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14. April: Corona-Risiko: Tierschutzverbände fordern Verbot der Pelztierhaltung in der EU

Zwölf Monate nach dem ersten Nachweis des SARS-CoV-2-Virus in einer niederländischen Nerzfarm hat die EU noch immer keine entscheidenden Maßnahmen ergriffen, um dieses gefährliche Coronavirus-Reservoir zu schließen. Dabei warnen unter anderem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor dem erheblichen Risiko einer Übertragung vom Nerz auf den Menschen. Hinzu kommt die Gefahr weiterer Mutationen. Eine Umfrage belegt, dass die Öffentlichkeit ein Ende dieser tierquälerischen Haltungsform unterstützt. EU-Tierschutzverbände sehen sich in ihrem jahrzehntelangen Einsatz bestätigt und fordern, das Inkrafttreten des Tiergesundheitsgesetzes am 21. April zu nutzen, um die tierquälerische Pelztierhaltung in der EU endlich konsequent zu verbieten.

Bedrohung für die öffentliche Gesundheit
Im vergangenen Jahr kam es in mehr als 400 Nerzfarmen in zehn EU-Mitgliedstaaten zu Ausbrüchen von SARS-CoV-2 (dem Virus, das beim Menschen COVID-19 verursacht). Millionen von Tieren waren betroffen und wurden getötet. Eine gemeinsame Bewertung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) warnt vor dem erheblichen Risiko, dass COVID-19 vom Nerz auf den Menschen übertragen werden kann. Aus diesem Grund stellen Pelzfarmen eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar und können zu Reservoirs für das Coronavirus werden.

Pelzfarmen: Nährboden für Infektionskrankheiten und Mutationen
COVID-19 kann nicht nur vom Nerz auf den Menschen übertragen werden. Joh Vinding von der Fur Free Alliance erklärt: „Da die Tiere unter inhärent schlechten Gesundheitsbedingungen auf engem Raum gehalten werden, sind Pelzfarmen der perfekte Nährboden für Infektionskrankheiten. Die Viren können dort leicht mutieren. Tatsächlich wurden Mutationen des SARS-CoV-2, die in Nerzen auf dänischen Nerzfarmen auftraten, bereits auf den Menschen übertragen. Forscher befürchten, dass solche Mutationen die Wirksamkeit von Impfstoffen verringern und den Erfolg in unserem Kampf gegen COVID-19 erheblich verzögern könnten.“

Bisherige Maßnahmen reichen nicht aus
Bisher hat die Europäische Kommission jedoch nur die Überwachung und Meldung von COVID-19-Fällen in Pelzfarmen verlangt. Sie empfiehlt, strengere Biosicherheitsmaßnahmen durchzuführen, einschließlich regelmäßiger COVID-19-Tests für Mitarbeiter von Pelzfarmen sowie Stichproben toter Tiere. EU-Tierschutzverbände sind sich einig, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, um die öffentliche Gesundheit zu schützen. Die einzige Möglichkeit, die Ausbreitung des Coronavirus vom Nerz auf den Menschen zu verhindern, besteht ihrer Meinung nach darin, die Nerzzucht in allen Mitgliedstaaten zu beenden.

Umfrage: EU-Bürger wollen Ende der Pelztierzucht
Auch die Öffentlichkeit unterstützt ein Verbot der Pelztierhaltung. In den letzten Monaten haben fast 500.000 Menschen eine Petition unterschrieben, in der ein Ende des grausamen und tödlichen Pelzhandels gefordert wird. Eine kürzlich unter anderem von der Eurogroup for Animals in Auftrag gegebene Meinungsumfrage – durchgeführt in Frankreich, Italien, Bulgarien, Ungarn, Estland und der Slowakei – hat gezeigt, dass sich EU-BürgerInnen zum Schutze ihrer Gesundheit für Sofortmaßnahmen der EU zur Beendigung der Pelztierzucht und Pelzproduktion aussprechen. In Italien, einem Land, in dem die Nerzzucht vorerst für 2021 eingestellt wurde, aber noch Pelzfarmen betrieben werden, befürworten 77 Prozent der erwachsenen Bevölkerung die Einführung von Sofortmaßnahmen zur Beendigung der Pelztierzucht.

Die Tierschutzverbände fordern die EU-Kommission auf, das Inkrafttreten des Tiergesundheitsgesetzes am 21. April zu nutzen, um konsequente Maßnahmen gegen die tierquälerische und gesundheitsgefährdende Pelztierzucht zu ergreifen.

Am 14. April veranstalten die Fur Free Alliance, die Eurogroup for Animals und ihre Mitglieder zusammen mit FOUR PAWS und der Humane Society International einen gemeinsamen Online-Aktionstag, um auf das Problem aufmerksam zu machen, die Öffentlichkeit zu informieren und sich an die politischen Entscheidungsträger zu wenden.

Die „Eurogroup for Animals“ ist der europäische Dachverband für Tierschutzorganisationen mit Sitz in Brüssel. Sie vertritt 70 Tierschutzorganisationen in 26 EU-Mitgliedstaaten, der Schweiz, Serbien, Norwegen, Australien und den USA. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist Mitglied der Eurogroup.

Mehr Informationen:

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Pressestelle:
Christina Ledermann
Tel.: 05840/99 99 790
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de

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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10, Internet: www.tierrechte.de


Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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