Offener Brief an politische Entscheidungsträger
Gemeinsame Pressemitteilung
Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Ärzte gegen Tierversuche e.V.
In diesem Jahr werden die Weichen für die nächsten vier Regierungsjahre gestellt: am 26. September wird ein neuer Bundestag gewählt. Im Rahmen der Kampagne „Ausstieg aus dem Tierversuch. JETZT!“ fordert ein Bündnis aus 15 Tierschutzvereinen von den Parteien ein Ausstiegskonzept aus dem Tierversuch in ihre Wahlprogramme aufzunehmen.
In einem Offenen Brief an Parteivorsitzende, die tierschutzpolitischen Sprecher der Parteien sowie die Abgeordneten, legt das Bündnis dar, weshalb ein Ausstiegsplan aus dem System Tierversuch ein gesellschaftspolitisch zentrales Thema ist und damit in jedes Parteiprogramm gehört.
Das Bündnis begründet seine Forderung damit, dass Deutschland den Anschluss an die moderne humanbasierte Spitzenforschung verliert, wenn nicht endlich eine Abkehr vom Tierversuch erfolgt. Weitaus fortschrittlicher sind z.B. die Niederlande, die bereits 2016 einen konkreten Ausstiegsplan vorgelegt haben (1). Auch Großbritannien, die USA und Norwegen wollen zumindest in Teilbereichen den überfälligen Paradigmenwechsel hin zu zukunftsweisenden tierversuchsfreien Verfahren einleiten.
Einer aktuellen Umfrage unter EU-Bürgern zufolge sprechen sich rund drei Viertel der Befragten für einen Ausstiegsplan aus dem Tierversuch mit verbindlichen Zielen und Fristen aus (2). 76 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass die EU mehr Forschungsgelder in die Entwicklung von tierversuchsfreien Verfahren investieren sollte; ähnliche Zahlen ergab eine weitere repräsentative Umfrage aus 2017 (3).
Zudem wird darauf verwiesen, dass laut EU Verfahren mit lebenden Tieren für wissenschaftliche und Bildungszwecke vollständig zu ersetzen sind, sobald dies wissenschaftlich möglich ist (4). Tierversuchsfreie Verfahren werden mit weit weniger als 1% der Forschungsgelder gefördert, während über 99 % in die tierexperimentelle Forschung fließen. Da es sich um Steuergelder handelt, liegt es aus Sicht der Tierschutzvereine, in der Verantwortung der Politik, hier einzugreifen und die tierversuchsfreie Forschung mit höchster Priorität zu fördern.
„Die tierfreie Forschung hat in den letzten Jahren bewiesen, dass sie ein beeindruckendes Potenzial birgt. Es wäre unverantwortlich, die Chance zur Weiterentwicklung der biomedizinischen Forschung zu verschlafen. Die Forschungsförderung muss gezielt umgeschichtet werden, um Deutschland als Forschungsstandort zukunftsfit zu machen!“, fordert Christina Ledermann, Vorsitzende vom Bundesverband Menschen für Tierrechte.
Wichtig sei daher, nicht nur verbindliche Ziele und Ausstiegsdaten für die einzelnen Forschungsgebiete auszuarbeiten, eine Gesamtplanung müsse auch ein Umsetzungsmanagement, eine konkrete Finanzierungsstrategie und ein Monitoring-System umfassen.
Dr. Ines Lenk, Vorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche, fasst zusammen: „Sowohl wissenschaftlich als auch ethisch gesehen ist der Tierversuch ein Auslaufmodell. Deswegen ist es unverantwortlich, weiter auf die veraltete und ineffektive tierexperimentelle Forschung zu setzen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, den Ausstiegsplan zu entwickeln und die humanbasierten Methoden mit vereinten Kräften voranzubringen. Dies muss ein fester und verbindlicher Bestandteil der Parteiprogramme sein!“
Zum Auftakt der Bundestagswahlkampagne wurde die Forderung mittels Fotoprojektion an den Reichstag geworfen, um die verantwortlichen Politiker auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.
Hier finden Sie den Offenen Brief an die Parteien als PDF.
Weitere Informationen und Quellen:
(1) NCad opinion Transition to non-animal research. Nationales Komitee für den Schutz von Tieren (NCad). Transition to non-animal research. 2016
(2) In der von Savanta ComRes im Juni 2020 durchgeführten repräsentativen Umfrage stimmten 72% der Befragten in 12 EU-Ländern zu, dass die EU verbindliche Ziele und Fristen für die Abschaffung von Tierversuchen festlegen sollte. 76% der Erwachsenen in EU-Ländern wünschen, dass Tierversuche für Haushaltsreinigungsprodukte in Europa verboten werden sollten. 74% sprechen sich dafür aus, dass Tierversuche für Kosmetika und Inhaltsstoffe inakzeptabel sind. 66% stimmen zu, dass die EU sofort alle Tierversuche beenden sollte. „European survey among the public to gauge perceptions of animal testing in the EU”, Juni 2020
(3) Die im März 2017 veröffentlichte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Forsa wurde vom dem Verein Ärzte gegen Tierversuche in Auftrag gegeben. Danach sind mehr als zwei Drittel der Bundesbürger (69%) der Ansicht, dass die deutsche Bundesregierung dem Beispiel der Niederlande folgen sollte. 75 Prozent der Deutschen sprechen sich zudem dafür aus, die tierversuchsfreie Forschung stärker als bisher zu fördern.
(4) Richtlinie 2010/63/EU, Erwägungsgründe 10, 46, Artikel 47 Absatz
Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Severinusstraße 52, 53909 Zülpich, Tel. 02252-8301210, Fax. 02252-8301211, info@tierrechte.de, www.tierrechte.de
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte e.V. setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrar- und Ernährungswende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion.
Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Goethestraße 6-8, 51143 Köln, Tel. 02203-9040990, Fax 02203-9040991, info@aerzte-gegen-tierversuche.de, www.aerzte-gegen-tierversuche.de
Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche e.V. besteht seit 1979 und ist ein bundesweiter Zusammenschluss aus Ärzten, Tierärzten und Naturwissenschaftlern, die Tierversuche aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen ablehnen. Der Verein engagiert sich für eine moderne, humane Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten sowie der Einsatz von modernen Forschungsmethoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips im Vordergrund stehen.
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Pressestelle:
Christina Ledermann
Tel.: 0211/16345429
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
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Neue Geschäftsstelle: Severinusstraße 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/8301210, Internet: www.tierrechte.de
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Erkrath (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.
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