Allgemein Margrits Kolumne

Margrits Kolumne: Aus Vieh wird Fleisch

Bevor die Rindsrouladen, Schweinshaxen oder Bratwürste auf dem Teller liegen, machen sie eine Verwandlung durch: Aus geschundenem Vieh wird essbares Fleisch, das sogenannte „männlichste Lebensmittel“. Kein Geringerer als Homer schrieb in der Ilias vom „herzerfreuenden Schmause“ und vom „lecker bereiteten Mahle“.

Was auch immer im mykenischen Griechenland gegessen wurde, war es sicher unter anderen Voraussetzungen gewachsen als das heutige Fleisch. Vieh oder genauer Schlachtvieh wird in ein elendes Leben hinein geboren, in Tiertransporten durch halb Europa gekarrt, im Schlachthof am Fließband zu Tode gebracht, in den Zerlegebetrieben zerstückelt, im Lebensmitteleinzelhandel verteilt. Am Ende des qualvollen Lebens liegt es in der Tiefkühltruhe, wird zu Billigpreisen verkauft, appetitlich auf einem Teller angerichtet und schließlich im menschlichen Magen entsorgt. Echt lecker!

Hippokrates, der berühmteste Arzt des Altertums, der um 400 vor Christi lebte und der Begründer der Medizin als Wissenschaft war, sagte damals: „Eure Nahrung sei eure Medizin, eure Medizin sei eure Nahrung.“ Ist Wurst eine Medizin? Sie wird aus Fleisch hergestellt und enthält dementsprechend viele Antibiotika und Hormone, die von den Tieren zwangsläufig mit dem Futter aufgenommen werden.

In einer großen Reha-Klinik hieß es, die Wurstplatten abends müssten verschwinden, denn Wurst sei genau so Krebs erregend wie Arsen und Asbest. Chefarzt und Küchenchef kamen überein: An dem Abend, wo die Wurstplatten nicht angerührt werden, würden sie für immer verschwinden. Darauf wartet man heute noch…

Doch werden nicht jeden Abend mindestens zwei Scheiben Wurst in Senioren- und anderen Heimen serviert? Wo findet man dagegen wichtige Spurenelemente wie Selen (in Paranüssen und Sonnenblumenkernen), Catechine (in Grünem Tee) und Lycopene (in Tomaten)? Und wie ist es mit Kapern? Sie werden seit der Antike als Gewürz verwendet und waren Bestandteil von Arzneimitteln. Man sagt ihnen nach, dass sie bei Schwellungen von Leber und Milz helfen. „Königsberger Klopse“ schmecken erst richtig gut, wenn sie mit reichlich Kapern gewürzt werden.

Na dann, guten Appetit!

Margrit Vollertsen-Diewerge