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11. März 2021: Tiertransportkrise: EU-Abgeordnete für Rettung der Rinder auf dem Mittelmeer

Foto: alessandro0770/stock.adobe.com

Die Odyssee der Rinder, die monatelang auf schrottreifen Frachtern auf dem Mittelmeer kreuzten, haben in den letzten Wochen weltweit Schlagzeilen gemacht. Mittlerweile wurden alle Tiere von Bord der Karim-Allah getötet. Den über 1.700 Tieren auf der Elbeik droht nun das gleiche Schicksal. EU-Parlamentarier und EU-Tierschutzverbände fordern ein sofortiges Eingreifen der zuständigen Behörden und ein Ende der qualvollen Transporte.

Nach drei Monaten auf See endete die Reise von 864 Rindern auf der Karim-Allah in Cartagena (Spanien), wo alle Tiere entladen und getötet wurden. Das gleiche Schicksal droht nun auch den über 1.700 Rindern an Bord der Elbeik, die derzeit vor Griechenland liegt. Beide Schiffe wurden nach der Abreise in Spanien in Tripolis (Libyen) wegen des Verdachtes auf Blauzungenkrankheit abgelehnt und befanden sich seitdem auf einer Odyssee auf dem Mittelmeer auf der Suche nach einem Hafen. Während der gesamten Zeit auf dem Schiff wurden die Tiere von keinem Tierarzt kontrolliert. Dank der unermüdlichen Arbeit unserer EU-Partnerverbände vor Ort und des direkten Kontakts mit dem Anwalt der Schiffe herrscht nun Gewissheit, dass sich mehr als fünfzig tote Tiere an Bord befinden.

EU-Abgeordnete setzen sich für die Tiere ein
Besorgt über den Zustand der Tiere und der Bedingungen auf den Schiffen, hat sich nun eine Gruppe von EU-Parlamentariern, die der interfraktionellen Arbeitsgruppe Tierschutz angehören, an die griechischen und spanischen Ministerien sowie an die zuständige EU-Kommissarin Stella Kyriakides gewandt. Sie forderten sie auf, sich für die Tiere einzusetzen. Die Europäische Kommission hatte in den letzten Wochen mehrfach interveniert, um das Wohlergehen der Tiere an Bord so weit wie möglich aufrechtzuerhalten und erinnerte die Behörden der Mitgliedstaaten an ihre Verpflichtungen nach dem EU-Recht.

Schiffe verstoßen gegen Verkehrsverordnung
In der Zwischenzeit hat sich der im Europäischen Parlament eingesetzte ANIT-Ausschuss, der die Umsetzung und Durchsetzung der Verkehrsverordnung untersuchen soll, mit dem spanischen Landwirtschaftsminister in Verbindung gesetzt. Der Frachter Karim-Allah verstieß aufgrund fehlender Notfallpläne gegen die geltende Verkehrsverordnung. Der Ausschuss hatte seine Bedenken mitgeteilt und Zugang zu allen Folgeuntersuchungen verlangt.

Tiere wie leblose Waren behandelt
„Es ist nicht das erste Mal, dass wir von solchen furchtbaren Transporten erfahren. In diesen Fällen betrifft es jedoch eine sehr große Zahl von Tieren. Diese 2.671 Rinder, die der Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union eigentlich als „fühlende Wesen“ bezeichnet, werden in der Realität wie eine leblose Ware behandelt. So etwas darf sich nicht wiederholen. Wir bekräftigen unsere Forderung, diese leidvollen Lebend-Tiertransporte endlich zu beenden“, kommentiert Reineke Hameleers, die Geschäftsführerin der Eurogroup for Animals.

Rinder müssen schnellstens entladen werden
Nach Ansicht der Tierschutzverbände sind die spanischen Behörden rechtlich und moralisch verpflichtet, so schnell wie möglich Lösungen für die Tiere zu finden, die sich noch an Bord der Elbeik befinden. Die Rinder müssen schnellstens an einem geeigneten spanischen Hafen entladen werden. Gleichzeitig fordern sie die griechische Regierung auf, unverzüglich amtliche Tierärzte an Bord der Elbeik zu entsenden, um das Wohlergehen und den Gesundheitszustand der Tiere zu überprüfen.

Tierqualtransporte konsequent verbieten
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte unterstützt die Bemühungen der interfraktionellen Arbeitsgruppe Tierschutz: „Dieser neuerliche Tierschutzskandal zeigt eindringlich die völlige Skrupellosigkeit im Umgang mit Tieren. Die eklatanten Missstände auf den schrottreifen Frachtern sind seit Jahren bekannt. Europäische Rinder-Züchter nutzen diese qualvollen Exporte, um sich der „Überproduktion“ von Kälbern aus der Milchproduktion zu entledigen. Diese Tierqualtransporte, egal ob zu Schlacht- und Zuchtzwecken, müssen endlich konsequent verboten werden. Deutschland muss sich entschlossen hinter die Entschließung des EU-Parlaments vom 14. Februar 2019 stellen. Darin fordern die EU-Abgeordneten einen grundsätzlichen Richtungswechsel bei Tiertransporten ein“, fordert Christina Ledermann, Vorsitzende des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.

Die „Eurogroup for Animals“ ist der europäische Dachverband für Tierschutzorganisationen mit Sitz in Brüssel. Sie vertritt 70 Tierschutzorganisationen in 26 EU-Mitgliedstaaten, der Schweiz, Serbien, Norwegen, Australien und den USA. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist Mitglied der Eurogroup.

Offener Brief der interfraktionellen Arbeitsgruppe Tierschutz: www.animalwelfareintergroup.eu
Weitere Informationen zu Tiertransporten: www.eurogroupforanimals.org
Weitere Informationen zur Entschließung des EU-Parlaments vom 14. Februar 2019: www.eurogroupforanimals.org

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Pressestelle:
Christina Ledermann
Tel.: 05840/99 99 790
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de

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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10, Internet: www.tierrechte.de

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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. sind Mitglied bei: