Informations- und Bildungskampagne für pflanzliche Ernährungsformen. Parallel dazu sollte jegliche Werbung für Tierprodukte eingestellt werden 

2) Eine klare, verpflichtende und umfassende Produkt-Kennzeichnung, die die Entscheidung von KonsumentInnen für pflanzliche Alternativen befördert 

3) Steuerermäßigungen für klimafreundliche Lebensmittel, Anhebung der Mehrwertsteuer für tierische Produkte auf mindestens 19 Prozent. Zusätzlich ist eine Abgabe auf Stickstoffüberschüsse sinnvoll 

4) Erhöhung des Angebotes vollwertiger veganer Mahlzeiten, inklusive Fleischalternativen, in allen öffentlichen Einrichtungen, Kantinen, Schulen und Kindereinrichtungen. Pflanzliche Mahlzeiten sollten als Standardgerichte angeboten, das Angebot tierischer Produkte reduziert werden 

5) Förderung der Akzeptanz für pflanzliche Alternativen für Fleisch-, Milch- und Ei-Produkte 

6) Forschungsförderung für pflanzliche Alternativen für Fleisch, Milch- und Ei-Produkte sowie für kultiviertes Fleisch (vergleichbar dem EU-Förderprogramm Meat4all)
 

Quellen:

(1) Der „Earth Overshoot Day“ wird jährlich von dem Thinktank „Global Footprint Network“ ermittelt. Er bezeichnet den Tag, an dem die menschliche Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen das Angebot und die Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen in diesem Jahr übersteigt. Das Ziel des Aktionstages ist es, die Begrenztheit und Endlichkeit der natürlichen Ressourcen und der Erde ins Bewusstsein zu rücken.  

(2) Poore, J., Nemecek, T. (2018): Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. In: Science, June 2018, Number 360 

(3) IPCC Special Report on Climate Change, Desertification, Land Degradation, Sustainable Land Management, Food Security, and Greenhouse gas fluxes in Terrestrial Ecosystems. August 2019 

(4) Study requested by the AGRI committee, European Parliament: Megatrends in the agri-foodsector: global overview and possible policy response from an EU perspective. Policy Department for Structural and Cohesion Policies, Directorate-General for Internal Policies.September 2019. 

(5) Willett, Walter, et al. „Food in the Anthropocene: the EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems.“ The Lancet 393.10170 (2019): 447-492., siehe https://eatforum.org/eat-lancet-commission/

(6) Poore, J., and T. Nemecek. „Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers (vol 363, eaaw9908, 2019).“ Science 363.6430 (2019): 939-939. PE629.205–Februar 2019. 

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Pressestelle:
Christina Ledermann
Tel.: 05840/99 99 790
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de

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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10, Internet: www.tierrechte.de


Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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