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Interview: „Ein völlig falsches Bild vom Fuchs soll die Jagd legitimieren!“

Fuchswelpe, 5 Wochen alt. Foto: Hope

Seit vier Jahren betreiben Benita Koepff und Alexander Schackow in Heidelberg eine kleine private Aufzuchtstation für Füchse mit dem Namen „Hope“ (deutsch: „Hoffnung“). Dort nehmen Sie verwaiste Jungfüchse auf und päppeln sie, bis sie groß genug sind, um wieder in die Natur entlassen werden zu können. Tierrechte sprach mit ihnen, wie Sie auf den Fuchs kamen, was die starke Bejagung für die Füchse bedeutet und warum sie erst zu einer Überpopulation führt.

1. Wie kamen Sie auf den Fuchs?
Durch eine Tierrettung, wir nahmen einen verwaisten Fuchswelpen zu uns, um ihn aufzupäppeln. Nachdem wir uns dann im Internet belesen haben, wurden wir aufmerksam auf die schwere und traurige Situation der Füchse.

2. Was möchten Sie mit Ihrer Aufzuchtstation für Füchse und Ihrer Stiftung bewirken?
In unserer Auffangstation möchten wir zum einen Fuchswelpen eine zweite Chance geben, die durch die Jagd ihre Mutter (und/oder auch Vater) verloren haben und das meist in einem Alter, in dem sie noch nicht alleine überlebensfähig sind. Mit unserer Stiftung möchten wir Menschen und andere Auffangstationen unterstützen, da es einen hohen finanziellen Aufwand bedeutet, junge Füchse aufzuziehen oder auch bei Krankheiten tierärztlich versorgen zu lassen. Dies ist „nebenbei“ nicht einfach zu bewältigen und es gibt viele Menschen, die das Wissen und den Willen haben, da zu helfen, es aber dann am Geld scheitern würde.

3. Wer kümmert sich sonst um verwaiste Füchse? Gibt es genug Auffangstationen?
Soweit uns bekannt, gibt es einige Auffangstationen – je nach Bundesland unterschiedlich – aber es zeigt sich jedes Jahr, dass es nicht genug sind. Leider muss man (wir und auch andere) bei Nachfragen eine Absage erteilen, weil man räumlich an seine Grenzen stößt.  Junge Füchse wachsen enorm schnell und brauchen viel Platz und Bewegungsfreiheit, um sich gesund zu entwickeln. Auch ist es keinesfalls ratsam, einen Einzel-Fuchs aufzuziehen, für die soziale Entwicklung braucht es Artgenossen!

4. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes wurden 2018 /19 422.209 Füchse getötet. Was bedeutet diese intensive Bejagung für die Füchse?
Eine Katastrophe! Familienverbände werden auseinander gerissen durch das sinnlose Bejagen der Tiere, etliche Welpen sterben, weil Mutter oder Vater getötet werden. Es bräuchte keine Auffangstationen, wenn dies ein Ende hätte und die Füchse ihren Nachwuchs in Ruhe und Frieden aufziehen dürften. Die Zahl der getöteten Füchse muss leider erheblich nach oben korrigiert werden,  belegbare Untersuchungen bestätigen mindestens 600.000 getötete Tiere.

5. Wie begründen die Jäger die vermeintliche Notwendigkeit zur Jagd auf den Fuchs?
Die Jäger rechtfertigen ihr Tun damit, indem sie behaupten, ohne Jagd käme es zu einer Überpopulation der Füchse.  Auch Krankheiten, die Füchse angeblich übertragen, werden als Argument angeführt, um der Bevölkerung Angst zu machen.

6. Wie denken Sie darüber?
Diese Art der Aufklärung ist schlichtweg falsch, gelogen und schafft ein völlig falsches Bild vom Fuchs, womit wiederum die Jagd legitimiert werden soll. Die Population der Füchse reguliert sich von alleine und nur ohne Eingriff des Menschen, bzw. Jägers. Werden Tiere in so großem Ausmaß geschossen, gerät das Gleichgewicht und die natürliche Balance ihrer Fortpflanzung komplett durcheinander. Das heißt, Tiere verpaaren sich, die dies unter ungestörten Bedingungen nicht tun würden, aus einem natürlichen Arterhaltungs-Instinkt. Der Jäger erreicht mit seinem grausamen Tun genau das, was er vorgibt, eindämmen zu „müssen“, nämlich eine dadurch erst geschaffene Überpopulation. Bestes Beispiel ist Luxemburg: seit dort die Jagd verboten wurde, konnte belegt werden, dass die Anzahl der Tiere nicht nur stagniert ist, sondern auch zurückgegangen ist.

7. Was wäre Ihr Traum bezogen auf unser Verhältnis zum Fuchs und zu Tieren im Allgemeinen?
Unser Traum wäre es, die Jagd auf den Fuchs zu unterlassen, ihn endlich aus dem Jagdrecht zu entfernen. Das Tierschutzgesetz, in dem es heißt, dass keinem Tier ohne Grund Schmerzen, Leid, etc. zugefügt werden darf (§1) muss einen gesetzlich viel höheren Stellenwert erhalten. Wozu ein Gesetz, wenn es tagtäglich ignoriert, unterwandert, mit schlichtweg erfundenen Argumenten boykottiert und missachtet wird?! Das Tierschutzgesetz ist ausreichend, findet jedoch keine Anwendung. Der „Jagdausübungsberechtigte“ ist kein Fachmann für (Wild) Tiere, der nachts von seinem Hochsitz aus entscheiden kann, ob es eine Rechtfertigung gibt, ein Tier zu erlegen oder gar zu erlösen. Kann man doch den Jagdschein im Crash-Kurs innerhalb von ein paar Wochen absolvieren – wie kann ihn das zum Sachkundigen machen?  Wir Menschen müssen lernen, mit den Tieren, unseren Mitgeschöpfen, in Frieden und  Einklang zu leben. Respekt vor dem Leben, denn jedes Leben hat ein Recht auf Unversehrtheit!

Webseite der privaten Stiftung und Aufzuchtstation Hope: www.fuchs-hoffnung.de