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10. Dezember: Corona-Impfstoffsuche zeigt Überlegenheit tierversuchsfreier Verfahren

Die Corona-Pandemie hat zu einem Boom in der Impfstoffforschung und damit zu einem Anstieg von Tierversuchen geführt. Tierversuchsbefürworter fühlen sich in ihrer Argumentation bestätigt und verkünden, Tierversuche seien für die Entwicklung von Corona-Impfstoffen unverzichtbar. Professor Thomas Hartung, der in den USA an tierversuchsfreien Verfahren forscht, argumentiert genau andersherum: Corona zeige uns, dass wir neue tierfreie Forschungsmodelle brauchen. Tierversuche behinderten die Entwicklung neuer Medikamente.

Tierversuche an Mäusen und Rhesusaffen hätten den Weg zu dem Corona-Impfstoff der Impfstoffentwickler Pfizer und BioNTech geebnet, vermelden Tierversuchsbefürworter (1) und sehen sich dadurch in ihrem Eintreten für Versuche an Tieren bestätigt. Professor Dr. Dr. Thomas Hartung, Direktor des Zentrums für Alternativen zum Tierversuch (CAAT) an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore, widerspricht dieser Argumentation in einem Beitrag im Toronto Star (2). Die Suche nach einem Covid-19-Impfstoff habe aufgezeigt, dass die Forschung mit Tierversuchen eher hinderlich sei.

Tierversuche behindern schnelle Arzneimittelentwicklung
Hartung weist auf den langsamen Verlauf von Medikamenten- und Impfstoffentwicklung mithilfe von Tiermodellen hin und verknüpft dies mit einer grundsätzlichen Kritik an der konventionellen Arzneimittelentwicklung. Diese stütze sich stark auf Tierversuche, um die Mechanismen von Krankheiten und potenziellen Behandlungen zu verstehen. Die Tatsache, dass es teilweise bis zu zehn Jahre und länger dauere, bis ein neues Medikament auf den Markt komme, sei darauf zurückzuführen, dass Substanzen immer noch am Tier getestet werden müssten.

Arzneimittelentwicklung: fragwürdig und ineffizient
„Ein solch extrem teures, ethisch fragwürdiges und gleichzeitig vollkommen ineffizientes System bei der Arzneimittelentwicklung können wir uns nicht länger leisten“ betont auch Dr. Dr. Stefanie Schindler, Fachreferentin für tierversuchsfreie Verfahren beim Bundesverband Menschen für Tierrechte. „Dies hat sich schon sehr lange abgezeichnet, aber Covid-19 hat jetzt eindeutig gezeigt, dass dieses System auf Notfälle nicht adäquat reagieren kann. Wir müssen die Arzneimittel- und Impfstoffentwicklung komplett neu überdenken.“

Corona könnte Ausschlag für tierversuchsfreie Verfahren geben
Corona könnte, laut Hartung, jetzt den Ausschlag für tierversuchsfreie Verfahren geben, denn das Virus erfordere ein neues Forschungsmodell, das Tiere umgeht und stattdessen auf humanbiologischen Tests basiert. Der Einsatz der Tiere, die aktuell in den Laboren für die Entwicklung eines Covid-19-Therapeutikums leiden müssten, behindere eine Umstellung auf eine schnellere, eine humanbasierte Forschung.

Tierversuche gesetzlich vorschrieben
Die Tatsache, dass bei der Entwicklung der drei aktuellen Impfstoffkandidaten gegen Covid-19 wegen der Dringlichkeit Tierversuche verkürzt, übersprungen oder sogar gleichzeitig mit den Tests an Menschen gemacht wurden, bestätigen Hartungs Aussagen. Da vor der Zulassung von neuen Medikamenten und Impfstoffen Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben sind, müssen die Substanzen zuerst an Mäusen und Ratten getestet werden, um überhaupt eine behördliche Genehmigung für die weiteren klinischen Tests an Menschen zu bekommen. Da sich weder Mäuse noch Ratten an dem Virus anstecken, konnten diese Versuche die Wirksamkeit des Impfstoffes jedoch nicht nachweisen.

(1) https://www.tierversuche-verstehen.de/tierversuche-f%C3%BCr-coronaimpfstoff
(2) https://www.thestar.com/business/2020/12/05/could-covid-spell-the-end-of-animal-testing.html

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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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